Der Placebo-Effekt ist ein faszinierendes Phänomen. Eine Tablette kann unsere Beschwerden lindern, obwohl sie keinen Wirkstoff enthält. Ein weinendes Kind mit aufgeschlagenen Knien hört zu weinen auf, wenn die Mutter sich darum kümmert. Bei Erwachsenen reicht oft schon der Anblick des Arztes aus, damit sie sich besser fühlen. Oder der Besuch beim Homöopathen, denn da es nicht die Medikamente sind, die unsere Beschwerden lindern sondern der Placebo-Effekt, “wirkt” hier der Homöopath genau so gut wie der echte Arzt. Oft sogar besser, weil der Homöopath sich mit viel mehr Mysterium und mehr Regeln umgibt. Und je komplexer und aufwendiger ein Placebo präsentiert wird, desto besser wirkt es auch. Der Placebo-Effekt steckt auch hinter der “Wirkung” all der anderen pseudomedizinischen “Therapien” wie Reiki, Geistheilung, Osteopathie, Schüssler-Salzen und was es da noch so alles gibt. Die Medizin hat in den letzten Jahrzehnten schon einiges über den Placebo-Effekt herausgefunden (die oft gehörte Behauptung von Seiten der Pseudomediziner, die Wissenschaft würde dieses Thema ignorieren, ist falsch). Man weiß, dass große Placebo-Pillen besser wirken als kleine; rote besser als weiße und teure besser als billige. Placebo-Spritzen wirken besser als Placebo-Tabletten und selbst wenn man weiß dass es sich um ein Placebo handelt, gibt es immer noch einen Effekt!

Es ist aber auch interessant, sich zu überlegen, wo dieser Effekt eigentlich her kommt? Wenn der Placebo-Effekt dazu dient, unsere Selbstheilungskräfte zu aktivieren und diverse körpereigene Substanzen als Schmerzmittel einsetzt: Warum macht er das nicht einfach immer, wenn es nötig ist? Wieso müssen wir darauf warten, bis wir einen Arzt im weißen Kittel sehen, bis wir einen Geistheiler die Engel beschwören hören oder eine Zuckertablette schlucken? Was für einen Sinn hat der Placebo-Effekt?

Das erklärt Professor Nicholas Humphrey in diesem Video der britischen Royal Institution. Schaut es euch an, es lohnt sich (und die Sache mit Stonehenge kannte ich noch gar nicht…)

P.S. Bevor das Thema bei einer etwaigen Diskussion wieder auftaucht: Doch, auch bei Tieren und kleinen Kindern gibt es einen Placebo-Effekt.

Kommentare (32)

  1. #1 Tobias
    14. Juli 2013

    Der Preis hat auch was mit der Wirkung zu tun:
    https://www.heise.de/tp/blogs/3/104622

  2. #2 Joseph Kuhn
    14. Juli 2013

    Klingt plausibel, aber gibt es als Beleg mehr als diese Plausibilität oder könnte das Ganze auch nur eine schöne Geschichte sein?

    Bei den costs and benefits of pain fällt einem sofort Talcott Parsons Konzept der Krankheitsrolle und des sekundären Krankheitsgewinns, z.B. Mitleid, Schonung etc., ein: der trägt dazu bei, dass das Kranksein länger dauert als nötig. Klingt auch plausibel.

  3. #3 Franz-Joseph
    14. Juli 2013

    Interessant, bei mir funktioniert der Placebo-Effekt nicht, bzw. nicht so.

    Tat er noch nie. (Aber ich war auch schon von Geburt an Atheist [wie wohl jeder Mensch], obwohl dann unter Christen aufgewachsen und erzogen, an diesen Gott-Quatsch konnte ich noch nie glauben.)

    Ich erinnere mich noch, als ich meinen ersten Bienenstich hatte (mein Opa war Imker), wie es schmerzte, anschwoll und kribbelte. Es war an der Handoberseite.

