Titan ist ein besonderer Mond. Nicht nur, dass er zu den größten Monden im Sonnensystem gehört. Nicht nur, dass er neben unserem eigenen Mond der einzig andere Mond im Sonnensystem ist, auf dem eine Raumsonde sicher gelandet ist. Titan ist auch einer der wenigen Himmelskörper im Sonnensystem von dem wir wissen, dass an seiner Oberfläche Flüssigkeiten existieren. Natürlich ist es hier kein Wasser. Titan umkreist den Saturn und dort ist viel zu kalt dafür. Auf dem Titan gibt es dafür flüssige Kohlenwasserstoffe wie Methan und Ethan. Und die bilden beeindruckende – und seltsam vertraut wirkende Strukturen.
Titan ist wirklich ein cooler Himmelskörper. Und würde er nicht den großen Saturn umkreisen, mit seinen beeindruckende Ringen quasi der Promi des Sonnensystems, sondern als Planet die Sonne, dann würde man dem Himmelskörper wahrscheinlich mehr Aufmerksamkeit widmen. Verdient hätte Titan sie auf jeden Fall. Der Mond ist der zweitgrößte Mond des Sonnensystems (nur Ganymed bei Jupiter ist größer) und mit einem Durchmesser von 5150 Kilometern größer als unser Mond:
Titan hat eine dichte Atmosphäre, die viel höher reicht als die der Erde. Aufgrund der Temperatur- und Druckverhältnisse existiert dort flüssiges Methan und so wie bei uns auf der Erde ein Wasserkreislauf existiert, bei dem Wasser über die Oberfläche fließt, verdunstet und dann wieder abregnet, existiert auf dem Titan ein Methankreislauf.
Das Methan auf dem Titan bildet große Seen. Der größte davon trägt den schönen Name Kraken Mare und ist mit einer Fläche von knapp 400000 Quadratkilometer größer als das kaspische Meer!
2004 erreichte die Raumsonde Cassini-Huygens den Titan. Der Cassini-Teil sollte im Orbit um den Saturn bleiben und später auch die anderen Ringe und Monde des großen Planeten erforschen. Huygens (benannt nach dem Astronom Christian Huygens, der den Mond 1655 entdeckte) dagegen sollte auf dem Mond landen! Und genau das tat die Sonde am 14 Januar 2005. Beim Abstieg sah die Sonde Flüsse aus Methan, Küsten von Seen aus Teer und andere scheinbar vertraute Landschaften, bevor sie mit fast 4,5 Metern pro Sekunde am Boden aufprallte. Sie sendete noch über eine Stunde Daten. So sieht es am Boden des Titan aus:
Das Bild zeigt keine Gesteinsbrocken, sondern Eisklumpen, die aus einer Mischung aus Wasser- und Kohlenwasserstoffeis bestehen. In der Mitte des Bildes sind sie circa 15 Zentimeter groß und ungefähr 85 Zentimeter von der Sonde entfernt. Kein großes Panaromabild also und nur ein kurzer Blick auf eine fremde, vertraute Welt.
Leider gibt Titan seine Geheimnisse nicht so leicht auf. Wegen der dicken Atmosphäre kann man keine Bilder aus dem Orbit machen, wie das zum Beispiel auf dem Mars möglich ist. Aber Radarstrahlen durchdringen die dicken Atmosphärenschichten und erlauben zumindest kleine Einblicke. Und liefern manchmal trotzdem höchst beeindruckende Bilder. Zum Beispiel dieses hier:
Wie gesagt, es ist nur eine Radaraufnahme und daher nur Schwarz-Weiß. Aber Radar ist gut darin, feste und flüssige Oberflächen zu unterscheiden. Flüsse und Seen habe eine eher glatte Oberfläche und reflektieren die Radarwellen besser. Im Radarbild erscheinen sie schwarz, genau so wie der schwarze Fluss, der sich im Bild oben durch die Gegend mäandert und tatsächlich dem Nil der Erde überraschend ähnlich sieht.
Natürlich ist er nicht ganz so lang, sondern nur 400 Kilometer! Aber hey! Ein 400 Kilometer langer Fluss aus Methan, auf der Oberfläche eines fremden Mondes? So etwas sieht man nicht jeden Tag! Der Titan ist ein höchst faszinierender Ort und würde es verdienen, genauer und besser untersucht zu werden. Mit ein wenig Glück wird das in den nächsten Jahrzehnten auch passieren. ESA und NASA planen eine Mission namens TandEM ( (Titan and Enceladus Mission), bei der nicht nur der Titan besucht werden soll, sondern auch der ebenfalls sehr faszinierende Saturnmond Enceladus, der – so wie auch Titan oder der Jupitermond Europa – einen starken Kryovulkanismus zeigt. Der funktioniert genau so wie der Vulkanismus auf der Erde oder der Venus. Nur spielt hier nicht geschmolzenes Gestein die Rolle der Lava, sondern geschmolzenes Eis, d.h. flüssiges Wasser oder auch flüssiges Methan.
Tandem wird aber frühestens im Jahr 2030 auf dem Titan landen, wenn überhaupt. Aber wenn die Mission stattfindet und erfolgreich ist, dann werden die Bilder beeindruckend sein. Es ist zum Beispiel geplant, eine Landeheit direkt im flüssigen Methan des Kraken Mare abzusetzen.
Man vergisst oft, dass unsere Welt nicht die einzige ist. Die vielen Planeten und Monde sind nicht nur Lichtpunkte am Himmel oder leblose Gesteinskugeln, die die Sonne umkreisen. Es sind eigene Welten und jede von ihnen auf ihre eigene Art beeindruckend. Da draußen gibt es gigantische Wirbelstürme auf dem Mars, Vulkanausbrüche auf der Venus, unterirdische Ozeane auf Europa, Eisvulkane auf Enceladus – oder eben riesige Methan-Flüsse auf Titan. Es wäre wirklich toll, dort noch einmal eine Sonde hinschicken zu können. Es gibt dort draußen so viel zu entdecken…
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