Auf meiner “Zeitreise” bin ich heute in Ulm angekommen. Dort wurde Albert Einstein geboren und über seine Wissenschaft habe ich in meinem Reisebericht schon geschrieben. Ich habe mich aber heute auch noch nach anderen Spuren von Einstein in Ulm umgesehen. Er war ja nicht nur einfach irgendein Wissenschaftler, sondern einer der größten Wissenschaftler überhaupt (wenn nicht sogar der größte Physiker aller Zeiten). Auf so einen zurecht berühmten Sohn sollte die Stadt Ulm eigentlich stolz sein. Wenn ich mir ansehen, was zum Beispiel mit Mozart in Wien oder Salzburg angestellt wird beziehungsweise mit Goethe und Schiller in Weimar und Jena, dann würde ich eigentlich auch in Ulm mit jeder Menge Einstein-Trubel rechnen. Aber irgendwie scheint man den berühmtesten Ulmer (ich hab jetzt nicht geschaut, wer da noch so geboren wurde – aber Einstein übertrumpft sicher niemand) in Ulm ein wenig zu ignorieren…
Gut, Albert Einstein hat nicht viel Zeit in Ulm verbracht und übersiedelte bald nach der Geburt mit seinen Eltern nach München. Aber er wurde nunmal in Ulm geboren und jeder Mensch hat nur einen einzigen Geburtsort. Der von Albert Einstein ist aber leider nicht sehr beeindruckend. Sein Geburtshaus wurde im zweiten Weltkrieg zerstört und heute findet man an seiner Stelle:
Eine triste Baustelle:
Eine Bank:
Ein Fastfood-Restaurant:
Und eine ziemlich hässliche Fußgängerzone, die zu fotografieren ich mir erspart habe. Immerhin steht ein Denkmal dort, das darauf hinweist, wer hier geboren wurde. Aber ob sehr viele Menschen diese abstrakte Konstruktion mit dem berühmten Physiker verbinden?
Im Gegensatz zu mit werden die meisten Besucher aber wohl nicht wegen Albert Einstein nach Ulm kommen, sondern wegen des großen Münsters. Das sieht auch wirklich beeindruckend aus:
Und wenn man genau schaut, findet man innen drin an einem der Fenster auch einen Hinweis auf Einstein:
Wenn man das Münster hinter sich lässt und die Seitenstraßen durchstreift, dann findet man beim Amtsgericht noch einen Brunnen in Form einer Rakete, auf der ein Schneckenhaus liegt aus dem Einsteins Kopf schaut (fragt mich nicht warum, ich bin absolut kein Experte für Kunst – hat sicher einen tieferen Sinn):
Aber ein Fenster in ner Kirche, ein komisches Denkmal und ein seltsamer Brunnen erscheint mir doch ein bisschen wenig Würdigung. Wenn man sich ansieht, wie andere Städte selbst sehr dürftige Verbindungen zu prominenten Menschen ausnutzen um Touristen anzulocken, dann wundert es schon ein wenig, dass Albert Einstein in Ulm so ignoriert wird. Das wäre doch der ideale Ort für ein tolles Science Center zu Relativitätstheorie, Quantenmechanik, Kosmologie und all den anderen Wissenschaften die Einstein begründet oder revolutioniert hat.
Was gibt es stattdessen?
Das “Einstein-Haus”,
das auch nicht unbedingt in malerischer Umgebung liegt:
Und dabei handelt es sich auch nicht um Einstein-Museum oder etwas in der Art, sondern um die lokale Volkshochschule. Immerhin gibt es dort aber Informationen über Einstein. An einer Wand im ersten Stock kann man sich Bilder aus Einsteins Leben ansehen:
Ich finde es schade, dass man sich in Ulm nicht mehr um Einstein kümmert. Keine andere Stadt auf der Welt kann von sich sagen, Geburtsort des Genies zu sein. Aber dieses Alleinstellungsmerkmal scheint kaum Interesse hervorzurufen. Hat man (wieder mal und wie üblich ohne Grundlage) Angst, die Menschen würden sich nicht für Wissenschaft interessieren? Aber selbst wenn es so wäre, wäre es egal. Denn WENN es einen Wissenschaftler gibt, den jeder kennt, dann ist das Einstein. Mit dem kann man auch die Menschen faszinieren, die sonst nichts mit Wissenschaft zu tun haben. Aber man lässt diese Chance aus. Dabei wäre das eine wunderbare Gelegenheit, den Menschen ein bisschen von der faszinierenden Wissenschaft näher zu bringen, die wir Albert Einstein verdanken.
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