    Erst als meine Oma dann den Stich sah und sagte “Oh, das sieht aber böse aus, da müssen wir etwas machen.” fing ich an zu weinen, das war etwa 15 Minuten nach dem Stich. Hätte meine Oma das nicht gesagt, ich hätte nicht geweint, sondern fand den Stich eher ‘interessant’.

    Ähnlich ging es mir mit Schürfwunden, Prellungen, etc. – erst als jemand Erwachsenes mich darauf aufmerksam machte, Blutvergiftung, etc. als Begriff fiel, fing ich an mit Augenpipi…

    Wenn ich mal etwas habe, auch etwa Schlimmeres, dann wende ich den Placebo-Effekt selber auf mich an, ganz ohne irgendwelche Objekte. Ich rede mir -das klingt vielleicht lustig/lächerlich- ein: “Heile Dich selbst!”

    Und bisher funktionierte es gut. Natürlich hat das seine Grenzen und man braucht Zeit und Konzentration dafür und ich kann garantiert einen zersplitterten Knochen nicht selber heilen an mir durch gutes Zureden…

    Aber auf der anderen Seite:

    Warum einen geldgeilen Arzt wegen etwas aufsuchen, was man selber auch heilen kann?

    (Durch mehrmalige Fehlbehandlung in der Kindheit, die bis heute bleibende Schäden hinterließ, vertraue ich Ärzten sowieso nur noch sehr begrenzt.)

    Lieber versuche ich, ein gesundes Leben zu führen, soweit es mir möglich und bewusst ist. (Natürlich ist das sehr schwer, weil wir Menschen unsere Welt ja schon gewaltig verdreckt haben und uns so permanent schaden und der Verschmutzung, die global mehr und mehr zunimmt, nicht entkommen können.)

  4. #4 Florian Freistetter
    14. Juli 2013

    @Franz-Joseph: “Warum einen geldgeilen Arzt wegen etwas aufsuchen, was man selber auch heilen kann?”

    Genau. Die “geldgeilen” Ärzte, die für ein medizinisches Gespräch ein paar Euro bekommen während der Heilpraktiker locker das 10fache verlangen kann…

    “Wenn ich mal etwas habe, auch etwa Schlimmeres, dann wende ich den Placebo-Effekt selber auf mich an, ganz ohne irgendwelche Objekte. Ich rede mir -das klingt vielleicht lustig/lächerlich- ein: “Heile Dich selbst!””

    Das ist dann aber Autosuggestion und hat nicht wirklich was mit dem klassischen Placebo-Effekt zu tun.

  5. #5 Tobias
    14. Juli 2013

    OT, aber ist der Avatar bei mir ein Penis mit Hoden?

  6. #6 Florian Freistetter
    14. Juli 2013

    @Tobias: “aber ist der Avatar bei mir ein Penis mit Hoden?

    Ne, das ist natürlich ein stilisiertes Space-Shuttle…

  7. #7 Statistiker
    14. Juli 2013

    “Klingt plausibel, aber gibt es als Beleg mehr als diese Plausibilität oder könnte das Ganze auch nur eine schöne Geschichte sein?”

    Herr Kuhn, Sie sagen: “Wenn Sie etwas bewiesen haben, bewiesen Sie es. Beweise akzeptiere ich nicht.”

    TYPISCH!!!!!!!

  8. #8 Florian Freistetter
    14. Juli 2013

    @Joseph Kuhn: ““Klingt plausibel, aber gibt es als Beleg mehr als diese Plausibilität oder könnte das Ganze auch nur eine schöne Geschichte sein?””

    Kann ich jetzt so auf die Schnelle gar nicht beantworten. Ich geh mal davon aus, dass die Royal Institution nicht einfach irgendwelche Fantasiegeschichten verbreitet. Aber ausschließen kann man es natürlich auch nicht. Vielleicht findet man in den wissenschaftlichen Artikel des Professors aus dem Video was…

  9. #9 Joseph Kuhn
    14. Juli 2013

    @ Franz-Joseph: Die Sache mit der Oma passt schön zu Parsons: Übernahme der Krankheitsrolle nach entsprechendem sozialen Hinweis.

