Ich muss kurz mein Blog missbrauchen, um ein wenig Ärger abzulassen. Das Thema hat nix mit Astronomie zu tun, wird außerhalb von Jena niemanden interessieren und ist im großen Ganzen der Dinge relativ unwichtig – aber immerhin gibt es ne Statistik und wenn ich öffentlich darüber meckere, dann ärgert es mich nicht mehr ganz so sehr…
Ich freue mich auf den 21. Dezember 2012. Nicht nur, weil da endlich der ganze Unsinn mit dem nicht stattfindenden Weltuntergang vorbei ist. Sondern weil da endlich das große Jenaer Schwimmbad, das “Galaxsea” eröffnet wird. Denn ich schwimme sehr gerne. Wenn man täglich Sport treiben will, dann hat man ja theoretisch verschiedenen Möglichkeiten. Man kann joggen. Das finde ich persönlich relativ langweilig. Abgesehen davon habe ich ein paar Probleme mit meinen Füßen und wenn ich regelmäßig länger jogge, dann kann ich irgendwann nicht mal mehr gehen. Fahrradfahren finde ich großartig. Aber wenn es Sport sein soll und keine Fortbewegung, dann sollte es draußen auch halbwegs warm sein. Bei Regen und schneebedeckten, eisigen Straßen stundenlang durch die Gegend zu radeln macht keinen Spaß. Bleibt nur noch der langweilige Heimtrainer im Wohnzimmer. Der ist aber auch nicht der Bringer. Schwimmen ist besser! Schwimmen macht Spaß, wird zumindest mir nicht langweilig und im Sommer bin ich täglich ein bis zwei Stunden geschwommen. Im Sommer gibt es aber auch überall Freibäder, Badeseen, das Meer – und so weiter. Im Winter muss man ins Hallenbad. Und da fängt der Ärger an.
Jena ist offiziell eine Großstadt (bei uns gibt es knapp mehr als 100000 Einwohner). Es ist eine Universitätsstadt mit 25000 Studenten. Es ist eine Sportstadt mit einem Fussballverein, einem Handballverein, Basketballvereinen, Rugbyclubs, American Football – hier gibt es alles. Ich hab sogar schon Leute Cricket spielen sehen. Man sollte meinen, dass man hier auch schwimmen kann. Und im Sommer geht das wunderbar in den zwei Jenaer Freibädern und ich war bis zum letzten Tag im Wasser! Aber dann war die Sommersaison zu Ende. Und eigentlich schwimmt es sich ja auch im Hallenbad recht gut. Wenn es denn eines gäbe. Jena hat ein großes “Erlebnisbad”, das Galaxsea. Als dieses Bad Ende der 1990er Jahre gebaut wurde, hat man dabei offensichtlich gepfuscht. Bei der planmäßigen Renovierung im Jahr 2011 fand man heraus, dass da nichts zusammenpasste, die Decke eventuell einstürzen könnte und alles saniert werden muss. Das war vor über einem Jahr. Seitdem hat man sich lange herumgestritten um herauszufinden, wer denn Schuld sei und wer alles bezahle müsse. Und irgendwann fing man dann sogar an zu arbeiten. Am 21. Dezember 2012 werde man das Schwimmbad wieder eröffnen, hieß es.
Bis dahin gab es in Jena nur noch eine Möglichkeit, schwimmen zu gehen. Eine kleine Schwimmhalle, die eigentlich für Vereine und die Schulen reserviert, an den Wochenenden aber auch für die normalen Bürger offen ist. Schwimmen ist in Jena also nur noch Samstags und Sonntags möglich. In einem 25 x 12,5 Meter großen Becken, von dem eine Hälfte meistens auch noch für Kinder abgesperrt ist. In einer Stadt mit über 100000 Einwohnern. Ich habe ein paar Mal probiert dort zu schwimmen. Aber da kann man genausogut probieren in der eigenen Badewanne zu schwimmen, da ist ungefähr gleich viel Platz. Nur in den Herbstferien war es angenehm, da war das Bad auch wochentags geöffnet und man konnte schon früh am morgen (naja, um 10, als das Bad öffnete) in relativer Ruhe schwimmen.
