Kürzlich habe ich dafür plädiert, eigene Texte auch im eigenen Blog zu veröffentlichen und nicht bei Facebook, wo man die Kontrolle über die Texte verliert. Das heißt aber nicht, dass ich die sozialen Netzwerke generell blöd finde. Sie sind eben nur nicht für alle Zwecke gleich gut geeignet.
Ich bin Autor, ich lebe davon, ein Publikum zu haben. Damit ich meinen Job machen und damit Geld verdienen kann, brauche ich möglichst viele Leute, die meine Artikel und Bücher lesen. Und wenn es bei den sozialen Netzwerken etwas gibt, dann Publikum! Facebook & Co sind ideal dafür, Informationen zu verbreiten (mein Artikel über die kosmologische Forschung von Planck wurde in den letzten 24 Stunden zum Beispiel mehr als 5000 Mal via Facebook gesehen) und das ist auch der Zweck, für den ich die sozialen Netzwerke hauptsächlich nütze. Aber es gibt ja nicht nur Facebook und Twitter. Es gibt noch viel mehr…
Über den Sinn von Twitter habe ich mir schon 2009 Gedanken gemacht; und über den Zweck von Facebookseiten im Jahr 2010. Mittlerweile habe ich beide sozialen Netzwerke einigermaßen durchblickt und weiß, was man damit tun und erreichen kann und was nicht. Aber es gibt ja noch mehr Netzwerke und wie gesagt: Ich bin immer auf der Suche nach neuen Wegen, mein Publikum besser zu erreichen und zu vergrößern. In letzter Zeit habe ich daher ein paar diese Dienste ausprobiert. Es fehlt mir zwar noch der wirkliche Durchblick. Aber ich hoffe, zu lernen und ich hoffe vor allem auf Inprut der Leserschaft!
Foursquare
Da wäre zum ersten Mal Foursquare. Das ist nicht neu, aber ich habe erst vor ein paar Monaten angefangen es zu nutzen, als ich mein erstes Smartphone gekauft habe. Das Prinzip von Foursquare ist eigentlich ziemlich simpel. Man erstellt einen Account und sagt dann dem Rest der Welt ständig, wo man sich gerade aufhält. Das klingt zwar erst mal wie der Albtraum jedes Datenschützers, ist aber nicht ganz so dramatisch (und die Datenschutzsache möchte ich bei der Diskussion hier sowieso ausklammern – da ist ein soziales Netzwerk nicht besser als das andere und man sollte sowieso immer bewusst darüber nachdenken, was man aus welchen Gründen im Netz tut). Wenn ich zum Beispiel am Abend in die Kneipe gehe, kann ich dort bei Foursquare “einchecken” und der Rest der Welt kann sehen, dass ich in dieser Kneipe war. Wenn ich in den Supermarkt gehe oder auf die Uni oder in die Mensa oder sonst irgendwo hin gilt das gleiche: Man checkt ein. Wozu, um Himmels Willen!!, wird sich jetzt vielleicht der eine oder die andere fragen. Ist es nicht schlimm genug, dass jeder auf Twitter postet, was es zum Frühstück gab? Muss man nun auch noch jeden Ortswechsel in einem speziellen sozialen Netzwerk dokumentieren?
Naja, müssen tut man nichts. Aber Foursquare ist aus verschiedenen Gründen recht praktisch. Denn man kann dort nicht nur einfach einchecken, sondern natürlich auch kommunizieren. Man kann Tipps zum jeweiligen Ort geben, kann Kritik üben, andere User auf besondere Eigenschaften oder Angebote hinweisen, und so weiter. Das macht besonders Sinn, wenn man selbst sich an einem Ort aufhält, den man noch nicht kennt. Steigt man zum Beispiel am Westbahnhof in Wien aus dem Zug, dann kann man sich die Tipps und Kommentare bei Foursquare ansehen und erfahren, wo man kostenloses WLAN am Bahnhof bekommt, wie man 15 Prozent Ermäßigung bei der Imbissbude kriegt, wo es guten Kaffee gibt, und so weiter. Ich nutze Foursquare noch nicht so lange, habe aber bei Besuchen an fremden Orten öfter schon mal vom Schwarmwissen des sozialen Netzwerkes profitiert.