    @ Florian Freistetter: Als “irgendwelche Fantasiegeschichten” will ich das nicht abtun, wie gesagt, es klingt plausibel. Vielleicht gibt es ja wirklich eine handfeste Basis für Humphreys Erklärung und jemand von den mitlesenden Biolog/innen weiß mehr? Wär interessant.

  10. #10 Rabbi
    14. Juli 2013

    Joseph Kuhn
    “Bei den costs and benefits of pain fällt einem sofort Talcott Parsons Konzept der Krankheitsrolle und des sekundären Krankheitsgewinns, z.B. Mitleid, Schonung etc., ein: der trägt dazu bei, dass das Kranksein länger dauert als nötig. Klingt auch plausibel.”
    Könnte aber auch sein, dass die “Krankheit so in berufenere Hände gelegt wird und darum mehr Chancen auf Heilung hat.

    Zu Stone Henge: Ich denke nicht, dass der Erfolg nur auf dem Berühren der Steine beruhte. Da steckte bestimmt eine ganze “Heilungsindustrie” dahinter, die sicher mit den damaligen Möglichkeiten auch gewisse Krankheiten kurieren konnte. Sonst wäre es kaum erklärbar, warum Menschen aus tausenden von Kilometern Entfernung anreisten um sich heilen zu lassen.

  11. #11 Klischeepunk
    Ehingen
    15. Juli 2013

    Danke dafür, genau zur richtigen Zeit und das Video ist eine hervorragende Darstellung, ich nehm an ich muss dich mal wieder an einigen Stellen verlinken.

    Ich verstehe allerdings nicht wieso der Placeboeffekt von den Homöopathen so vehement bestritten wird – letztendlich tut er doch auch das, worauf sie aus sind: Symptome lindern. Ob das nun das Zuckerkügelchen selbst oder der Effekt war, ist doch eigentlich sekundär wenn der versprochene Erfolg ein “besseres Gefühl” ist. Na seis drum. Danke für den Artikel 🙂

  12. #12 CM
    15. Juli 2013

    @Joseph Kuhn
    Vielleicht gibt es ja wirklich eine handfeste Basis für Humphreys Erklärung und jemand von den mitlesenden Biolog/innen weiß mehr?
    Es geht hier um einen Zusammenhang zwischen Soziobiologie und Physiologie. Da würde mich auch interessieren: Was ist Stand der Forschung – was Spekulation? Weiß jemand mehr?

  13. #13 Alderamin
    15. Juli 2013

    @Joseph Kuhn, Rabbi

    Was Spekulation betrifft: so viel ich weiß, ist es völlig ungeklärt, welche Funktion Stonehenge genau hatte. Man weiß nicht viel mehr, als dass es sich um eine prähistorische Kultstätte mit astronomischem Bezug handelt. Insofern sind die Aussagen über Heilungen in Stonehenge auf jeden Fall Spekulation.

  14. #14 Wiener
    15. Juli 2013

    Diese Erklärung kannte ich noch nicht. Ich hatte bisher die Erklärung im Kopf, die ich (glaube ich) mal bei einem Vortrag von Dawkins gehört habe. Demnach wäre die Heilung einer Krankheit ja erst einmal teuer ist (Immunantworten sind nicht umsonst). Wie viel Energie da reingesteckt wird, hängt dann vom allgemeinen Wohlbefinden ab. Wenn ich z.B. gerade am Verhungern bin, brauche ich halt alle Energie zum Jagen. Wenn ich dann satt und zufrieden am Lagerfeuer liege, kann der Körper alles ins Immunsystem pumpen.
    Irgendwie klingt beides plausibel. Spannendes Thema….

