Wer heute irgendwas wissen will, der benutzt Google. Klar, manche Wissenschaftler und Forscherinnen schlagen auch noch das eine oder andere in echten Büchern in der Bibliothek nach (besonders die Geisteswissenschaftler) – aber selbst die benutzen davor das Internet um herauszufinden, was sie wo nachschlagen wollen. Das Internet hat die Suche nach Informationen enorm erleichtert und viel komfortabler gemacht. Ich habe zum Beispiel gerade meine Arbeit an diesem Artikel hier für eine Minute unterbrochen, da mir die Ernst-Abbe-Bücherei in Jena ein Mail geschickt hat, das mich darüber informiert, dass ich am Dienstag ein paar Bücher zurück bringen muss. Aber mit ein paar schnellen Klicks im Internet habe ich die Leihfrist verlängert. Das ging früher nicht.
Ich bin zwar nicht wahnsinnig alt, aber trotzdem alt genug, um mich noch daran zu erinnern, wie man vor dem Internet gearbeitet hat. In meiner Kindheit und Jugend musste man Informationen tatsächlich noch in Büchern nachschlagen. Ich habe mich damals zum Beispiel sehr für die skandinavischen Länder interessiert. Heute kann ich bei Wikipedia & Co. alles Wissenswerte schnell und komfortabel nachlesen. Selbst über so “Exoten” wie die Färöer-Inseln (Ja, ich weiß, dass es korrekt nur “Färöer” heißt) gibt es seitenlange Artikel und Unmengen an Fotos. Damals stammte mein ganzes Wissen über diese Inseln aus einem Absatz in der Enzyklopädie meiner Großmutter und einem Foto der Stadt Klaksvík. Bilder waren überhaupt schwer zu kriegen. Ich habe damals immer die Urlaubsmessen und Reisebüros nach Prospekten abgeklappert um sehen zu können, wie es in den Ländern aussieht, die mich interessieren. In den Büchereien gab es Zettelkästen, in denen man nach Schlagworten oder Autoren blättern musste. Die Bücher hat man nicht per Barcode und Scanner ausgechekt wie jetzt, sondern mit Formularen und Stempeln.
Auf der Universität (das war immerhin schon 1996!) gab es dann zwar schon Internet, aber es war trotzdem noch oft mühsam, an Informationen zu kommen. Man konnte damals zwar schon ein wenig in Literaturdatenbanken recherchieren – die Artikel waren dann aber nicht online verfügbar. Man musste sie irgendwo in der Bibliothek ausgraben und dann am Kopiergerät kopieren. Und nicht jede Bibliothek hat jede Zeitschrift! Manche musste man irgendwo anders in der Stadt suchen; manche musste man per Fernleihe ganz woanders bestellen und tagelang darauf warten, und so weiter.
Man läuft natürlich immer Gefahr, ein wenig nostalgisch zu werden, wenn man über die Vergangenheit spricht. Das Bild der Stadt Klaksvík auf den Färöern hat lange meine Fantasie angeregt. Es blieb mir auch nichts anderes übrig als die Fantasie, denn andere Infos hatte ich nicht. Die Färöer waren irgendein mystisches Land im hohen Norden und wenn man dann heute auf einen Schlag so viel Informationen über diese Inseln bekommen kann, dann verschwindet dieser Zauber (verdammt, man kann da einfach so hin fliegen!). Aber das ist gut so! Es geht um Informationen und da ist die Realität alle mal besser als irgendein Fantasiebild, das mit der echten Welt nichts zu tun hat.
Und wenn man sich ansieht, wie mühsam es früher tatsächlich war, dann kann man nur dankbar sein, dass wir heute so schnell und einfach an Informationen kommen können. Aber wenn ich den 1960er Jahren gelebt hätte, dann wäre ich vermutlich sehr gerne so ein “Spezial-Bibliothekar” geworden. Aber nur, wenn ich auch so eine coole schwarze Tasche kriege! Das Video stammt aus dem Jahr 1964 und zeigt das Leben eines “Firmen-Bibliothekars”. Ich wusste gar nicht, das es sowas gibt/gab. Hatten die Firmen damals wirklich alle eigene Bibliotheken (nicht nur simple Archive) oder ist das ne Sache aus den USA?
Sehr nett und nostalgisch ist auch dieser Film aus dem Jahr 1946:
Ja, die Büchereien und Bibliotheken haben sich im Lauf der Zeit geändert. Aber sie sind immer noch cool!
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