Auf meiner Reise entlang der Saale und der Elbe habe ich schon einiges erlebt und gesehen: Juveniles Wasser, ein faules Universum, seltsames Wasser und potentielle Extradimensionen. Heute habe ich mich von Jena aus weiter auf in den Norden gemacht.
Die Tour
In Jena war es am morgen noch kalt und regnerisch. Aber das bin ich ja von meiner Reise schon gewohnt. Geplant war sie als Reise im Frühling, mit Sonne und Licht und Wärme (weil es beschissen ist, bei Regen und Kälte mit dem Fahrrad zu fahren). Aber das möchte mir das Universum anscheinend nicht gönnen. Immerhin regnet es heute nur und hat keine 7 Grad, wie in Franken, sondern immerhin mehr als 10 Grad.
Die Dornburger Schlösser sind unter den tiefen Wolken lang nicht so schön wie sonst.
In Camburg mache ich Frühstückspause.
Dann verlasse ich Thüringen und radle in mein zweit-liebstes Bundesland: Sachsen-Anhhalt.
Bei Saaleck ist die Saale besonders malerisch.
Und in Bad Kösen sind zumindest die Bäume schon frühlingshaft.
Die Strecke führt mich durch das äußerst schöne Saale-Unstrut-Tal, mit jeder Menge Weinberge.
In Schönberg gibt es Bundsandsteinschichten aus dem 250 Millionen Jahre vergangenen Trias zu sehen:
Und überall gibts Wein:
Langsam krieg ich auch Durst und es ist gut, dass ich endlich am Tagesziel ankommen. Dem Hostel “Altes Salzamt” in Bad Dürrenberg (kann ich übrigens nur empfehlen – ideal für Radfahrer und noch dazu schön und billig).
In Bad Dürrenberg hat man früher Salz abgebaut und auch heute noch findet man dort beeindruckende Bergbaugebäude.
In diesem ist ein kleines Museum zum Thema Salzbergbau zu finden.
Mit interessanten Exponaten, zum Beispiel einer Bad Dürrenberger Zeitung aus dem Jahr 1927 mit einem Rückblick auf die letzten 25 Jahre der Stadtgeschichte. Es waren harte Zeiten damals, das zeigen auch die Werbeanzeigen. Damals war es anscheinend normal, Kleidung auf Raten zu kaufen.
Und auch die Ereignisse des Jahr 1917 klingen nicht sehr angenehm:
Im Kurpark findet man noch das riesige, über 600 Meter lange Gradierwerk. Das sieht so aus:
Und es sieht zwar so aus, als wäre das nur ne große Mauer aus Holz. Aber da läuft überall die salzhaltige Sole darüber; das Wasser verdunstet und die Salzpartikel werden in der Luft verstäubt. Das ist offensichtlich gut gegen diverse Krankheiten und das Salz, das sich überall ablagert gibt dem Gradierwerk ein cooles Aussehen!
Und ich genieße heute mein Feierabendbier direkt an der Saale. Prost.
Und es war kaum zu glauben: Am Abend schien dann tatsächlich nochmal kurz die Sonne!
Die Frage
Natürlich habe ich mir auch heute unterwegs wieder Gedanken darüber gemacht, was man für Dinge sehen kann, die auf den ersten Blick ziemlich normal aussehen, es aber auf den zweiten Blick eigentlich nicht sind. Im schönen Saale-Unstrut-Tal bin ich heute an jeder Menge Flusslandschaft und Bäumen vorbeigefahren. Bäume sind ja etwas ziemlich alltägliches. So sehen sie aus:
Aber warum sind die Dinger eigentlich so hoch? Das klingt nach einer blöden Frage, ist aber keine. Denn was gewinnt ein Baum durch seine Höhe? Eigentlich nichts. So wie der Rest der Pflanzen braucht auch der Baum Sonnenlicht. Und das würde er am Erdboden genau so bekommen wie 10 Meter weiter oben. Wäre der Baum nur einen Meter hoch anstatt 10 oder 20 Meter, dann könnte er genau so viel Sonnenlicht bekommen, würde sich aber die Energie sparen, die es kostet, so einen riesengroßen Stamm zu unterhalten und die Säfte hoch und runter zu pumpen. Warum macht der Baum so etwas?
Weil er nicht anders kann. Weil es die Evolution gibt. Man stelle sich einen Wald vor, in dem sich die Bäume irgendwie darauf geeinigt haben, nur einen Meter hoch zu wachsen. Alles ist in Ordnung, alle bekommen ausreichend Sonnenlicht und niemand muss teure und hohe Stämme produzieren. Aber was ist, wenn auf einmal ein rebellischer Baum auftaucht, der 1,5 Meter hoch wächst? Er kann seine über all die anderen Bäume ausbreiten und so mehr Licht sammeln. Er wächst besser und schneller als die anderen Bäume. Natürlich denken die Bäume in der Realität nicht und planen auch nicht, wie hoch sie werden. Aber man erkennt trotzdem gut, wie absurd die Evolution manchmal ist. Könnten die Bäume sich einigen, dann würden sie auch viel niedriger sein. Aber das können sie nicht und so haben die Bäume, die durch zufällige Mutationen höher wachsen als die anderen einen evolutionären Vorteil. Also verschiebt sich der evolutionäre Druck und es entstehen Bäume, die höher sind als ihre Vorgänger. Bis dann wieder die Bäume die Oberhand gewinnen, die zufällig höher werden – und so weiter. Am Ende haben wir einen Wald mit absurd hohen Bäumen, die eigentlich enorm ineffizient sind. Aber so funktioniert die Evolution halt. Da wird nicht “vorausschauend” geplant. Und es gibt kein “Abrüsten”. Die Situation ist ja vergleichbar mit dem Militär auf der Erde. Wir bräuchten eigentlich keine Waffen, keine Kampfflieger, keine Panzer und Atomraketen; genau so wenig, wie der Baum den hohen Stamm bräuchte. Aber wir “brauchen” sie eben doch, weil unsere Nachbarn den ganzen bescheuerten Militärkram ebenfalls haben. Bei der Abrüstung geht es darum, das alle Nationen möglichst gleichzeitig und gleichmäßig ihre Arsenale reduzieren, damit am Ende jeder immer noch so viel hat wie der andere, aber alle weniger. Das klappt aber nur mit jeder Menge Planung und die existiert in der Natur nicht.
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