  15. #15 Theres
    15. Juli 2013

    @Joseph Kuhn, Rabbim Alderamin

    Auf die Heilstätte kamen Archäologen, die eine der wenigen genehmigten Grabungen durchführen konnten, weil sie einige Begräbnisstätten fanden mit einem weitgereisten Bogenschützen und, ich glaube noch zwei Behinderte (? hab ich vergessen, jedenfalls mit Leuten, denen Macht zugemessen wurde), und auch, weil die Blausteine des inneren Rings auch abgeschlagen wurden, wohl als Amulett. Soweit die knappe Wiedergabe aus dem Gedächtnis. Es gab ne Doku im TV dazu, erinnere ich mich und einenArtikel in einer Archäologiezeitschrift, die ich leider nicht besitze, sonst könnte ich einen Link liefern. … Nein, ich finde nichts dergleichen in den Bookmarks, sorry.

  16. #16 Clemens
    15. Juli 2013

    Verwandte Fragen sind die nach der Psychosomatik – der Placeboeffekt ist vielleicht eine Art umgekehrte Psychosomatik – die ja auch nicht so platt funktioniert, wie es erst einmal erscheinen mag.

  17. #17 Steffmann
    15. Juli 2013

    Um der ganzen Geschichte mal verve zu geben:

    Fern-Reiki ist eine feine Sache und mit dem Placebo-Effekt nicht zu erklären (man sieht sein Gegenüber ja nicht). Trotzdem funktioniert das bei einem gewissen Klientel. Gemeint sind hier insbesondere:

    – Notgeile Nerds, die hoffen, trotz besseren Wissens endlich mal zum Schuss zu kommen.
    – Physikresistente aller couleur, die prinzipiell alles für möglich halten, aber sich weigern, über physikalische Grundlagen zu diskutieren (das sei Gehirnwäsche)
    – Selbstbewusste Mamas, die von ihrer Eso-Hebamme ordentlich indoktriniert worden sind.
    – Und bei mir sowieso. Denn ich find es einfach zu geil, dass ich in der Kneipe hocke, mir einen anpfeiffe, während sich irgendso eine Reiki-Meisterin bis zum Kopfzerreissen konzentriert., um mich zu heilen.

    Damit keine Missverständnisse entstehen: Nein, ich habe keine Reiki-Meisterin aufgesucht. Schlimmer. Ich war mit einer verheiratet.

  18. #18 roel
    *****
    15. Juli 2013

    @Florian Freistetter “Man weiß, dass große Placebo-Pillen besser wirken als kleine; rote besser als weiße und teure besser als billige. Placebo-Spritzen wirken besser als Placebo-Tabletten und selbst wenn man weiß dass es sich um ein Placebo handelt, gibt es immer noch einen Effekt!”

    Aber die Pillen sind meistens klein und weiß. Warum macht man sie nicht einfach groß und rot und steigert dadurch den Placeboeffekt?

  19. #19 Strudel
    15. Juli 2013

    Hier @6:20: Prof. Paul Enck zu großen, kleinen und bunten Tabletten:

  20. #20 Steffmann
    15. Juli 2013

    @roel:

    Aber die Pillen sind meistens klein und weiß. Warum macht man sie nicht einfach groß und rot und steigert dadurch den Placeboeffekt?

    Vermutlich aus marketing Gründen. Die Leute sind nun mal “pharmazeutisch” auf kleine, weisse drops konditioniert. Grosse rosarote Lutscher würde Glaubwürdigkeit kosten. Deswegen orientiert sich die HÖ-Szene am gängigen Modell. Macht diese Typen eigentlich noch unsympathischer, als sie eh schon sind.

    Danke für den Hinweis, ist abgespeichert.

  21. #21 Steffmann
    15. Juli 2013

    mal wieder ein Kommentar, der willkürlich in der Moderation hängt…..kriegt man das nicht besser hin ?

