Auf meiner Radtour entlang der Saale und der Elbe habe ich nicht nur viel schöne Gegend gesehen, sondern auch nach interessanten wissenschaftlichen Phänomen gesucht. Und ich habe viel gefunden. Zum Beispiel Juveniles Wasser, ein faules Universum, seltsames Wasser, potentielle Extradimensionen, keinen intelligenten Designer, unsichtbare Sonnenstrahlen, experimentierfaule Griechen und Römer, die Überreste einer gewaltigen Katastrophe, wiedergeborene Steine, absolut keine Zeitreisenden, die die Energie fremder Sterne und den unbekannten Erfinder des Fernsehapparats.
Heute wurde es auf meiner Tour so richtig nordisch – und ich habe wieder einmal festgestellt, dass wir Menschen uns die Größe des Universums einfach nicht vorstellen können.
Die Tour
Früh morgens bin ich durch ein menschenleeres Hamburg gefahren.
Und diesmal bin ich auch bis ins Zentrum gekommen. In der Speicherstadt war es noch einigermaßen ruhig.
Am Hafen ging dann aber der Trubel los.
Die Hälfte der Strecke war voller Baustellen, die andere voller Buden vom Hafengeburstag und der komplette Boden war mit Glasscherben bedeckt. Was man sich als Radfahrer halt so wünscht. Und Fischmarkt war auch noch. Ich hab ja nichts gegen den Hamburger Fischmarkt und gehe da sonst gerne hin. Aber wenn man mit dem Fahrrad durch will, ist das nicht so toll.
Aber dann wurde die Gegend endlich wieder ruhiger und vor allem schön.
Es ging die Elbe entlang durch Blankenese.
Und bei Wedel konnte ich dann sogar einen Planetenweg lang fahren.
Ab hier wurde die Gegend dann definitiv norddeutsch und Schafe haben meinen restlichen Weg für heute begleitet.
Und Vögel! Ich bin auch durch ein Vogelschutzgebiet geradelt. Was das für welche waren, weiß ich allerdings nicht.
Das ist aber auf jeden Fall ein fettes Schaf.
Und dass müsste Fasane oder sowas in der Art sein.
Norddeutschland auf einen Blick: Deich, Wasser, Schafe und Möwen.
Im Hafen von Kollmar kann man den Gezeiten bei der Arbeit zusehen.
Und dann kommt auch schon mein Tagesziel für heute: Glückstadt!
Gerade noch rechtzeitig, bevor es zu hageln anfängt…
Die Landschaft war heute sehr schön, aber auch manchmal ein wenig eintönig. Genug Zeit, um nachzudenken. Zum Beispiel darüber, wie groß das Weltall ist.
Die Frage
Der Planetenweg in Wedel provoziert die heutige Frage ja regelrecht: Können wir uns tatsächlich vorstellen, wie groß das Weltall ist? Ich bin ja ein großer Fan von Planetenwegen und habe auch schon öfter darüber gebloggt (z.B. hier, hier oder hier). Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie uns dabei helfen können, die Größenverhältnisse im Universum richtig zu erfassen. Ich bezweifle aber auch, dass irgendetwas anderes uns dabei helfen kann. Wir scheitern ja schon, uns einen einzigen Planeten richtig vorstellen zu können. Was hilft es uns, wenn wir wissen, dass die Erde ein Kugel mit einem Durchmesser von ungefähr 12.000 Kilometer ist? Kann sich jemand eine so große Kugel wirklich vorstellen? Im gleichen Sinne anschaulich vorstellen, wie wir uns sofort ein konkretes Bild machen können, wenn jemand zum Beispiel von einer Kugel mit einem Durchmesser von einem Meter spricht? Ich glaube nicht. Unser Gehirn ist dafür nicht ausgelegt. Es hat sich im Laufe der Evolution entwickelt und bis jetzt war es nie wichtig, dass wir uns Planeten oder Sterne wirklich vorstellen können. Frei nach Terry Pratchett: Unser Gehirn hat sich entwickelt, um die Affen im nächsten Baum anbrüllen zu können. Nicht, um zu verstehen, wie groß der Planet ist auf dem wir wohnen oder wie groß das Sonnensystem ist, in dem wir uns befinden. Es hilft uns nicht weiter, wenn man uns erklärt, dass man knapp 100 Erdkugel nebeneinander aufreihen muss, um von einem Ende der Sonne zur anderen zu gelangen. Zumindest nicht dabei, wenn wir verstehen wollen, wie verdammt groß die Sonne (oder die Erde) wirklich ist. Genauso wenig kann ein Planetenweg uns ein tatsächliches Gefühl dafür geben, wie weit es von einem Planet zum anderen ist.
Wobei solche Vergleiche und Modelle aber helfen können, sind die Verhältnisse. Wenn man einen Planetenweg entlang geht und ein Modell der Sonne im maßstabsgetreuen Vergleich mit der Erde sieht, dann zeigt uns das, dass unser Zuhause im All wirklich nicht weiter bemerkenswert ist, wenn man es mit einem ausgewachsenen Stern vergleicht. Wir verstehen vielleicht nicht intuitiv, was es heißt, auf einer 12.000 km durchmessenden Kugel zu leben, aber wir bekommen ein Gefühl dafür, dass da draußen Himmelskörper sind, die noch (mehr) unvorstellbar viel größer sind.
Das gleiche gilt für die Entfernungen. Ich habe mittlerweile ein gutes Gefühl dafür, wie weit es wirklich von Jena bis nach Hamburg ist. Immerhin habe ich die komplette Strecke in den letzten Tagen aus eigener Kraft mit dem Fahrrad zurück gelegt. Aber das hilft mir nicht dabei, die 150 Millionen Kilometer zu verstehen, die zwischen Erde und Sonne liegen. Ich könnte jetzt zwar ausrechnen, wie lange ich radeln müsste, bis ich bei der Sonne bin – aber die Zahl die dort rauskommt, wird wieder nicht mit unserem intuitiven Verständnis erfassbar sein. Aber ein Planetenweg kann dabei helfen zu verstehen, wie die Planeten verteilt sind. Es ist selbst für mich immer wieder überraschend, wie “gedrängt” die Planeten im inneren Sonnensystem sind. Kaum hat man die Sonne verlassen, folgt auf dem Planetenweg auch schon der Merkur und meistens kann man die Stationen für Venus, Erde und Mars von dort aus schon sehen.
Dieses Bild habe ich beim Mars aufgenommen und man kann leicht zurück bis zur Sonne sehen, die sich am Ende der Strasse befindet, dort, wo man noch das weiße Auto erkennen kann.
Aber bis man dann beim Jupiter ist, muss man schon ein ganzes Stück radeln. Und zwischen Uranus und Neptun liegt so viel Weg, dass man unterwegs fast vergisst, dass man gerade auf einem Planetenweg unterwegs ist (von Pluto ganz zu schweigen). Da draußen ist verdammt viel Platz im All! Ein Planetenweg lässt uns das Sonnensystem zwar nicht aus menschlicher Sicht verstehen, aber wir bekommen einen Eindruck davon, wie es aus Sicht der Planeten aussieht. Dicht gedrängt im Inneren und enorm leer in den äußeren Bereichen.
So geht es weiter
Langsam geht meine Tour zu Ende. Morgen steht die letzte Etappe an: von Glückstadt fahre ich bis ans Ende der Elbe in Cuxhaven. Hoffentlich ohne Hagelschauer unterwegs.
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