Dieser Artikel gehört zu meiner Serie “Tatort-Wissenschaft”. Wer damit nichts anfangen kann findet hier eine Erklärung. Es geht in diesem Artikel nicht um eine wissenschaftliche Erklärung der Tatort-Handlung sondern darum zu zeigen, dass Wissenschaft tatsächlich überall ist. Egal was wir (oder die Tatort-Kommissare) machen, es steckt Wissenschaft dahinter. Wir erleben die Welt aber meistens getrennt. Da gibt es “Wissenschaft” – und dann gibt es “alles andere”. Zum Beispiel Krimis wie den Tatort. Es mag konstruiert erscheinen, den Tatort mit wissenschaftlichen Phänomenen und Erklärungen in Verbindung zu bringen. Die Wissenschaft war aber schon die ganze Zeit da. Unsere gedankliche Trennung zwischen Krimi und Wissenschaft ist konstruiert. Ach ja, und wenn ihr nicht wissen wollt, wer der Mörder war, dann lest am besten nicht bis zum Ende…
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Tatort-Folge Nummer 788 spielt in Konstanz. Es geht um Astronomie und Eifersucht. Es geht um Silikonbrüste und Gold. Und es geht um die Frage, wo die Dinge her kommen.

Dieser Tatort beginnt zur Abwechslung ganz astronomisch. Eine Frau betritt das Planetarium in Kreuzlingen. Sie sieht sich eine interessant Show über den Andromedanebel an. Die kann sie aber leider nicht wirklich genießen, weil sie umgebracht wird. Wenig überraschend ist sie Schweizerin, lebt aber in Konstanz und darum können die Kommissare Klara Blum und Reto Flückiger wieder mal gemeinsam und grenzübergreifend ermitteln (Sehr überraschend ist aber, dass es einen Tatort in Konstanz gibt! Ernsthaft, wenn jetzt schon jedes Bodenseedorf einen eigenen Tatort kriegt, dann möchte ich auch einen in meiner Heimatstadt Jena haben!).

Die Leiche landet also in der Gerichtsmedizin und dort stellt sich heraus, dass man der toten Frau einen Goldfisch in den Mund gesteckt hat. Das ist natürlich gar nicht nett und vor allem dann nicht, wenn man eigentlich einen schönen Nachmittag im Planetarium verbringen wollte! Dort kann man sich nämlich nicht nur wunderbar unterhalten, sondern auch noch jede Menge lernen. Zum Beispiel, wo die Dinge herkommen. Alles muss ja irgendwo her kommen und am Ende kommt immer alles aus dem Weltall. Der Goldfisch ist natürlich auf der Erde entstanden (ein Angriff von Killer-Goldfischen aus dem Weltraum ist wahrscheinlich sogar für die Tatort-Schreiber ein klein wenig zu absurd). Aber all die Atome aus denen er besteht haben sich vor langer Zeit und weit entfernt gebildet. Echtes Gold wird man in einem Goldfisch aber vermutlich wenig finden und auch sonst ist Gold eher selten. Und das liegt an der Art und Weise, wie es entstanden ist.

Astronomisch wertvoll: Der Goldfisch!

Astronomisch wertvoll: Der Goldfisch!

