Mit der Geografie ist das so eine Sache. Meistens kennt man sich hauptsächlich dort gut aus, wo man selbst lebt. Je weiter man sich entfernt, desto lückenhafter werden die Kenntnisse. Wer in Deutschland lebt, hat vermutlich irgendwann mal gelernt, wie die Bundesländern und ihre Hauptstädte heißen. Aber wie sieht es mit den österreichischen Bundesländern und ihren Hauptstädten aus? (Sollte nicht so schwer sein; wir haben nur 9 davon – aber meiner anekdotischen Erfahrung können die wenigsten Deutschen alle davon nennen; genauso wie die wenigsten Österreicher alle deutschen Bundesländer schaffen. Von den Hauptstädten will ich gar nicht reden). Und spätestens wenn wir dann in Italien, Frankreich oder Polen sind, wird jeder von uns Schwierigkeiten haben, die jeweiligen geografischen Merkmale aufzuzählen.

Im Universum ist es nicht anders. Man kann schon froh sein, wenn man die kosmische Nachbarschaft kennt und alle Planeten aufzählen kann. Bei den fernen Monden, Zwergplaneten und Asteroiden wird es dann schon schwierig und wenn es um die nächsten Sterne geht, dann kennen selbst die Astronomen nicht alle ihre Namen und Positionen (Sheldon Cooper ist natürlich ne Ausnahme). Und dann sind da noch die Galaxien, die Galaxienhaufen, die Superhaufen, die großen Voids, die Filamente… Unser Universum ist verdammt groß und es ist voll mit Geografie! Beziehungsweise Kosmografie.

Wenn ihr wissen wollt, was Canes Venatici I ist, oder das Perseus-Pisces-Filament und der Pavo-Indus-Cluster und wo sich diese Objekte und Strukturen befinden, dann schaut euch das Video an, dass die Astronomin Hélène Courtois und ihre Kollegen erstellt haben. In den knapp 20 Minuten werden wir auf eine Tour durch das lokale Universum mit genommen. Wir können sehen, wie das Universum aussieht, wenn wir es auf ganz großen Skalen betrachten und sehen Karten, auf denen unsere Milchstraße nur ein kleiner Punkt von vielen ist! Schaut es euch an, es lohnt sich! (Und wer verwirrt ist, warum dort Entfernungen in Einheiten von “Kilometer pro Sekunde” angegeben werden – hier wird die Rotverschiebung als Entfernungseinheit benutzt. Ich habe das hier ausführlich erklärt).

Viel Spaß bei der Kosmografiestunde!

Cosmography of the Local Universe from Daniel Pomarède on Vimeo.

Kommentare (17)

  1. #1 Tobex
    14. Juni 2013

    Wie man aus ein paar Jahren Beobachtung solche großen Bewegungen über Jahrmillionen in die Zukunft hochrechnen will, ist mir nicht ganz geheuer. Wenn man jetzt noch daran denkt dass ja eigentlich alle Objekte sich mit doppelter Enfernung doppelt so schnell von einander entfernen.. dann muß das ja aus diesen Bewegungen Richtung dem großen Attraktor rausgerechnet werden. Ich bekomm da irgendwie nen Knoten im Kopf. Naja, wenn ich es vielleicht nicht nachrechnen kann, kann ich ja trotzdem glauben 😉 ( Kleiner Seitenhieb )

  2. #2 Florian Freistetter
    14. Juni 2013

    @Tobex: “Wie man aus ein paar Jahren Beobachtung solche großen Bewegungen über Jahrmillionen in die Zukunft hochrechnen will, ist mir nicht ganz geheuer.”

    Naja, wenn du weißt wo das Zeug jetzt ist und wenn du weißt, mit welcher Geschwindigkeit es sich in welche Richtung bewegt, dann es kein großes Problem mehr, das zu berechnen…

  3. #3 karmel
    15. Juni 2013

    großartige visualisierung!
    könnte man sagen daß in ein paar hunderter milliarden bis billionen jahren im zentrum des great attractors ein riesiges schwarzes loch sein wird, das die masse der gesamten umgebung in sich trägt?

  4. #4 Florian Freistetter
    15. Juni 2013

    @karmel: Möglich – aber schwer zu sagen. So lange leben die ganzen Sterne ja gar nicht und nicht alle werden zu nem schwarzen Loch…

  5. #5 Balu
    15. Juni 2013

    Das Video macht mich ein wenig traurig, denn es handelt von Galaxien, die ohnehin schon tausende von Lichtjahren entfernt sind und da wir laut Relativitätstheorie nichtmal Lichtgeschwindigkeit erreichen können, können wir da niemals hin und uns das ansehen.

    Selbst wenn wir schneller als das Licht fliegen könnten, müssten wir trotzdem tausende von Jahren warten bis uns die Signale einer Sonde hier auf der Erde erreichen.