  22. #22 Florian Freistetter
    15. Juli 2013

    @Steffmann: “kriegt man das nicht besser hin ?”

    Nein. Ich weiß nicht, wie oft ich das schon gesagt habe. Ein paar Dutzend Mal sicher. Aber gerne nochmal: Ich bin nicht Scienceblogs. Ich schreibe hier nur. Ich habe keine Einfluss auf die Technik. Keinen. Null. Ich bin Autor bei Scienceblogs aber nicht der Chefredakteur, nicht der Besitzer, nicht der Betreiber, nicht der Systemadministrator oder sonst irgendwer der irgendwas an der Infrastruktur ändern kann. Das manchmal Kommentare im Spamfilter hängen bleiben, ist schade. Es gibt eine Sache, die ich tatsächlich machen kann. Ich könnte den Spamfilter deaktivieren. Dann hättet ihr zum Beispiel allein heute knapp 150 Kommentare über Rolex-Uhren, Viagra, SEO-Scheiß und Immobilienkredite lesen können. Es tut mir sehr leid, wenn ihr manchmal ein paar Minuten oder gar ein paar Stunden warten müsst, bis eure Kommentare erscheinen. Dafür ERSCHEINEN sie dann aber auch. Ich könnte das System auch komplett auf Moderation umstellen (das ist die zweite Option die mir zur Verfügung steht). Wollt ihr wahrscheinlich auch nicht, oder? Es bleibt also nichts anderes übrig: ihr müsst damit leben lernen, das nicht jeder Kommentar sofort und unmittelbar nach dem Schreiben erscheint. Und ihr müsst damit leben, das ich nichts dagegen tun kann, selbst wenn ihr diesen Umstand immer wieder reklamiert und ich immer wieder die gleiche Antwort darauf geben muss.

  23. #23 rolak
    15. Juli 2013

    Melde Dich doch einfach bei Automattic als Wunderprogrammierer, Steffmann, da warten die bestimmt schon drauf.

  24. #24 Steffmann
    15. Juli 2013

    @Florian:

    Ich kenne Deine Stellungnahme. Dieser Kommentar war ja auch an den Betreiber (der aus Gründen der Qualitätssicherung eigentlich mitlesen sollte) gerichtet und nicht an Dich. Möglicherweise hätte ich das besser verdeutlichen sollen, sorry.

    Also, bleib gschmeidig. Du kannst nichts dafür, dass weiss ich und du hast es eh schon zigmal klargestellt.

  25. #25 Florian Freistetter
    15. Juli 2013

    @Steffmann: “Dieser Kommentar war ja auch an den Betreiber (der aus Gründen der Qualitätssicherung eigentlich mitlesen sollte) gerichtet”

    Der Betreiber ist Adam Bly vom Seed-Verlag in den USA und der macht sicher jede Menge interessante Dinge. Kommentare in nem deutschen Blog zu lesen gehört aber mit absoluter Sicherheit nicht dazu…

  26. #26 Steffmann
    15. Juli 2013

    @Florian:
    Och, doch. Prism machts möglich. 🙂

    Natürlich Quatsch. Also ok, ich akzeptiere zukünftig einfach diese willkürlich Moderation. Dafür auf die Strasse zu gehen und zu demonstrieren wäre ja auch……albern.

  27. #27 Frank Melle
    16. Juli 2013

    Interessantes Thema. Mir leuchten die Argumente im Video durchaus ein. Mit einer Sache bin ich aber nicht einverstanden: self cure als Ergebnis des Placebo.

    Ich bin mir nicht sicher, wie self cure genau definiert wird. Es wird aber oft gesagt, dass ein Placebo heilt. Auch hier: was ist Heilung?

    Für mich sind diese Aussagen nicht ganz korrekt. Zunächst: wir heilen uns selbst, deswegen wird eine Selbstheilung idR nicht durch einen Wirkstoff hervorgerufen. Der Körper kann Wunden verschließen, Bakterien und Viren beseitigen. Wir heilen uns bereits selbst, nur manchmal ist es nicht effektiv genug oder der Körper ist überfordert.