Vor 13,8 Milliarden Jahren, direkt nach dem Urknall, gab es nur 2 chemische Elemente im Universum: Wasserstoff und Helium. Es sind die beiden simpelsten Elemente und man braucht nur wenige Bausteine braucht um sie zu bauen. Ein Wasserstoffatom besteht nur aus einem einzigen elektrisch positiv geladenen Proton als Kern und einem negativ geladenen Elektron in der Hülle um den Kern. Helium hat einen Kern, der aus zwei Protonen und zwei elektrisch neutralen Neutronen besteht. Das nächst-komlexere Element wäre dann Lithium mit drei Protonen im Kern; dann kommt Beryllium mit vier Protonen und so weiter. Die Zahl der Protonen im Kern bestimmt, um welches chemische Element es sich handelt und die Zahl der zusätzlichen Neutronen im Kern bestimmt welche Variante des Elements, also welches “Isotop” es ist. In den ersten Minuten nach der Entstehung des Universums gab es es nur jede Menge frei herumfliegende Protonen und Neutronen, die sich erst zu richtigen Atomkernen zusammenfinden mussten. Freie Neutronen sind allerdings nicht stabil und zerfallen nach wenigen Minuten. Es blieb also nicht viel Zeit, um Elemente zu basteln und für die komplizierten Elemente mit großen Atomkernen war gar keine Zeit übrig. Gerade mal ein bisschen Helium konnte entstehen, dann waren die Neutronen auch schon wieder zerfallen. Es blieb ein Universum das zu drei Viertel Protonen enthielt, also die Atomkerne des Wasserstoffs und einem Viertel Helium. Alles andere – unter anderem Gold – konnte erst später entstehen.

Über die Herkunft des Goldes machen sich die Kommissare im Tatort allerdings vorerst keine Gedanken; eher über die Herkunft des Geldes. Die tote Frau war nämlich die Chefin einer Schönheitsklinik am Bodensee in der auch ihr Mann und ein befreundetes Ehepaar arbeiten. Und die haben anscheinend so richtig viel Geld. Der befreundete Arzt hat eine Segelyacht und ein teures Sportauto, seine Frau hat sich ein High-Tech-Mega-Luxus-Wellnesscenter eingerichtet und selbst die Krankenschwester laufen in Designerkleidung rum. Im Büro der Ex-Chefin stehen sogar ein paar große und teure Teleskope. Keine Ahnung warum, denn es gibt wohl kaum einen schlechteren Ort um den Himmel zu beobachten als aus dem Fenster eines Büros. Aber das wird schon alles seine Ordnung haben, denn die Frau kannte sich aus. Laut Aussage ihres Kollegen interessierte sie sich nämlich für “Astronomie, Astrologie – alles was mit Sternen zu tun hat!”. Also offensichtlich auch mit internationaler Spitzenküche, Hollywoodfilmen, Origami und deutscher Popmusik. Ernsthaft, liebe Tatort-Autoren: Wäre es so viel verlangt gewesen, kurz mal mit nem Astronomen zu reden, wenn ihr schon die Astronomie in die Folge einbaut? Ich weiß, ihr wart damit beschäftigt euch möglichst tiefschürfende Sätze auszudenken um den Schönheitswahn gesellschaftkritisch auszuarbeiten und dann musstet ihr euch auch noch um die private Beziehung zwischen Klara Blum und Reto Flückiger kümmern (und auch die angenervten Diskussionen von Assistent Perlmann mit seiner Vorgesetzen schreiben sich nicht von selbst). Aber man könnte ja mal zur Abwechslung auch mal probieren, in den Details glaubwürdig zu sein… oder die Details weglassen, wenn niemand Ahnung davon hat.

Egal – die Astronomie spielt im weiteren Verlauf sowieso nur noch ne untergeordnete Rolle (sieht man von einem pseudoromantischen Gespräch zwischen Blum und Flückiger über Sternbilder ab). Hier muss der Mörder gefunden werden und das war der Hausmeister! Das zumindest hab ich mir sofort gedacht, als der plötzlich völlig unmotiviert auftauchte und gleich danach eben so unmotiviert wieder verschwand. Dass er sich dann am Ende tatsächlich als der echte Mörder herausgestellt hat, hat mich auch ein wenig überrascht. In den bisherigen Tatortfolgen die ich gesehen habe, wurde der Täter am Ende meistens irgendwo aus dem Nichts hervorgezaubert…
Bevor er jedoch überführt wird, muss am Bodensee noch ein wenig ermittelt werden. Zum Beispiel über Brustvergrößerungen. Angeblich war der Ehemann der Toten während der Tat bei einem Vortrag über Brustimplantate und natürlich ist auch die Klinik voll mit Frauen, die sich die Brust vergrößern lassen. Beziehungsweise kaputte Implantate reparieren lassen wollen. Denn anscheinend hat die Klinik in letzter Zeit ein wenig geschlampt und die neuen Brüste werden undicht.

