Es trägt den Namen WISE J104915.57-531906 (ja, die Bezeichnungen in solchen Katalogen sind meistens nicht sehr eingängig…). Und es hat sich zwischen den einzelnen Aufnahmen deutlich bewegt – so deutlich, dass die Eigenbewegung auf ein sehr nahes Objekt hindeutet. Luhman hat daraufhin in den Archiven nach alten Aufnahmen gesucht, auf denen sich dieses Objekt auch befinden müsste und wurde tatsächlich fündig. Er konnte so den Weg von WISE J104915.57-531906 bis ins Jahr 1978 zurück verfolgen. So sieht die Bewegung am Himmel aus:
Aber noch wusste Luhman nicht, was das genau für ein Objekt ist. Ein Stern? Welche Art von Stern? Um das herauszufinden hat Luhman den Stern in ein Farben-Helligkeitsdiagramm beziehungsweise ein Farben-Farben-Diagramm eingetragen. Solche Diagramme sind Variationen des berühmten Hertzsprung-Russell-Diagramms (HRD). Sterne werden dort anhand ihrer Helligkeit bzw. ihrer Farbe/Temperatur klassifiziert. Im HRD kann man zwischen normalen Sternen unterscheiden, zwischen roten Riesen und weißen Zwergen, und so weiter. So sehen die Diagramme von Luhman aus (aus Luhman 2013):
Die oberen beiden Bilder sind Farben-Farben-Diagramme. Man beobachtet das Objekt in verschiedenen Filtern (die tragen hier Namen wie J, K, W1, W2, K) und schaut, wie hell sie dort jeweils sind. Dann bildet man verschiedene Differenzen und schaut zum Beispiel nach, ob das Objekt im roten Licht heller ist als im blauen Licht. Oder, wie in unserem Fall, zum Beispiel im J-Filter heller als im W2-Filter, wie im Diagramm oben links. Diese Differenzen vergleicht man mit anderen Differenzen oder auch nur mit der Helligkeit in einem Filter (das wird dann mit M bezeichnet). Auf diese Art kann man zwischen verschiedenen Sterntypen unterscheiden. In den Bildern hier sieht man das unbekannte Objekt (in rot) und jede Menge Vergleichsobjekte. Zum Beispiel rote Zwerge. Das sind die kleinsten Sterne, die es gibt und sie gehören zum Spektraltyp “M”. In den Diagrammen sind sie als offene Kreise zu sehen. Noch kleiner und kühler als die M-Zwerge sind die L-Zwerge und die T-Zwerge die im Diagramm als Kreuze bzw. gefüllte Kreise eingezeichnet sind. Und unser unbekanntes Objekt scheint eindeutig zur Gruppe der L-Zwerge zu gehören!
Ein L-Zwerg ist aber kein echter Stern mehr! Ein L-Zwerg ist ein brauner Zwerg. Er ist nicht schwer genug, um in seinem Kern Temperaturen erzeugen zu können, die hoch genug sind, um dauerhaft Kernfusion ablaufen zu lassen. Ein Himmelskörper muss mindestens 75 Mal schwerer sein als der Planet Jupiter, damit er als roter Zwerg ein echtes Sternenleben beginnen kann. Himmelskörper die leichter sind, sind auch kühler und können nur für sehr kurze Zeit durch Kernfusion Energie erzeugen (sie können keinen Wasserstoff fusionieren sondern nur Deuterium und davon gibt es viel weniger!). Danach leuchten sie also nicht mehr selbst, sondern sind nur noch warm und kühlen ab. L-Zwerge haben nur noch circa 2000 Grad und sind damit deutlich kühler als normale Sterne. Aber im infraroten Licht sind sie gut zu sehen, und deswegen wurde WISE J104915.57-531906 ja auch von WISE gefunden.
Luhman wollte aber noch genauer wissen, um was es sich handelt und hat sich WISE J104915.57-531906 mit dem großen Teleskop der Gemini-Sternwarte beobachtet. Und dabei dieses Bild gemacht:
Es handelt sich nicht um einen braunen Zwerg, sondern gleich um zwei! WISE J104915.57-531906 ist ein System, in dem sich zwei braune Zwerge gegenseitig umkreisen! Eine ziemlich coole Entdeckung! Über braune Zwerge wissen wir noch nicht so viel wie über Sterne und wir kennen sie auch noch nicht so lange. Der erste wurde erst im Jahr 1995 entdeckt. Und jetzt haben wir gleich zwei davon in unmittelbarer Nachbarschaft der Sonne. Das ist ideal für die Forschung. Und wer weiß… vielleicht schicken wir ja irgendwann mal sogar eine Raumsonde dorthin. Die müsste natürlich ein wenig schneller sein als die, die wir bisher haben. Aber eine Missionsdauer von ein paar Jahrzehnten wäre durchaus realistisch. Ich würde zu gern mal einen braunen Zwerg aus der Nähe sehen!
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