    Die Zugabe eines Placebo heilt aber nicht, sondern beseitigt doch (sofern ich die das richtig verstehe) in erster Linie Symptome (Schmerzen, Unwohlsein, etc). Aber die Ursache wird dabei nicht beseitigt. Selbst Medikamente beseitigen nicht das Problem, sondern meist nur eine gewisse Symptomatik. Was natürlich durchaus hilfreich ist, weil zu intensive Schmerzen, zu hohes Fieber, allgemein zu intensive Immunreaktionen problematisch werden können. Mit Wirkstoffen und/oder Placebos reguliert man also – man dreht an bestimmten Ventilen, damit der Körper nicht komplett durchdreht, sondern wieder auf dem Boden der Tatsachen zurück kommt.

    Insofern ist das keine Heilung, sondern maximal Heilungsunterstützung. Den Bärenanteil macht immer noch der Organismus allein.

    Man könnte also sagen, die Medizin (mit oder ohne Placebo) schafft Anreize oder optimiert die Bedingungen für den Heilungsprozess.

  28. #28 Florian W.
    17. Juli 2013

    Ich hoffe für Franz-Joseph das er in seinem Leben nur Verletzungen haben wird, die keine Ärzte benötigen.

    Ich habe erlebt wie Konflikte in der Familie mir den Magen einmal zugedreht haben, so dass ich 1 Woche nichts essen konnte. Wenn Konflikte nun dazu führen können, dass das Gehirn den eigenen Körper schadet, ist es nur logisch anzunehmen, dass das Gehirn den Körper besser reparieren wird, wenn keine Konflikte existieren. Aus dieser Perspektive wären Placebos einfach nur ein Trick, inneren Konflikte unseres Gehirn zu umgehen, denen wir uns nicht bewusst sind. Nach meiner Erfahrung ist es nicht so, dass das Unterbewusstsein gut darin ist, innere Konflikte so ans Bewusstsein weiter zu reichen, dass dieses es lösen kann.

  29. #29 Günther
    17. Juli 2013

    bei mir hat das schon öfters funktioniert. Als unverbesserlicher Evolutionist – UND wissend um den Placeboeffekt – fragte ich mich nach dem Sinn des Schmerzes aus evolutionärer Sicht. Dann kam sowas raus wie im Video erklärt. Da lag es nahe, bei lästigen Zahnschmerzen zu sagen: Hey, am Montag und nicht früher – bin ich beim Zahnarzt, der richtet es wieder. Also macht es keinen Sinn heute, am Sonntag ständig Alarm zu schlagen. Hat funktioniert. Bei meiner lästigen Pollenallergie auch. “Hey, Körper: dieser Alarm ist völlig sinnlos. Die Pollen sind absolut unschädlich!”
    Autosuggestion funktioniert nicht gut bei mir denke ich. Falls ich mir einrede “ich habe keine Schmerzen, ich habe keine Prüfungsangst” , hilft nicht.

  30. #30 Ralf Tiedemann
    19. Juli 2013

    Schönes Beispiel für den Placeboeffekt:

    Ich habe als Zivi im Krankenhaus gearbeitet, inkl. aller Schichtdienste. Typische Situation zu Beginn der Nachtschicht, man dreht seine letzte Runde mit den Schlaftabletten, klein, aber wirksam, in der rechten Kitteltasche und das Placebo, gross und einfach nur bitter, aber ohne jeden Wirkstoff, in der linken.

    Ratet mal, welches Mittel öfter geordert wurde und natürlich auch besser geholfen hat?

    Richtig, die linke Tasche war es…

    Kostensenkung mal simpel! 🙂

  31. […] Wie funktioniert der Placebo-Effekt? […]

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    1. September 2013

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