Überraschenderweise haben Brustimplantate sehr viel mit Astronomie zu tun.

Überraschenderweise haben Brustimplantate sehr viel mit Astronomie zu tun.

Die Hülle so eines Implantats besteht so gut wie immer aus Silikon. Und Silikon besteht aus Sauerstoff- und Siliciumatomen. So wie der ganze Rest mussten auch die erst nach dem Urknall entstehen und es ist gut, dass das geklappt hat. Denn Silicium und Sauerstoff braucht man nicht nur für künstlicher Brüste; sie sind auch der Hauptbestandteil der Erdkruste. Wäre das Universum so geblieben wie es wenige Minuten nach dem Urknall war, dann gäbe es heute kaum etwas. Es gäbe keinen Planeten wie die Erde, es gäbe keine Lebewesen wie uns Menschen und es gäbe keine Fernsehgeräte, Tatort-Drehbücher oder Fernsehkommissare. Aus Wasserstoff und Helium alleine kann man nicht viel machen. Das junge Universum machte daraus das einzige, das damals möglich war: Große Sterne! Das Gas kollabierte zu dichten Wolken, die unter ihrem eigenen Gewicht immer weiter zusammen fielen. In ihren Zentren wurde es immer wärmer und je wärmer es wurde, desto schneller bewegten sich die Atome. Irgendwann war es so heiß, dass die Wasserstoffatome bei Kollisionen nicht mehr voneinander abprallten. Sie verschmolzen miteinander und am Ende entstand bei dieser Kernfusion Helium. Kein großer Fortschritt, sollte man denken, denn Helium war ja eh schon da. Aber die Fusion von Wasserstoff zu Helium war erst der Anfang! Die dabei freiwerdende Energie drang vom Kern nach außen und dieser Strahlungsdruck hielt den Stern stabil so dass er nicht mehr weiter unter seinem Gewicht zusammen fiel. Als der ganze Wasserstoff im Kern verbraucht war, wurde aber auch kein Strahlungsdruck mehr erzeugt. Der Stern fing wieder an zu kollabieren und nun wurde es in seinem Inneren noch heißer. Heiß genug, dass auch die schwereren Heliumatome miteinander fusionieren konnten. Dabei erzeugten sie die ersten echten neuen Elemente im Universum – zum Beispiel Kohlenstoff und Sauerstoff. Dieses Spiel lief immer so weiter. Irgendwann war auch das Helium im Kern aufgebraucht, der Stern kollabierte weiter, wurde noch heißer und auch Kohlenstoff und Sauerstoff konnten fusionieren, zum Beispiel zu Silicium. Und erst als es dann nicht mehr weiter ging; kein Brennstoff im Kern mehr vorhanden war und der Stern während einer Supernova explodierte wurden all die neu geschaffenen Elemente ins All geschleudert und verteilt. Damit das Universum Silikonbrüste hervorbringen konnte, mussten also erst einmal Sterne entstehen und wieder vergehen!

Unsere Welt verdanken wir der Asche von ausgebrannten Sternen. Die Klärung des Falls verdanken die Bodensee-Kommissare dem gefakten Burn-Out-Syndrom von Assistent Perlmann, der undercover in der Klinik ermitteln soll. Als Patient darf er an der “Ying-Yang-Kuschelkacke” der Leiterin des Wellnessbereichs teilnehmen, die früher mal Chirugin war aber jetzt mysteriöserweise nicht mehr operieren will. Außerdem hat sie ein Aquarium mit Goldfischen, von denen einer fehlt! Mittlerweile sind aber alle verdächtig, denn wie das halt so ist, hat jeder ein Verhältnis mit jedem; der eine Arzt hat eine Briefkastenfirma aufgezogen die minderwertige Brustimplantate verscherbelt und die tote Klinikchefin wollte ihren einen Kollegen feuern, sich vom anderen scheiden lassen und hatte ein Verhältnis mit dem Mann der dritten. Befragen kann man die Leute aber nicht mehr, weil sie jetzt auch alle sterben. Der eine wird im Netz eines Bootes aufgehangen, der andere tot am Golfplatz deponiert. Irgendwann ist eben alles zu Ende – das Leben eines Menschen genauso wie das eines Sterns.

