Und das geschah dann auch. Der kanadische Eisenbahningenieur Sir Sandford Fleming wollte eine einheitliche Weltzeit einführen. Und “einheitlich” hieß bei ihm auch wirklich einheitlich. Es sollte nur noch eine einzige Uhrzeit geben, die überall gilt. Fleming stellte sich die Erde selbst als Uhr vor und ihr Zeiger war eine gedachte Linie vom Zentrum der Erde zur Sonne. Dieser Zeiger bewegt sich natürlich nicht im Laufe eines Tages, die Linie bleibt immer fix. Es war das “Ziffernblatt” der Weltuhr – also die Erde, das sich bewegte und nicht der Zeiger. Fleming definierte 24 Meridiane (also Linien, die direkt vom Nord- zum Südpol der Erde verlaufen) und bezeichnete sie mit den Buchstaben “A” bis “Y”. Während sich die Erde um ihre Achse drehte, überstrich der Zeiger jede Stunde einen anderen Meridian. Und wenn er zum Beispiel gerade den “F”-Meridian überstreicht, dann ist es “F Uhr” und das überall auf der Welt! Bei uns in Europa ist “F Uhr” dann vielleicht ein Zeitpunkt am frühen Morgen. In China wäre “F Uhr” dagegen eine Zeitpunkt am Abend. Der Mittag könnte in Deutschland jeden Tag um Punkt K Uhr stattfinden. In anderen Ländern wäre der Mittag dagegen um L Uhr, um M Uhr, um N Uhr – und so weiter. Die Minuten und Sekunden würde man ganz normal angeben und eine Zeitangabe könnte dann zum Beispiel “T Uhr 30” oder “G:45” lauten.
Ich finde dieses System ja irgendwie sehr sympatisch. Aber durchgesetzt hat es sich nicht. Trotzdem haben Flemings Bemühungen dazu geführt, dass im Jahr 1884 die Internationale Meridiankonferenz in Washington stattfand und man sich auf verbindliche Zeitzonen einigte. Die Erde wurde in 24 Zeitzonen aufgeteilt und die offizielle “Weltzeit” wurde genau am Meridian der Sternwarte in Greenwich bei London gemessen. Eine Zeitzone östlich davon ist es verglichen mit der Zeit in Greenwich genau eine Stunde später; zwei Zonen östlich zwei Stunden, und so weiter. Diese Zonenzeit gilt überall in dieser Zeitzone und 12 Uhr Mittags fand in der ganzen Zone gleichzeitig statt, egal ob die Sonne nun lokal ihren höchsten Punkt erreicht hatte oder nicht (Wer mehr über Fleming und die Geschichte der Zeitmessung erfahren will, dem kann ich diese Bücher empfehlen: “Time Lord: Sir Sandford Fleming and the Creation of Standard Time” (auf deutsch: “Die Zähmung der Zeit. Sir Sandford Fleming und die Erfindung der Weltzeit” und “Einstein’s Clocks, Poincare’s Maps: Empires of Time” (auf deutsch: “Einsteins Uhren, Pioncares Karten. Die Arbeit an der Ordnung der Zeit”)).
Die Sache mit den Zeitzonen ist zwar im Laufe der Jahre ein wenig komplizierter geworden – ich habe hier ausführlich darüber geschrieben, aber im wesentlichen halten wir uns immer noch an das, was 1884 beschlossen wurde. Auf meiner Reise entlang der Donau muss ich allerdings vorerst noch keine Zeitzonengrenzen überschreiten. Auch morgen gilt für mich noch die Mitteleuropäische Sommerzeit.
Kommentare (7)