Ich habe bei Foursquare zwar einen privaten Account, aber auch eine professionelle Seite für mein Blog. Die nutze ich, um auf meinen diversen Reisen durch Deutschland und den Rest der Welt nach astronomisch/wissenschaftlich interessanten Orten zu suchen. Die werden dann mit Tipp auf meiner Foursquare-Seite veröffentlicht und wenn ihr meiner Seite folgt, könnt ihr diese Tipps dann sehen, wenn ihr in der Gegend seid. Momentan ist die Seite mit den Tipps noch nicht recht voll – ich habe ja gerade erst damit angefangen. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass so etwas sehr brauchbar ist. Besucher in Jena finden das Planetarium zum Beispiel relativ schnell. Aber Wirkungsstätte und ehemaliger Wohnort von Astronom Erhard Weigel (dem Erfinder des “Astrodicticum Simplex”) sind so gut wie kaum markiert und selbst die meisten Jenaer und Jenenser wissen wenig darüber. Wenn man dann aber bei einem kurzen Blick aufs Handy in der Innenstadt sieht, dass die Orte gleich um die Ecke liegen, dann nutzt man die Gelegenheit vielleicht für einen kleinen Umweg.
Nutzt ihr Foursquare? Wenn ja, wie? Und was erwartet ihr euch von diesem Dienst? Ich bin für jede Erfahrung dankbar!
LovelyBooks
LovelyBooks habe ich erst durch meinen neuen Verlag kennengelernt. Es ist ein soziales Netzwerk für Leute, die Bücher lesen und darüber reden wollen. Ich habe dort eine persönliche Seite als User und eine offizielle Seite als Autor. Allerdings fehlt mir hier noch die Erfahrung und das Gefühl dafür, was in diesem Netzwerk passiert und was man dort machen kann. Man kann seine Bücher eintragen, die man gelesen hat und sie rezensieren. Man kann mit anderen Usern über Bücher und Rezensionen diskutieren. Als Autor kann man “Leserunden” veranstalten und gemeinsam mit einer Gruppe von Lesern über seine Bücher diskutieren oder im Rahmen von Fragestunden konkrete Fragen beantworten. Ich bin bei LovelyBooks bis jetzt noch nicht sonderlich aktiv. Das liegt wahrscheinlich vor allem daran, dass ich kaum jemanden kenne, der bei diesem Netzwerk ist. Ich habe derzeit 3 “Freunde” und ohne Kontakte macht ein soziales Netzwerk natürlich keinen Sinn. Vielleicht liegt es auch daran, dass LovelyBooks eher eine Community von Belletristik-Lesern ist und nicht so sehr von Leserinnen und Leser von Sachbüchern bevölkert wird. Die Schnittmenge zwischen der LovelyBooks-Gemeinschaft und Menschen die an Wissenschaftsblogs interessiert sind, ist offensichtlich ziemlich gering. Aber genau das wäre eigentlich eine gute Gelegenheit, neues Publikum zu bekommen! Ich werde also weiterhin bei LovelyBooks aktiv sein und probieren, dieses Netzwerk zu verstehen. Und wenn ihr schon dort seid und eure Erfahrung teilen möchtet: Legt los!
Pinterest ist ein ziemlich großes Ding in den USA, wenn ich das richtig verstanden habe. In Deutschland ist es dagegen eher weniger bekannt. Pinterest besteht aus Bildern. User können Bilder “pinnen”. Das heißt, man kann Bilder hochladen und in Alben sortieren und sie dann verbreiten. Dabei geht es aber weniger um die letzten Urlaubsbilder oder die Fotos von Omas Geburtstag; Pinterest ist kein Dienst wie flattr bzw. ein Programm, um eigene Fotos zu verwalten. Ich habe aber auch noch nicht so wirklich verstanden, was Pinterest ist…
Als User kann ich Pinwände anlegen und dort Bilder hochladen. Auf meinem Account habe zum Beispiel zwei Pinnwände zu den Themen “Basteleien” und “Astronomie” erstellt und dort Bilder angepinnt. Diese Bilder können andere User sehen, kommentieren und ihrerseits “weiterpinnen”. So werden die Bilder über die Pinnwämder der verschiedenen User verbreitet und im Idealfall von sehr vielen Leuten gesehen. Man kann nach bestimmten Themen suchen. Zum Beispiel nach “Astronomie” und findet dann jede Menge schöne Bilder.