Sterne werden aber nicht von Mördern umgebracht, bei ihnen ist es das Eisen. Denn das Spiel mit der Kernfusion lässt sich nicht beliebig fortsetzen. Irgendwann entsteht bei der Fusion im Inneren eines Sterns Eisen. Und Eisen lässt sich nicht mehr weiter fusionieren. Bis dahin wurde bei der Fusion neuer Elemente immer Energie freigesetzt. Will man aus Eisenatomen neue Elemente zu machen muss man aber Energie hineinstecken. Es ist also kein Wunder, wenn Eisen das sechst-häufigste Element im Universum (nach Wasserstoff, Helium, Sauerstoff, Kohlenstoff und Neon) ist. Eisen ist das, was übrig bleibt; das Element, bei dem es nicht mehr weitergeht. Elemente die schwerer sind als Eisen können im Inneren eines Sterns nicht hergestellt werden und deswegen sind sie auch so selten. Gold, Silber, Platin und all die anderen schönen Sachen entstehen nur während der kurzen Phase in der ein Stern stirbt. Wenn ein Stern explodiert werden Neutronen freigesetzt und die können in bestehende Atomkerne eindringen und sich dort anlagern. Aber zu viele Neutronen verträgt ein Atomkern nicht; irgendwann wird er zu schwer und fällt auseinander. Und dabei entstehen dann neue und schwere Elemente wie eben zum Beispiel Gold oder Silber. Und deswegen ist das Zeug auch so selten. Naja, und weil es schwer ist und bei der Entstehung der Erde gemeinsam mit dem anderen schweren Kram wie Eisen in den Kern gesunken ist, so dass jetzt oben in der Kruste kaum was übrig ist. Die Erde war ja früher ein glutflüssiger Ball aus Metall und Gestein und die schweren Dinge sinken eben nach unten.

Eine Supernova bei der Goldproduktion (Bild: X-ray: NASA/CXC/J.Hester (ASU); Optical: NASA/ESA/J.Hester & A.Loll (ASU); Infrared: NASA/JPL-Caltech/R.Gehrz (Univ. Minn.))

Eine Supernova bei der Goldproduktion (Bild: X-ray: NASA/CXC/J.Hester (ASU); Optical: NASA/ESA/J.Hester & A.Loll (ASU); Infrared: NASA/JPL-Caltech/R.Gehrz (Univ. Minn.))

Genau so sollen auch die letzten Opfer des Mörders nach unten auf den Grund des Bodensees sinken. Denn der Hausmeister hat sich in der Zwischenzeit als Vater einer ehemaligen Patientin der Klinik herausgestellt. Bei einer Operation haben die vier Ärzte einen Fehler gemacht und das Mädchen erlitt eine schwere Schädigung des Gehirns. Alles wurde aber vertuscht; es gab keine Entschädigung und der Hausmeister ging auf Rachefeldzug. Am Ende will er sein letztes Opfer gemeinsam mit seiner Tochter und sich selbst mit Bleigürteln im Bodensee versenken, was aber selbstverständlich von den Kommissaren verhindert werden kann. Der Gerechtigkeit halber muss der Täter dann aber natürlich doch noch in den See fallen, versinken und kann nicht mal mehr von Reto Flückiger gerettet werden kann. Unrettbar scheint auch die Beziehung zwischen Flückiger und Blum, da er sich nach Luzern versetzen hat lassen. Dort gibt es übrigens auch ein Planetarium und ich kann euch zum Abschluss nur dringend mal empfehlen, es – oder ein anderes in eurer Nähe – zu besuchen! Planetarien sind cool, sie sind unterhaltsam, man lernt jede Menge über Astronomie und auch wenn der Tatort was anderes sagt wird man dort nur sehr selten umgebracht.

