5) Äußere Einflüsse kontrollieren: Auch das ist wichtig. Denn in der realen Welt ist es schwer, immer nur das zu messen, was man messen will. Würde ich bei der Bier-Verkostung zum Beispiel die Hälfte der Biere in die pralle Sonne stellen und die anderen schön kühl servieren, dann würde das definitiv das Ergebnis beeinflussen. Die Temperatur ist ein äußerer Einfluss, der kontrolliert werden muss. Gleiches gilt auch für nicht ganz so offensichtliche Effekte. Jeder Verkoster sollte zum Beispiel das gleiche Trinkgefäß benutzen. Abgesehen davon, dass der Behälter durchaus den Geschmack beeinflussen kann (beispielsweise, weil die Wärme unterschiedlich gut gespeichert wird oder die Kohlensäure unterschiedlich schnell entweichen kann) sind auch subtilere Effekte möglich. Vielleicht hatte irgendein Tester früher mal ein unerfreuliches Erlebnis mit Dosenbier und seither eine instiktive Abneigung gegen jedes Getränk aus der Dose… Bei echten wissenschaftlichen Experimenten ist die Kontrolle der äußeren Einflüsse um so wichtiger. Es nützt nichts, wenn ich sensible Messungen schwacher Erdbeben machen will und mein Meßgerät direkt neben einer Baustelle aufstelle, wo den ganzen Tag die schweren Bagger Radau machen. Und selbst wenn man einen ruhigen Ort gefunden hat, muss man sich Gedanken darüber machen, was die Erde abgesehen von den Erdbeben vielleicht noch bewegen könnte. Ist da vielleicht irgendwo ein Tunnel in der Nähe? Ein Bergwerk? Wie stark sind die Gezeiten, die nicht nur das Meer sondern auch ein bisschen den festen Boden bewegen? Man muss sich Gedanken darüber machen, wie sensibel das Meßgerät ist und welche Effekte theoretisch gemessen werden könnten. Und dann dafür sorgen, dass man die gesuchten von den unerwünschten Effekten trennt. Vor dem Problem standen 1963 auch die beiden Astronomen Arno Penzias und Robert Wilson. Sie wollten ein Radioteleskop in Betrieb nehmen und mussten zuerst einmal sämtliche Störquellen eliminieren. Das taten sie auch – bis auf eine, die einfach nicht verschwinden wollte: Es war die kosmische Hintergrundstrahlung und die beiden bekamen für diese Entdeckung den Nobelpreis.
6) Dokumentation: Auch das ist eigentlich selbstverständlich. Denn egal wie sehr man sich anstrengt, ein Experiment sauber und gut durchzuführen: Menschen machen Fehler. Aber wenn man das Experiment möglichst genau dokumentiert und alle relevanten Daten veröffentlicht, dann haben andere Wissenschaftler die Chance, alles zu überprüfen und Fehler zu finden. Abgesehen davon sind Daten oft auch noch interessant, wenn das Experiment schon lange vorbei ist. Ich habe einige Zeit lang für das Virtuelle Observatorium (VO) gearbeitet, wo man sich um genau dieses Problem kümmer. Am VO werden Daten aller Art gespeichert; aufbereitet und zugänglich gemacht. Auch wenn das Experiment oder die Beobachtungskampagne schon längst vorbei ist. Aber vielleicht kommt irgendwann mal jemand auf ne gute Idee und benötigt dafür genau die Daten, die schon im VO gespeichert sind. Vielleicht will eine Wissenschaftshistorikerin in 50 Jahren über eine revolutionäre Entdeckung forschen, von der wir heute noch gar nicht wissen, dass sie revolutionär ist und ist dann froh darüber, dass die Daten nicht weggeworfen wurden. Wenn Wissenschaft ernsthafte Wissenschaft sein woll, dann muss sie so exakt wie möglich dokumentiert werden. Das Motto der britischen “Royal Society”, einer der ältesten wissenschaftlichen Vereinigungen der Welt, heißt nicht umsonst “Nullis in Verba”, also frei übersetzt: “nach niemandes Worten”. Man glaubt nicht einfach irendwelche Worte. Nur weil irgendwer irgendwo irgendwas sagt, muss das noch lang nicht richtig sein. Nur wenn der ganze Kram vernünftig dokumentiert ist und überprüft werden kann, handelt es sich um ernstzunehmende Wissenschaft!
Die Bierverkostung war also ein äußerst schlechtes Experiment. Die Fragestellung war nicht klar, die Auswahl der Daten war nicht komplett, die Zahl der Probanden zu gering und die Probe nicht verblindet. Und wenn auch zumindest einige der externen Variablen kontrolliert werden konnten, war das bei anderen nicht der Fall. Nur die Daten habe ich dokumentiert. Aber nur weil man aufgeschrieben hat, was man getan hat, ist das deswegen noch lange keine Wissenschaft (auch wenn manche das glauben).
5) Äußere Einflüsse kontrollieren: Auch das ist wichtig. Denn in der realen Welt ist es schwer, immer nur das zu messen, was man messen will. Würde ich bei der Bier-Verkostung...
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