Während meiner Auszeit erscheinen hier im Blog Gastartikel anderer Autoren und Blogger zu verschiedenen Themen (wenn ihr auch einen Artikel schreiben wollt, dann sagt Bescheid: florian AT astrodicticum-simplex PUNKT de).
Den Anfang macht Jan Gottwald vom Blog Kerngedanken. Er hat einen informativen Text über das Problem der Lagerung von radioaktivem Müll geschrieben und die grundlegenden Prinzipien und Probleme der Endlagerung erklärt. Das Thema hat übrigens nichts mit einer Pro/Contra-Atomkraft-Debatte zu tun. Selbst wenn heute sämtliche Kernkraftwerke abgeschaltet werden würden, ist der Müll immer noch ein Problem, um das wir uns auf die eine oder andere Weise kümmern müssen.
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Bereits in den 1950er Jahren, als die Politiker im Zusammenhang mit der Kernkraft noch von einer strahlenden Zukunft sprachen (und das im positiven Sinne des Wortes), wurde den beteiligten Wissenschaftlern bereits klar, dass sie mit der Nutzung der Kernkraft ein gewaltiges und in diesem Maße nie gekanntes Abfallproblem bekommen werden. Hierbei handelt es sich nämlich um Abfall, der über einen sehr langen Zeitraum ein hohes Gefährdungspotenzial besitzt und dementsprechend sorgfältig entsorgt werden muss.
Schon damals wurden die verschiedensten Möglichkeiten eruiert und diskutiert, Mitte der 1960er wurde dann festgestellt, dass die Verbringung in tiefe geologische Formationen die mit den zur Verfügung stehenden Mitteln beste Variante ist. Mittlerweile sind zwar weitere Wege bekannt, vor allem die weitergehende Nutzung des Abfalls durch Prozesse wie Transmutation oder den Dual-Fluid-Reaktor stellen gute Möglichkeiten dar, das Problem besser und eleganter zu lösen. Dennoch möchte ich im Folgenden das Konzept der Endlagerung, wie es derzeit geplant ist, kurz umreißen. Vor allem möchte ich damit zeigen, dass es mit unseren heutigen Mitteln zumindest technisch durchaus machbar ist, das Abfallproblem zu lösen. Und gleich auch vorweg: Dies soll kein Pro-Kernkraft-Artikel werden. Hier bin ich zwar durchaus positiv eingestellt, aber das tut hier nichts zur Debatte: der Abfall ist da und muss entsorgt werden, ganz egal ob wir nun die Kernkraft weiter nutzen oder nicht.
Das richtige Wirtsgestein
Am Anfang steht die Frage nach dem richtigen Gestein. Nicht jedes ist geeignet und so wurden vor allem die folgenden Wirtsgesteine benannt: Salz, Ton/Lehm, Granit und Tuff. Letzteres ist das Wirtsgestein, welches in Yucca Mountain vorherrscht, dem geplanten aber mittlerweile wieder aufgegebenen Endlager der Amerikaner. Granit ist das Wirtsgestein in dem die Schweden, Ton in dem die Schweizer arbeiten. Das liegt darin begründet, dass in diesen Ländern keine Alternative existiert und jeder seinen Abfall auf seinem Territorium zu entsorgen hat. Hier haben wir in Deutschland richtig Glück, denn Salz ist so ziemlich der beste Stoff um ein Endlager zu errichten und zu betreiben.
Salz hat viele günstige Eigenschaften, seine beste ist eine hohe Plastizität unter Druck, d.h. das Salz erreicht dann einen Zustand in dem es quasi fließen kann. Man spricht hier von der so genannten Konvergenz des Salzes und kann sich das so ähnlich wie Knetmasse vorstellen: Durch den immensen Gebirgsdruck wird das Porenvolumen des Salzes permanent verringert bis das Gestein vollständig ausgeheilt ist. Dabei wird ein derart dichter Endzustand erreicht, den nicht einmal Heliumatome durchdringen können (wer in der Vakuumphysik arbeitet, weiß, dass Heliumatome bei der Lecksuche aufgrund ihrer geringen Größe eine wichtige Rolle spielen).
Die Abfälle sind ab diesem Zeitpunkt ein Teil des geologischen Systems selber. Und auch im weiteren Verlauf ist die Konvergenzeigenschaft ein positiver Aspekt der Salzlagerung. Denn aufgrund dieser knetmasseähnlichen Konsistenz umschließt das Salz den Abfall komplett und kann auch eventuelle Risse, die sich zum Beispiel durch geologische Prozesse wie Erdbeben bilden können, wieder komplett schließen. Damit ist der gesamte Salzstock (sowie sein ‘Inhalt’) recht unempfindlich in Bezug auf eventuelle Störungen in der zukünftigen Entwicklung. Im Gegensatz übrigens zu den anderen beiden Wirtsgesteinen: ein einmal entstandener Riss in Granit heilt zum Beispiel nie wieder und bietet damit Wegsamkeiten für Wasser oder andere Stoffe.
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