Halb acht Uhr morgens und die Sonne geht über dem CERN auf.
Genauer gesagt über einem Gebäudes des CERN, denn das Europäische Kernforschungsinstitut ist riesig. Es besteht aus hunderten Gebäuden die über die Schweiz und Frankreich verteilt sind; es arbeiten dort zehntausende Leute; das ganze Gelände ist ein extraterritoriales Gebiet und der Generaldirektor des CERN einem Staatschef gleichgestellt. Ein Besuch beim CERN ist nicht einfach nur ein Besuch an einem x-beliebigen wissenschaftlichen Institut; es gleicht eher einem Kurzurlaub in einem fremden Land und das nicht nur wegen der großen Ausdehnung und den vielen Sehenswürdigkeiten.
Für meinen Besuch hatte ich aber leider nur eineinhalb Tage Zeit – aber zumindest die wichtigsten Dinge habe ich gesehen.
Gebäude 33 ist der Eingang für alle Besucher und dort findet man auch die diversen öffentlichen Ausstellungen (die man übrigens kostenlos bescuchen kann):
Auf einem Kunstwerk, das sich mit kosmischer Strahlung beschäftigt, warte ich darauf, nicht nur das Besucherzentrum sondern auch den Rest des CERN-Geländes betreten zu dürfen.
Das klappt glücklichwerweise. Um auf dem großen Gelände von A nach B zu kommen, gibt es eigene CERN-Fahrräder:
Es gibt eigene CERN-Autos:
Ich aber besteige einen CERN-Autobus, denn wenn man die großen Teilchendetektoren besuchen will, dann schafft man das kaum zu Fuss (vor allem dann nicht, wenn die Temperaturen mehr als 30 Grad betragen).
Die meisten der wirklich wichtigen Geräte des CERN befinden sich tief unter der Erde. Damit man auch von oben einen kleinen Eindruck von dem bekommt, was man unten finden kann, sind die Gebäude hübsch gemalt. Hier geht es zum ATLAS-Detektor:
ATLAS ist einer der beiden großen und neuen Detektoren am
Teilchenbeschleuniger LHC. Denn es reicht ja nicht aus, einfach nur einen langen Tunnel unter der Erde zu bauen, in dem Teilchen rumsausen und miteinander zusammenstoßen. Man will ja sehen, was bei diesen Kollisionen passiert und dafür braucht man entsprechende Geräte. Die Detektoren messen, welche neuen und anderen Teilchen bei den Kollisionen entstehen, wie schwer sie sind und in welche Richtung sie davon fliegen. Aus diesen Spuren und Trümmern der Zusammenstöße können die Wissenschaftler dann genau rekonstruieren, was in den Bruchteilen einer Sekunde passiert, die so eine Kollision dauert.
Ein großer Teilchendetektor ist eine gewaltige und vor allem enorm komplexe Maschine und die hat nicht einfach nur ein paar Schalter oder einen Computer, mit dem sie gesteuert wird. Wie bei einer Weltraummission gibt es hier einen eigenen Kontrollraum:
Der ist aber gerade nicht besetzt, denn momentan ist es ruhig im Tunnel des Beschleunigers und den Detektoren. Das heißt, es finden keine Kollisionen statt und es befinden sich keine Teilchen im Tunnel. Natürlich ist trotzdem jede Menge los. Denn die Wissenschaftler machen nicht einfach Ferien sondern renovieren den kompletten Teilchenbeschleuniger. Der lief ja seit 2009, allerdings nur mit halber Kraft. In den 3 Jahren des bisherigen Betriebs hat man sich mit der großen Maschine vertraut gemacht und ihre Schwachstellen aufgezeichnet. Diese Erkenntnisse nutzt man nun in der (schon vorher eingeplanten) Betriebspause, um den LHC-Beschleuniger auszubauen und zu verbessern.
Die Teilchen fliegen ja nicht von selbst im 27 Kilometer langen unterirdischen Tunnel im Kreis herum. Man muss sie steuern und das geschieht mit jeder Menge sehr starken Magneten. Eine Schwachstelle sind die Verbindungen zwischen diesen Magneten, die nun alle erneuert werden. Man nutzt aber die Gelegenheit um auch den Detektor selbst zu erneuern, damit mehr Kollisionen mit mehr Details aufgenommen werden können. Dazu wird zum Beispiel das Rohr verkleinert, in dem die Teilchen durch den Detektor fliegen. Man macht es schmaler um außen herum noch ein paar Detektorschichten mehr anbringen zu können. Und man macht es aus Beryllium und nicht mehr aus Aluminium, damit die Trümmer der Kollision besser bis in die Detektoren gelangen können.
Kommentare (56)