Kommentare (16)

  1. #1 Keppla
    6. August 2013

    Die Erde war ja früher ein glutflüssiger Ball aus Metall und Gestein und die schweren Dinge sinken eben nach unten

    Ich meine gelesen zu haben, dass der Erdkern heute, wegen des Drucks, fest wäre. War das also bei der damaligen Erde noch nicht der Fall?

    Und, auf die Gefahr hin, dass das etwas zu sehr nach piratengeschichte klingt: heist das, das in der Mitte der Erde nun ein kleiner Kern aus dem Gold (und Uran, und wasweisich) was nicht an der Oberfläche hängengeblieben ist, ist? Oder war das “sinken” doch zu Chaotisch?

  2. #2 Florian Freistetter
    6. August 2013

    @Keppla: 2Und, auf die Gefahr hin, dass das etwas zu sehr nach piratengeschichte klingt: heist das, das in der Mitte der Erde nun ein kleiner Kern aus dem Gold (und Uran, und wasweisich) was nicht an der Oberfläche hängengeblieben ist, ist?”

    Der Kern der Erde ist ne Kugel aus Eisen, so groß wie der Mond! Und Gold, Uran und der ganze andere Kram ist auch da unten…

  3. #3 rolak
    6. August 2013

    wenn jetzt schon jedes Bodenseedorf einen eigenen Tatort kriegt

    a) Konstanz (Standort Blum) ist mitnichten ein Dorf
    b) Luzern (Standort Flückiger) ist mitnichten ein Dorf und liegt zwar an einem See, der jedoch weniger Boden-, mehr Vierwaldstätter, dort speziell jedoch auch – wer hätte es gedacht – Luzerner heißt
    c) welcher Tatort-Ermittler residiert denn noch außer Eva Mattes am Bodensee? In #788 hat Flückiger ja nur die Funktion eine Amtshilfe in Person, wie sie in vielen Krimireihen gerne zur Auflockerung eingestreut werden.
    d) es bekommen keine Ortschaften Tatorte, sondern die werden stattdessen an die einzelnen Sendeanstalten vom ARD+Rest-Tatortclub verteilt. Falls ‘Dein’ Sender also der MDR sein sollte, müßtest Du dort um Versetzung der Leipziger Kommisare bitten.

    “Astronomie, Astrologie – alles was mit Sternen zu tun hat!”

    Diesen Satz fand ich damals ziemlich gut, ist es doch die allgemein übliche Vermatschung der Inhalte. Schlecht fand ich zwar die fehlende Korrektur eines der Beteiligten – doch auch dieses Ausbleiben ist leider allgemeinüblich. Da bist Du glaube ich in der Hamlet-Falle (weißt schon, ‘zwischen Himmel und Erde…’) gelandet, es ist nicht etwa so, daß die Gleichsetzung gültig und unangreifbar konstatiert wird, sondern daß eine fiktive Person in einer ebenso fiktiven Handlung Blödsinn verzapft.
    Kurz gesagt: Gemessen am Normalzustand ist dies Detail imho völlig korrekt wiedergegeben.

  4. #4 Florian Freistetter
    6. August 2013

    @rolak: ” Konstanz (Standort Blum) ist mitnichten ein Dorf”
    ” es bekommen keine Ortschaften Tatorte, sondern die werden stattdessen an die einzelnen Sendeanstalten vom ARD+Rest-Tatortclub verteilt”

    Das Prozedere ist mir schon bewusst und auch, dass es in Deutschland so gut wie keine Dörfer gibt, weil hier – im Gegensatz übrigens zu Österreich – so gut wie alles “Stadt” heißt. Der Kommentar war nicht unbedingt als ernsthafte Beschwerde gemeint, wenn dann eher als Hinweis, dass man durchaus auch mal im Osten nach neuen Drehorten suchen könnte… Jena war mal als Tatortstandort in Diskussion; dann hat man sich aber doch wieder für Erfurt entschieden. Ich wollte eigentlich nur darauf hinaus, dass Konstanz auch nicht “prominenter” ist als – was weiß ich – Görlitz, Neubrandenburg, Cottbus oder Gera und genau so ein guter/schlechter Ort für nen Tatort wie zB Jena.

