Während meiner Auszeit erscheinen hier im Blog Gastartikel anderer Autoren und Blogger zu verschiedenen Themen (wenn ihr auch einen Artikel schreiben wollt, dann sagt Bescheid: florian AT astrodicticum-simplex PUNKT de).
Heute geht es um die Hobbyastronomie. Ich selbst war ja in dieser Szene nie aktiv. Ich habe als junger Mensch nie nachts den Himmel beobachtet; ich habe kein Teleskop besessen (und meinen ersten Blick durch ein Teleskop habe ich erst nach dem Abschluss meines Astronomiestudiums gemacht). Aber ich weiß, wie faszinierend dieses Hobby sein kann und ein bisschen davon erzählt heute René Dirks.
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Seit ich mich erinnern kann (und das sind bestimmt schon mehr als 2 Jahrzehnte), war ich von den hellen Funzeln am Nachthimmel fasziniert. Als mich mein Vater damals, vor gut zwanzig Jahren mit einem Bresser-Teleskop ausstattete, entführte mich es in Welten, die so viel Größer sind als wir, als Menschheit, als Planet. Ich habe dieses Teleskop bis heute und halte es in höchsten Ehren, nicht zuletzt, weil ich es immer noch benutze.
Damals war es für mich fast unbegreiflich, dass diese Lichter am Himmel so unglaublich weit weg waren und dennoch so hell leuchten konnten. Man bekommt bei einem Blick nach „da draußen“ unweigerlich das Gefühl, wie klein und unbedeutend diese kleine Perle des Sonnensystems ist, im Vergleich zu den anderen gewaltigen Sonnen und Planeten, geschweige denn Kometen, Asteroiden und sonstigen interstellaren Objekten.
Mit dem Bresser 900/70-Refraktorteleskop (und von einem leider nicht mehr Existenten Reflektor-Teleskop gemopsten Okular) komme ich optisch klar bis Jupiter und (bis jetzt) fünf seiner Monde, und recht verschwommen sogar bis Saturn und seinen majestätischen Ringen. Aber um die Schönheit und Weite des Sonnensystems, oder des Universums zu beschreiben, reichen Worte nicht aus.
Während dieser Langen Zeit gab es diverse Erlebnisse, die mich nur bestärkt haben, das dies mein liebstes Hobby ist. Von großen Kometen mit einer Croma auf der Jupiterbahn, bis zu bitterkalten Nächten an der Küste bei steifen Ostwinden und -20°C, über den großen Sturm auf Jupiter, bis zu großem Hallo beim örtlichen Optiker und dem Herbeitrommeln der Azubis, damit die mal ein echtes Spiegelprisma sehen.
Aber okay, fangen wir mit dem Jupiter an. Für mich nach Saturn der interessanteste Planet, stellt er doch mit seiner Armee aus Monden gar fast ein eigenes System dar.
Zur Visualisierung, wie Jupiter hier zu dieser Zeit aussieht, ein Bild.
Da er hier momentan nur tagsüber sichtbar ist, kann ich derzeit kein Richtiges Bild mit der Kamera einfügen, das Bild stammt aus der Open-Source-Software Stellarium.
Das ist ungefähr die Größe, die ich mit meinem 8mm-Okular ohne Barlow-Linse wahrnehmen kann. Mit einem dieser Wunderwerke käme ich deutlich näher. Es reicht aber, wenn man mit leicht verkniffenen Augen und viel Konzentration schaut. Denn die Stürme sind sehr gut zu sehen und auch die Monde, wenn auch nur als Punkte heben sich recht deutlich ab. Das macht den Jupiter umso realer, denn anstelle eines hellen Leuchtpunktes sieht man tatsächlich einen Planeten.
Vergangenen Januar hatte ich dann ein wirklich besonderes Erlebnis. Wenn ich ohne Laptop Unterwegs bin, nutze ich Google Sky Map, um Sterne zu identifizieren. In eben diesem Januar fiel mir ein neues Symbol auf der App auf. „Cepheids“ oder irgendwas in der Richtung. Nachbarn alarmiert (hab’ ich doch tatsächlich damit angesteckt) und raus in den Schneematsch, man muss ja auch Opfer bringen. In diesem Moment beginnt der GPS zu spinnen und das Symbol verschwindet. Na ja, dann halt Jupiter gucken. Doch halt! Was ist das für ein helles, strahlendes Licht? Teleskop ausgerichtet und wir hatten den sensationellsten Anblick, den ich mir je vorstellen konnte. Es blieb zwar nur ein strahlender Punkt, aber durch das Teleskop schillerte er in allen Farben, quer durchs Prisma. Die Ungefähre Position, für Leute, die sich vielleicht auskennen und mal nachschauen möchten, ist: Datum 11.01.2013, zwischen 18 und 23 Uhr, zwischen Jupiter, Vesta und Aldebaran, also etwa Höhe Ain (epsilon Tau / HIP 20889).
Aber mal weiter im Beitrag. Ich habe ja eine frostig kalte Geschichte versprochen – hier ist sie. Es begab sich einmal im tiefen Winter des Jahres 2009, wo sich meine Wenigkeit und ein guter Freund aufmachten, die Geheimnisse des Universums erneut zu erkunden. Ich mit meinem guten alten Bresser, er mit einem kleinen Tischrefraktorteleskop. Wir waren relativ… nun ja… euphorisch über die erste Tiefwinter-Erkundung, zumindest die ersten zwei Stunden. Danach entschied sich Mutter Natur, die Temperaturen etwas weit unter die Schmerzgrenze von unter -20° fallen zu lassen. Wir hatten uns zum wach bleiben Cola eingepackt, da wir beide nicht wirklich Kaffee-Fans sind. Ganze fünf Minuten nach dem Eingießen in einen Becher hatten wir eine Eisschicht auf unseren Getränken. Abgesehen davon dass die Klare Nacht bald durch die Einsicht, dass wir uns a) bald die Finger und Zehen abfrieren würden und b) Keine Jupitermonde in Sicht waren UND c) zwei Stunden auf Arktur starren wohl nicht wirklich erbaulich waren, nicht wirklich erbaulich wirkte, verzogen wir uns alsbald zu einem heißen Tee in eine nahe Wirtsstube.
Für die Zukunft plane ich noch, einen Adapter für meine Digicam auf das Okular zu bauen, damit ich auch mal Fotos schießen kann, dann noch eine 3x-Barlow-Linse versuchen, zu besorgen und dann mal richtig beobachten, wenn wieder Winter ist und es damit Dunkler wird. Astronomie ist ein lohnenswertes Hobby. Man braucht nicht viel, selbst die kleineren, günstigen Teleskope in der 100€-Klasse reichen für die ersten Beobachtungen – Aber Vorsicht: Man wird sehr schnell Süchtig und will mehr sehen!
Über den Autor:
René „Dex“ Dirks ist freiberuflicher Softwareentwickler und Allrounder. Er schreibt zu allen möglichen Themen auf https://thed3x.wordpress.com
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