Auch hier fehlt mir noch die Erfahrung um einschätzen zu können, was man mit Pinterest machen kann. Ich bin vor allem ein wenig skeptisch, was die diversen Urheberrechte und Bildlizenzen angeht. Bei Pinterest werden Bilder wie wild gepinnt und über die diversen Pinnwände geteilt und anscheinend achten die User dabei nicht sonderlich auf die Bildrechte… Das ganze sieht mir nach einem Paradies für Abmahnanwälte aus. Aber vielleicht irre mich da ja auch. Wenn ihr Erfahrung mit Pinterest habt, sagt Bescheid!
App.net
Und dann ist da noch App.net. App.net ist wie Twitter, nur besser – wird zumindest behauptet. So wie ich das überblicke, funktioniert es auch wie Twitter. Man kann kurze Texte schreiben (256 anstatt 140 Zeichen), kann die Texte anderer Leute “reposten”, kann direkt auf die Nachrichten anderer Leute antworten, und so weiter. Alles wie bei Twitter. Nur kann man anscheinend mit App.net besser/mehr/anders programmieren und Anwendungen schreiben als bei Twitter und es ist kostenpflichtig, wenn man es in vollem Umfang nutzen will.
Ich habe dort einen Account, nutze ihn aber noch nicht sehr stark. Ich sehe den Mehrwert gegenüber Twitter noch nicht wirklich. Ja, Programmierer und Technikfreaks sind vielleicht von den neuen Möglichkeiten bei App.net begeistert (ob zurecht oder nicht kann ich nicht beurteilen). Aber ein soziales Netzwerk lebt von der Masse der Mitglieder. Ich brauche Dienste wie Twitter oder App.net nicht zum programmieren, sondern zum kommunizieren. Das, was Twitter ausmacht, sind die vielen unterschiedlichen Menschen, die man dort erreichen kann und die entsprechend viele unterschiedliche Themen diskutieren. Bei Twitter ist ja mittlerweile wirklich jeder; es wird in jedem Land und von jeder Gesellschaftsschicht benutzt und dementsprechend vielfältig und umfassend sind die Informationen, die man dort bekommen kann und dementsprechend groß ist das potentielle Publikum, dass man erreichen kann.
App.net kommt mir derzeit noch etwas elitär vor, aber das ist keine große Überraschung. Den Dienst gibt es noch nicht lange und am Anfang sind es eben nur die “Spezialisten”, die sich für so etwas interessieren und nicht die breite Masse der Menschen. Es ist aber auch zweifelhaft, ob die jemals von Twitter zu App.net wechseln wird. Holger Klein und Tim Pritlove haben kürzlich über Twitter vs. App.net diskutiert und ich bin hier eher auf der Seite von Holger. Ich nutze diese Dienste, weil ich ein möglichst großes Publikum erreichen will. Und das erreiche ich bei Twitter und nicht bei App.net. Noch nicht auf jeden Fall! Ich werde mir aber auf jeden Fall Gedanken machen, wie ich meinen Account bei App.net vernünftig nutzen kann. Vielleicht klaue ich die Idee der #BAFacts von “Bad Astronomy”-Blogger Phil Plait. Mit 256 Zeichen kann man schon schöne Kurzinfos über Astronomie verbreiten…
Wenn ihr schon Erfahrungen mit App.net gemacht habt oder Tipps habt, wie sich das vernünftig nutzen lässt, sagt Bescheid! Und wenn ihr noch ganz andere soziale Netzwerke kennt, die man unbedingt ausprobieren soll, dann freue ich mich über eure Kommentare!
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