Wenn es um gigantische Explosionen im Weltall geht, dann stellt sich natürlich die Frage, ob das auch für uns auf der Erde irgendwie gefährlich werden kann. Natürlich – so eine große Menge an Energie die in so kurzer Zeit freigesetzt wird, kann der Erde großen Schaden zu fügen oder sie auch ganz zerstören. Aber nur dann, wenn der GRB in unmittelbarer Nähe stattfindet und damit ist nicht zu rechnen. In unserer näheren kosmischen Nachbarschaft gibt es keine Riesensterne, die zum GRB werden können und auch Neutronensterne hat man dort bis jetzt noch nicht gefunden. Die Sterne bewegen sich allerdings durch die Milchstraße und im Laufe der Jahrmillionen kann sich die Situation durchaus ändern. Wenn die Erde von einem Gammablitz getroffen wird, leidet vor allem die Atmosphäre unseres Planeten. Die starke Strahlung zerstört die Ozonschicht und wenn dann die UV-Strahlung der Sonne ungefiltert auf die Erdoberfläche trifft, hilft auch der stärkste Sonnenschutzfaktor nicht mehr. Wir würden zwar nicht alle sterben – aber die Krebsrate würde sich erhöhen und es würde eine Zeitlang ein wenig ungemütlich werden auf der Erde.
Aber wie gesagt – so etwas wird in den nächsten paar hunderttausend Jahren nicht passieren. Es gibt keine passende Sterne in der Nähe der Erde. Aber trotzdem ist es interessant, sich Gedanken darüber zu machen. Zum Beispiel, um herauszufinden, ob die Erde irgendwann in der Vergangenheit mal von einem Gammablitz getroffen worden ist. Dimitra Atri aus Mumbai in Indien und seine Kollegen haben sich überlegt, ob es neben der zerstörten Ozonschicht noch weitere negative Folgen für Leben auf der Erde geben würde. Denn wenn die hochenergetische Strahlung der GRBs auf die Luftmoleküle der Atmosphäre trifft, passiert im Wesentlichen das, was auch in einem Teilchenbeschleuniger passiert. Teilchen kollidieren bei hohen Geschwindigkeiten und erzeugen dabei neue Teilchen. In diesem Fall sind das vor allem hochenergetische Myonen (eine Art schwerer Verwandter des Elektrons). Wir müssen also nach einem GRB am Erdboden nicht nur mit den UV-Photonen der Sonne rechnen sondern auch mit Myonen-Schauern, die ebenfalls Schaden bei Lebewesen anrichten könnten. Wie groß die Gefahr durch die Myonen wirklich ist, haben Atri und seine Kollegen in ihrer Arbeit “Biological radiation dose from secondary particles in a Milky Way gamma ray burst” untersucht. Sie haben die zu erwartenden Myonen-Schauer am Computer simuliert und kamen zu dem Ergebnis, dass ein Lebewesen auf der Erde mit einer zusätzlichen Strahlenbelastung zwischen 0,11 Mikrosievert und 0,3 Millisievert rechnen muss. Das ist vernachlässigbar gering; erst bei ungefähr einem Sievert leiden Menschen unter einer schwachen Strahlenkrankheit und tödlich wird es erst bei 4 bis 5 Sievert. Wir müssen uns also bei einem Gammablitz “nur” sorgen über die UV-Strahlung der Sonne machen; die Auswirkungen der Teilchenschauer können wir getrost ignorieren.
Aber wie gesagt – es besteht in der Hinsicht sowieso keine Gefahr. In unserer Nähe wird es keinen GRB geben. Aber vielleicht haben die Astronomen ja mal Glück und können mal einen Gammablitz beobachten, der sich zumindest in unserer eigenen Galaxie befindet (das war bis jetzt nur einmal der Fall und der befand sich ganz am anderen Ende der Milchstraße) und nicht immer nur Milliarden Lichtjahre weit weg in anderen Galaxien. Dann könnten wir dieses Phänomen endlich mal vernünftig beobachten und würden sowohl die Entstehung der Gammablitze als auch ihre Konsequenzen besser verstehen können.
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