Es wird oft behauptet, die chinesische Mauer sei das einzige Bauwerk von Menschenhand, das mit freiem Auge aus dem Weltall zu sehen ist. Das ist natürlich Unsinn, denn die Mauer ist zwar lang, aber viel zu schmal, um ohne technische Ausrüstung sichtbar zu sein. Blickt man aber aus dem Orbit auf die Erde besteht trotzdem kein Zweifel, dass sie bewohnt ist. Man muss nur zum richtigen Zeitpunkt hinsehen. Nämlich in der Nacht. Dann leuchtet und glitzert unser Planet im künstlichen Licht, das wir Menschen geschaffen haben. Der NASA-Satellit Suomi NPP hat nun die bisher detailreichsten und beeindruckensten Aufnahmen der nächtlichen Erde gemacht. Sie sind wirklich toll. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll…
Vielleicht einfach mal mit diesem kurzen Video, dass die Erde in ihrem ganzen, menschengemachten Glanz zeigt:
Ihr könnt euch auch selbst durch die Karte der nächtlichen Erde klicken. Es lohnt sich. Schaut euch nur mal Europa an:
Norditalien und die Benelux-Staaten scheinen zu brennen, so hell ist es dort. Zwischen Deutschland und Italien streckt sich das dunkle Band der Alpen hindurch und im Meer zwischen Großbritannien und Skandinavien sind viele hell erleuchtete Inseln aufgetaucht; die Ölplattformen, die die gesamte Nordsee durchziehen. In Nordafrika ist der Nil zu einem Fluss aus Feuer geworden, der sich durch die dunkle Wüste windet. Und Moskau ist ein leuchtender Stern in der Weite Osteuropas.
Hier ist Deutschland, vergrößert:
Ein Lichtermeer ohne wirklich dunkle Bereiche. Kein Wunder, dass sich die Astronomen, die auf einen dunklen Nachthimmel angewiesen sind, lieber ins nördliche Chile zurückziehen. Denn da ist es nachts noch finster:
Aber es sind nicht nur die Lichter der Menschen, die die Nacht aufhellen. Manchmal ist es auch das Licht des Mondes. Das zeigt diese Serie von Aufnahmen des persischen Golfs. Die Bilder wurden zu drei verschiedenen Zeitpunkten, während dreier unterschiedlicher Mondphasen, gemacht.
Wer schon mal in einer dunklen Gegend bei Vollmond spazieren gegangen ist, der weiß, wie hell der Mond sein kann!
Es gibt so viele toller Bilder, schaut sie euch am besten selbst an. Hier habe ich noch eines:
Besser lässt sich der Unterschied zwischen den politischen Systemen von Nord- und Südkorea kaum demonstrieren…
Ok, ein Bild noch. Hier sieht man Wellen im “Airglow”. Dieses sehr schwache Leuchten, das man mit freiem Auge nicht sehen kann, entsteht, wenn die UV-Strahlung der Sonne in den oberen Atmosphärenschichten auf Sauerstoff-, Stickstoff- und andere Gasmoleküle trifft. Die Moleküle werden ionisiert, d.h. sie verlieren Elektronen. Danach schnappen sie sich wieder welche und bei dieser Rekombination wird ein wenig Energie freigesetzt und es leuchtet (das gleiche passiert auch bei einer Sternschnuppe). In diesem Fall hat ein starker Wirbelsturm Wellen in diesem Nachtleuchten erzeugt:
Die Erde ist ein schöner Planet, vor allem aus dem Weltall gesehen. Und auch wenn der menschengemachte Lichterglanz uns an unangenehme Dinge wie Energieverschwendung, Armut oder Umweltverschmutzung erinnert, ist er doch unbestreitbar schön. Zum Abschluss habe ich daher noch einmal ein Bild der gesamten nächtlichen Erde:
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