Auf meiner Zeitreise entlang der Donau habe ich schon einen keltischen Kalender aus der Eisenzeit in Donaueschingen, die astronomischen Grundlagen des Kalenderwesens in Sigmaringen und die Relativität in Ulm entdeckt. Aus der baustellenverseuchten Stadt bin ich heute morgen gerne wieder aufgebrochen und weitder die Donau entlang geradelt.
Und zur Abwechslung konnte man sie diesmal sogar sehen!
Aber leider konnte ich nur wenige Kilometer neben der Donau herfahren; dann kam wieder die übliche Mischung aus Feldwegen, Landstraßen und Gewerbegebieten (bis jetzt beeindruckt mit der Donauradweg noch nicht wirklich; der Weg entlang der Elbe war damals viel schöner). Und auch die Nachwirkungen des Hochwassers vom Frühjahr kann man immer noch beobachten:
Mein Tagesziel für heute war Donauwörth. Und auch hier kann man viel über die Zeit lernen. In Donauwörth steht Liebfrauenmünster aus dem 15. Jahrhundert:
Und wie in jeder Kirche hängen dort natürlich auch Glocken. Zum Beispiel die Pummerin. So heißt nicht nur die die größte Glocke Österreichs im Wiener Stephansdom sondern anscheinend auch die größte Glocke von Schwaben, die hier in Donauwörth die Stunde schlägt.
Die Kirchturmuhr war für lange Zeit die einzige Möglichkeit für die Bürger einer Gemeinde, die “offizielle” Uhrzeit zu erfahren. Man konnte sich entweder direkt nach der Sonne richten – oder eben nach dem Läuten der Kirchenglocken. Die sind auch der Grund, warum wir heute oft immer noch zweimal bis 12 zählen, wenn wir die Stunden messen.
Ein Tag hat 24 Stunden. Aber warum eigentlich? Warum nicht 20 oder 10 oder sonst irgendeine “runde” Zahl? Das liegt an den alten Sumerern und Babyloniern. Die haben schon vor 5000 Jahren fröhlich gerechnet aber dafür kein Dezimalsystem benutzt, sondern eines, das auf der Zahl 60 basierte. Warum sie so ein Sexagesimalsystem benutzt haben, weiß man allerdings nicht genau. Vermutlich spielte auch hier die Astronomie eine Rolle. 12 Umläufe des Mondes um die Erde dauern fast genau solange wie ein Umlauf der Erde um die Sonne, weswegen die Babylonier ihr Jahr in 12 Monate eingeteilt haben. Das machen wir heute noch genau so; bei den Babyloniern hatte jeder Monat aber 30 Tage und der Tag wurde in 12 “Dannas” eingeteilt. Das sind “Doppelstunden” – ein Danna entspricht zwei unserer modernen Stunden. 60, das Doppelte der 30 bzw. das 5fache der 12 könnte so zur Grundlage des Zahlensystems geworden sein. 60 ist außerdem eine recht praktische Zahl. Man kann sie durch 2, 3, 4, 5, 6, 10, 12, 15, 20 und 30 teilen – im Gegensatz zur 10, die nur durch 2 und 5 teilbar ist.
In der Mathematik haben wir uns mittlerweile trotzdem mit dem Dezimalsystem arrangiert. Aber wenn es um die Zeitrechnung (und die Messung von Winkeln) geht, benutzen wir immer noch das babylonische System. Eine Stunde hat 60 Minuten; eine Minute hat 60 Sekunden. Im Mittelalter hat man sogenannte “temporale” Stunden gemessen. Die Nacht und der Tag wurden in jeweils 12 Stunden unterteilt. Da aber Tag und Nacht nicht immer gleich lang sind, waren auch die Stunden unterschiedlich lang. Sommerstunden waren bei diesem System länger als Winterstunden. Dieses System war in der Praxis in Ordnung, wurde aber kompliziert, als die ersten mechanischen Uhren aufkamen, bei denen die Stunden immer gleich lang dauerten. Tag und Nacht wurden zusammengefasst und in 24 Stunden aufgeteilt. Trotzdem zählte man meistens nicht von 1 bis 24, sondern zweimal bis 12. Das lag an den Kirchturmuhren, die ja immer zur vollen Stunde schlagen mussten. Und wenn die in den Abendstunden immer mehr als 20 Mal läuten müssen, wäre das den Bürgern vermutlich ziemlich bald auf die Nerven gegangen…
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