    “Da bist Du glaube ich in der Hamlet-Falle (weißt schon, ‘zwischen Himmel und Erde…’) gelandet, es ist nicht etwa so, daß die Gleichsetzung gültig und unangreifbar konstatiert wird, sondern daß eine fiktive Person in einer ebenso fiktiven Handlung Blödsinn verzapft.”

    Kann gut sein – aber wenn dann später bei der Passwortsuche wieder die Sternzeichen auftauchen, dann klingt das doch eher so, als sei man bei den Tatortschreibern tatsächlich der Meinung, “alles was mit Sternen zu tun hat” sei eh irgendwie das selbe.

  5. #5 rolak
    6. August 2013

    in Deutschland so gut wie keine Dörfer gibt

    Also bitte, ich bin in einem Dorf geboren, ist zwar mittlerweile nach räuberischer Eingemeindung (da wollte die nahe Stadt die 100.000er Grenze überschreiten) Stadtteil geworden und hat seitdem kein eigenes Rathaus mehr, doch trotz allem ists noch immer ein Dorf und auch stolz auf sich.
    Selbst hier in K lebt es sich in jedem Veedel wie in einem eigenen Dorf.

    Erfurt

    ..statt Leipzig. Da siehste mal, wie schlecht es um mein Wissen bei den Aktualitäten bestellt ist, beim ersten Gros Folgen bräuchte ich wohl kaum die Handlung nachschlagen…

    als sei man bei den Tatortschreibern tatsächlich der Meinung, “alles was mit Sternen zu tun hat” sei eh irgendwie das selbe.

    Selbstverständlich kann das so sein, doch um den Hamlet-Effekt zu verdeutlichen: Als optimistischer Pragmatiker tendiere ich mehr zu

    als sei man bei den Tatortschreibern tatsächlich der Meinung, die Meinung «“alles was mit Sternen zu tun hat” ist eh irgendwie das selbe» sie derart verbreitet, daß sie einem Protagonisten zugeschrieben werden könne.

  6. #6 Florian Freistetter
    6. August 2013

    @rolak: “Selbst hier in K lebt es sich in jedem Veedel wie in einem eigenen Dorf.”

    Das bezog sich mehr auf die Bezeichnung. Das ist zumindest mein Gefühl – hier in Deutschland heißt jede Ansiedlung von ein paar tausend Menschen “Stadt”. In Österreich wäre sowas eine “Marktgemeinde”…

  7. #7 Alderamin
    6. August 2013

    @Florian

    Ich dachte immer, “Stadt” darf sich nur nennen, wer mal Stadtrechte (was u.a. berechtigte, Zölle zu erheben) bekommen hat. Und da war man vielleicht in D freigiebiger in der Verteilung als in A (obwohl das alles damals Sacrum Romanum Imperium war). Falls es sich nicht um selektive Wahrnehmung handelt…

  8. #8 rolak
    6. August 2013

    Marktgemeinde

    Ist das ein offizieller Titel, also so wie Bad Salzuflen? Sonst, als Bezeichnung an sich, scheint es im Deutschsprachigen nur ein leichtes Übergewicht für ‘Stadt’ zu geben, wobei allerdings ‘Flecken’, ‘Weiler’ etc außen vor blieben und typischerweise Städte größer, damit bekannter und damit häufiger genannt sein dürften. Mal ganz abgesehen davon, daß ‘Dorf’ immer (also mein Leben lang) schon mit einer negativen Konnotation zu kämpfen hat, á la ‘das Beste an <Dorf> ist der Bus nach <Stadt>’.
    Doch das hat ja nun gar nichts mehr mit dem eigentlichen Thema des schönen posts zu tun…

  9. #9 Florian Freistetter
    6. August 2013

    @rolak: Ist ne Variation von “Gemeinde”: https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinde_%28%C3%96sterreich%29 Es gibt Städte, Marktgemeinden und sonstige Gemeinden.