  6. #6 rolak
    15. Juni 2013

    trotzdem tausende von Jahren warten

    Aber nicht doch, Balu, unter der von Dir genannten Voraussetzung wird schlicht eine Sonde zurückgeschickt. Die ist dann ja wieder überlichtschnell. Bei einer Geschwindigkeit von zB 1Mega-ly/s kann sowas ruckzuck gehen.

    Wenn es ginge.

  7. #7 Florian Freistetter
    16. Juni 2013

    @Balu:“denn es handelt von Galaxien, die ohnehin schon tausende von Lichtjahren entfernt sind”

    Naja, eher Millionen und Milliarden Lichtjahre… Die nächste Nachbargalaxie ist schon 2,5 Millionen Lichtjahre weit weg. Alle anderen noch viel weiter.

  8. #8 B1ixX0r
    16. Juni 2013

    Hast den Video Link aus einem Kommentar im Wissenschaft Standard? Da hab ich es nämlich vor ein paar Tagen auch gesehen.

  9. #9 Florian Freistetter
    16. Juni 2013

    @B1ixX0r: Ne, ich les zwar den Standard, aber nicht die Kommentare (ich hab schon mit den KOmmentaren hier genug…). Ich weiß nicht genau, wo ich das her habe. Von einer der vielen Wissenschaftsseiten/blogs im Internet vermutlich…

  10. #10 Balu
    16. Juni 2013

    @ rolak
    leider geht es nicht, zumindest zur Zeit.
    wenn es stimmt das die übrigen 6 bzw. 22 Dimensionen, welche die Stringtheorie vorgesagt, unendlich gekrümmt sind, scheint auch da kein weg für eine Abkürzung zu existieren.

    also nix mit hyperraum.

    @ Florian Freistetter
    Wie genau sind solche Entfernungsangaben eigentlich, da sich die Raumzeit ja kontinuierlich ausdehnt, wachsen die Entfernungen im gleichen Maße an (abgesehen von der Andromeda-Galaxie, die sich ja gravitativ auf die Milchstraße zu bewegt)?

  11. #11 Florian Freistetter
    16. Juni 2013

    @Balu: “Wie genau sind solche Entfernungsangaben eigentlich, da sich die Raumzeit ja kontinuierlich ausdehnt, wachsen die Entfernungen im gleichen Maße an (abgesehen von der Andromeda-Galaxie, die sich ja gravitativ auf die Milchstraße zu bewegt)?”

    Das mit den Entfernunge ist knifflig. Hab ich hier genauer erklärt: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/01/03/die-rotverschiebung-und-die-vielen-entfernungen-der-kosmologie/

  12. #12 rolak
    16. Juni 2013

    nix mit hyperraum

    Ist klar, Balu, es ging wie gesagt um ein Spiel in Deinem ‘Selbst wenn…’-Universum. Aufzeigen, daß dann die ‘trotzdem..’ Schlußfolgerung nicht unbedingt haltbar ist.

  13. #13 Theres
    17. Juni 2013

    Wundervolle Animation …
    nur warum muss ausgerechnet eine Französin (dem Klang und ihrem Namen nach) den englischen Text versuchen auszusprechen? Selbst nach dreimaligem Anhören versteh ich sie nicht … aber Gucken genügt auch. Wie schade, dass wir nicht mehr erfahren werden, ob diese Visualisierung korrekt ist … und wie es endet.

  14. #14 Florian Freistetter
    17. Juni 2013

    @Theres: “nur warum muss ausgerechnet eine Französin (dem Klang und ihrem Namen nach) den englischen Text versuchen auszusprechen? “

    Weil es halt nun mal die Französin war, die die wissenschaftliche Arbeit gemacht hat, auf der diese Animation basiert?

  15. #15 Balu
    17. Juni 2013

    @ rolak
    das war nicht feindselig gemeint, tut mir leid, wenn es so verstanden werden kann. es sollte eher eine Erörterung der “selbst wenn…” Möglichkeiten sein. es ist natürlich die logisch sinnvollste Alternative die Sonde zurückkehren zu lassen, dieser Aspekt war mir nur nicht in den Sinn gekommen.

    aber da eine Theorie nie bewiesen, sondern nur wiederlegt werden kann, besteht ja noch Hoffnung.
    vielleicht wiederlegt jemand bald das die Extradimensionen der Stringtheorie unendlich gekrümmt sind und es findet sich doch eine Abkürzung in andere Galaxien.

  16. #16 rolak
    17. Juni 2013

    war nicht feindselig gemeint

    War auch nicht soi aufgefaßt worden Balu.

  17. #17 Roland Tluk
    1. Dezember 2013

    Es ist zweifelslos eine beeindruckende Arbeit, was diese Arbeitsgruppe in ihrem Videobeitrag visualisiert haben.