Um die Zeit bis zum 21. Dezember nicht ganz ohne Schwimmen zu verbringen, wollte ich heute Nachmittag eigentlich nach Weimar fahren. Da muss ich zwar zusätzlich zum Eintrittspreis auch noch die Zugfahrt bezahlen, aber was solls. Tja – leider wurde nichts aus dem Plan, weil der Zug 40 Minuten Verspätung hatte und ich keine Lust, solange am kalten Bahnsteig zu stehen (und ich auch nicht so viel Zeit hatte). Verärgert wieder zuhause wollte ich dann nochmal nachschauen, wie es in Sachen Galaxsea-Eröffnung steht. Und welch Freude: Das Schwimmbad ist offensichtlich noch kaputter als man dachte und wird erst irgendwann 2013 fertig sein. So etwas ist wirklich ärgerlich für eine Stadt wie Jena.
Ich lebe äußerst gerne hier und kann wenig schlechtes über die Stadt sagen. Aber wenn schon jahrelang das offizielle Hallenbad der Stadt renoviert wird, warum kommt dann niemand auf die Idee, die Öffnungszeiten des zweiten Bades zu erweitern? Klar, die Vereine und die Schulen brauchen das Bad. Aber warum kann man es nicht auch morgens vor Schulbeginn öffnen und nachmittags/abends länger offen halten? Wieso kommt niemand auf die Idee, dass der aktuelle Zustand etwas ist, auf das man irgendwie reagieren sollte?
Immer wenn ich mich zu sehr über etwas ärgere, dann probiere ich herauszufinden, ob ich mich auch zu Recht ärgere. Jena, mit eigentlich zwei Bädern ist ja schon in einer guten Situation. Andere Städte haben nur ein Bad und vielleicht hat man dort als normaler Bürger noch viel weniger Zeit zum Baden als zur Zeit in Jena? Dem Ärger muss etwas Objektivität entgegengesetzt werden, also habe ich die Zeit, die ich eigentlich im Wasser schwimmen wollte, mit der Anfertigung einer kleinen Statistik verbracht…
Ich habe mir angesehen, wie die Hallenbadsituation in den 20 größten Städten von Thüringen aussieht. Wie viele dieser Städte haben ein Hallenbad und wie viele Stunden ist es offen? So sieht das Ergebnis aus:
Ich habe hier nur die Stunden addiert, in denen wirklich jeder ins Bad kann (also kein Seniorenschwimmen, Kinderschwimmen, usw). Die Landeshauptstadt Erfurt steht mit zwei Bädern und 123 Stunden natürlich an der Spitze. Aber dann folgen schon eher die kleineren Städte. Sonneberg zum Beispiel hat nur knapp 22000 Einwohner, Arnstadt 25000 und Mühlhausen 36000. Aber richtig interessant wird die Statistik erst, wenn man die Einwohnerzahl miteinbezieht. Ich habe daher auch ausgerechnet, wie viele Stunden Öffnungszeit auf 1000 Einwohner kommen:
Jetzt fällt Erfurt weit nach hinten und Sonneberg rückt an die Spitze. Ok, die Statistik ist vermutlich verbesserungswürdig. Man könnte noch die Größe der Schwimmbäder berücksichtigen. Und natürlich baut keine Stadt ein Schwimmbad mit nur einer Bahn; eine gewisse Mindestgröße gibt es immer und daher sind Kleinstädte in der Statistik tendenziell bevorzugt. Aber Jena ist – sieht man von Sondershausen und Schmalkalden ab, die gar kein Hallenbad haben – deutlich abgeschlagen auf dem letzten Platz, egal wie man es betrachtet (Das scheint auch anderen schon aufgefallen zu sein; in einer Petition des Jenaer Ortsteilbürgermeisters Siegfried Ferge wird der Bau einer neuen Schwimmhalle gefordert).
Ich kann mich also zurecht ärgern. Vor allem, weil meine Öffnungszeitenrecherche gezeigt hat, dass in den meisten anderen Städten die Bäder durchaus auch für Schulen und Vereine genutzt werden. Dort aber dafür morgens und abends für den Rest der Bevölkerung offen sind. Ganz im Gegensatz zu Jena, wo man bis jetzt anscheinend nicht auf diese Idee gekommen ist (Oder vielleicht gibt es hier SO viele Vereine, dass sie wirklich die ganze Zeit selbst benötigen?)
Wie auch immer. So wie es aussieht werde ich bis zum Sommer warten müssen. Oder ich ziehe um nach Sonneberg. Die haben ja sogar ne schöne Sternwarte.
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