Heutzutage ist kaum etwas einfacher, als die Uhrzeit herauszufinden. Selbst wenn man keine Armbanduhr hat, hat man auf jeden Fall ein Handy, das die Zeit anzeigt. Und auch wenn man zur Minderheit der handylosen Menschen gehört: Die Uhrzeit kann man am Fernseher ablesen, man hört sie im Radio und man sieht sie überall an öffentlichen Uhren. Die Uhrzeit ist die Uhrzeit und kaum einer macht sich Gedanken, woher man eigentlich wirklich weiß, wie spät es ist.
Früher kannte kaum jemand die Uhrzeit. War aber auch nicht nötig. Man hat die Arbeit erledigt, die zu erledigen war und wenn irgendwas wichtiges anstand, läuteten die Kirchenglocken. Es war nicht nötig, rechtzeitig den Fernsehapparat einzuschalten, um DSDS nicht zu verpassen. Es gab keine Stechuhren und keine Überstunden. Ein paar Leute gab es natürlich schon, die sich um Kalender und Uhrzeit kümmern mussten. Irgendwo her mussten ja auch die Kirchenglocken wissen, wann sie läuten sollen.
Die Grundlage für die Zeitmessung war immer der Himmel. Die Bewegung der Sonne und der Sterne über den Himmel (die Resultat der Drehung der Erde um ihre eigene Achse ist) und die Bewegung der Erde um die Sonne lieferten einen gleichmäßigen Rhythmus, anhand dessen die Zeit bestimmt werden konnte. Es war lange Zeit eine der wichtigsten Aufgaben der Astronomen, jeden Tag den lokalen Mittagszeitpunkt zu bestimmen und Kalender zu erstellen.
Wer kein Astronom war, konnte eine Sonnenuhr verwenden, um einen groben Überblick über die Zeit zu bekommen. Klassische mechanische Uhren entstanden erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Aber auch das waren große Pendeluhren, die man nicht mit sich herum tragen konnten. Tragbare Taschenuhren die auch tatsächlich genau liefen, konnte erst John Harrison in der Mitte des 18. Jahrhunderts bauen.
Aber auch davor gab es so etwas ähnliches wie eine Uhr. Eine Taschenuhr ist ja ein mechanisches Gerät bei dem diverse Zahnräder, Federn und anderer technischer Kleinkram den gleichmäßigen Rhythmus erzeugen; einen Rhythmus, der der Bewegung der Erde, der Sonne und der Sterne möglichst gut entsprechen soll. Die Uhr funktioniert auch ganz ohne Himmel. Aber kluge Gelehrte entwickelten schon vor über 2000 Jahren einen “Taschenhimmel”: Das Astrolabium.
Die Uhrzeit und die Position der Himmelskörper entsprechen einander. Wenn ich weiß, dass die Sonne um 7:13 aufgeht, dann kann ich entweder auf meine Uhr blicken und warten, bis sie 7:13 anzeigt. Auch ohne aus dem Fenster zu blicken kann ich mir dann sicher sein, dass draußen gerade die Sonne aufgeht. Oder aber ich sehe draußen die Sonne aufgehen – dann kann ich ohne auf die Uhr zu blicken sicher sein, dass es gerade 7:13 ist. Wenn ich weiß, wie die Bewegung der Himmelskörper mit der Uhrzeit zusammenhängen, kann ich das eine benutzen, um auf das andere zu schließen.
Genau so funktioniert ein Astrolabium. Es ist eine zweidimensionale Abbildung des Himmels. Es besteht aus einem Koordinatennetz; aus diversen Skalen, die Zeit und Datum anzeigen können und aus einer Darstellung der wichtigsten Sterne am Himmel. Wenn ich die aktuelle Zeit kenne, kann ich das Astrolabium so einstellen, dass es mir genau zeigt, wie der Himmel momentan aussieht und welche Sterne wo zu sehen sind. Oder aber ich stelle das Astrolabium genau so ein, dass die Darstellung der Sterne der realen Position der Sterne am Himmel entspricht. Dann kann ich daran die Uhrzeit ablesen!
Wie so etwas funktioniert zeigt dieser schöne TED-Talk:
Ein Astrolabium ist zwar tatsächlich ein wenig komplizierter als der simple Blick auf die Uhr. Aber wer sich einmal damit auseinandergesetzt hat, der weiß nicht nur, wie spät es ist. Sondern auch, wo die Uhrzeit eigentlich her kommt!
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