  10. #10 Liebenswürdiges Scheusal
    6. August 2013

    Marktgemeinden sind Gemeinden, die das Recht zugesprochen bekamen einen Wochenmarkt auszurichten oder zu veranstalten. Waren immer so ca. einen tagesmarsch auseinander (5 Std. hin, 5 Std. zurück und dann noch zwei Stunden zum einkaufen).

  11. #11 PDP10
    7. August 2013

    @Florian:

    Sehr schön launiger Artikel!

    Ich war ja Anfangs etwas skeptisch was diese Serie angeht – aber wenn das so weitergeht 🙂

    Eins zu mäkeln hätte ich aber schon noch:

    Bitte schreib nicht einfach so Sätze wie:

    “Bis dahin wurde bei der Fusion neuer Elemente immer Energie freigesetzt. Will man aus Eisenatomen neue Elemente zu machen muss man aber Energie hineinstecken.”

    Und lass sie dann einfach so rumhängen …

    Ich hatte diffus im Hinerkopf, dass das so ist, aber nicht mehr wieso.
    Mit ein oder zwei Sätzen zur Erklärung hättest du den Artikel nicht wesentlich verlängert und dem diffusen Ziehen in meinem HInterkopf ein Ende bereitet.

    Ich kann nur wiederholen, was ich neulich schon mal sinngemäss geschrieben habe, als es um das Video zur Grösse des Sonnensystems ging:

    Keine Angst vor “zuviel” Genauigkeit.

  12. #12 PDP10
    7. August 2013

    Ach so:

    Was das “Stadtrecht” angeht …
    In Deutschland bedeutet das heutzutage gar nichts mehr.

    Das kann von der jeweiligen Landesregierung verliehen werden und heisst nur, dass sich das jeweilige Dorf dann “Stadt” nennen darf. Sonst genau gar nichts.

    Privilegien (oder erweiterte Pflichten) von Kommunen werden heutzutage nach Einwohnerzahl bestimmt.

    Und da gibt es nunmal Dörfer wie das Dorf an der Düssel mit ca. 500.000 Einwohnern und Neustadt (Dosse) mit 3400 Einwohnern, die sich da kommunalrechtlich wie im Namen sehr, sehr unterscheiden 🙂

  13. #13 Alderamin
    7. August 2013

    @PDP10

    Klar, heute bedeutet das Stadtrecht nicht mehr viel, es kommt auch nicht mehr so häufig vor, dass Stadtrechte verliehen werden (dem 4000-Seelen-Dörfchen Heimbach in unserem Kreis wurden sie immerhin noch 1959 verliehen). Die meisten Städte erhielten ihr Stadtrecht im Mittelalter.

  14. #14 Florian Freistetter
    7. August 2013

    @PDP10: “Mit ein oder zwei Sätzen zur Erklärung hättest du den Artikel nicht wesentlich verlängert und dem diffusen Ziehen in meinem HInterkopf ein Ende bereitet.”

    Naja, nur das sich das halt nicht mit ein oder zwei Sätzen erklären lässt. Ich hätte schreiben können “Eisen hat die höchste Bindungsenergie aller Elemente” (was äquvivalent zur ersten Aussage ist). Aber hätte das geholfen oder hättest du dich dann gefragt: Warum gerade Eisen? Und dann steckt man mitten in der Kernphysik…

    “Keine Angst vor “zuviel” Genauigkeit.”

    Doch, besonders bei diesem Format: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2013/03/02/die-tyrannei-der-prazession-behindert-die-wissenschaftskommunikation/

  15. #15 nastes
    7. August 2013

    @Alderamin, @PDP10
    Böse Zungen behaupten das viele Stadterhebungen nur deshalb statt finden weil Stadtrat wichtiger klingt als Gemeinderat… 😀

    Schönen Tag noch,
    bastes

  16. […] Mord im Planetarium und die Herkunft der Dinge in “Der schöne Schein”, Astrodicticum simplex am 6. August […]