Wenn der Vollmond knapp über dem Horizont steht, dann sieht er äußerst beeindruckend aus. Er ist hell, er leuchtet gelb-rötlich und vor allem ist er groß. Er erscheint viel größer als er es tut, wenn er hoch über unseren Köpfen am Himmel steht. Natürlich ändert der Mond selbst seine wahre Größe nicht; genau so wenig ändert sich der Abstand (beziehungsweise ist die tatsächliche Abstandsänderung so gering dass sie für diesen Effekt nicht verantwortlich sein kann). Die unterschiedliche scheinbare Größe des Mondes muss einen anderen Grund haben. Aber obwohl das Phänomen schon seit langer Zeit erforscht wird, gibt es immer noch keine abschließende Erklärung dafür.

Ich habe vor langer Zeit mal einen Artikel über das Thema geschrieben. Bei TED Ed gibt es jetzt aber ein sehr schönes Video, das die verschiedenen Erklärungsansätze visuell gut umsetzt:

P.S. Der nächste Vollmond ist am 19. September 2013

Kommentare (16)

  1. #1 Yeti
    11. September 2013

    Ist es wirklich so, dass der Mond grösser erscheint, oder scheint es nur für unsere Wahrnehmung so zu sein?
    Hat man das mal (mit einer Kamera z.B.) ausgemessen?

  2. #2 Yeti
    11. September 2013

    Oh, habe gerade den verlinkten Artikel von Dir gelesen. Ziehe hiermit meine Frage zurück.

  3. #3 Alderamin
    11. September 2013

    Das Sternbild Orion erscheint mir beim Aufgang übrigens auch viel größer als wenn es hoch am Himmel steht.

    Demnach kann die Erklärung am Ende des Videos nicht korrekt sein, denn man kann Sterne ja durchaus aus bei hoher Stellung korrekt fokussieren (akkommodieren heißt das wohl beim Auge) und somit sollten sie weit entfernt erscheinen. Es bleibt auch unklar, warum das beim Mond nicht genau so der Fall sein soll, er hat einen scharf begrenzten Rand und die Maria ergeben das berühmte Gesicht des “Manns im Mond”.

    Ich würde es eher auf die Referenzobjekte beziehen. Auch im Flugzeug und vom Schiffsdeck aus sieht man ferne Strukturen (Wellen, z.B. in denen sich das Mondlicht spiegelt, bzw. Wolken) kleiner werden.

  4. #4 noch'n Flo
    Schoggiland
    11. September 2013

    P.S. Der nächste Vollmond ist am 19. September 2013

    Dann fällt er ja auf den “Sprich-wie-ein-Pirat-Tag” – das muss etwas zu bedeuten haben. Arrrh!

  5. #5 Eheran
    12. September 2013

    Mir kommt der Mond beim Auf/Untergang nicht größer vor, als sonst auch. Kann solche Unterhaltungen deswegen auch nur bedingt verstehen.
    Wieviel größer erscheint er denn für euch?
    Könnt ihr das irgendwie beziffern?

  6. #6 Alderamin
    12. September 2013

    @Eheran

    Schwer zu sagen und äußerst subjektiv, und dann aus der Erinnerung… vielleicht 50%?

    Bei Orion vielleicht sogar 100%, wenn die Gürtelsterne gerade aufgehen. Ist mir abends mal auf dem Nachhauseweg aufgefallen. Fragte mich, was das für ein Stern sei, musste wohl Beteigeuze sein, aber wo war der Rest des Orion? Die Sterne drumherum kamen mir für Orion viel zu weit entfernt von Beteigeuze vor.

  7. […] schließlich noch der Hinweis auf ein Video, das bei Astrodicticum Simplex verlinkt ist und wunderbar aufzeigt, welche unterschiedlichen Erklärungsversuche es dafür gibt, […]

  8. #8 Thanus
    13. September 2013

    Immer wieder erstaunlich ist auch, dass man den oftmals groß wirkenden Vollmond bei ausgestrecktem Arm mit dem kleinen Finger vollständig abdecken kann.

  9. #9 sax
    13. September 2013

    Ich hielt bisher folgende Erklärung für plausibel: Erst mal zum Vergleich, wenn ich ein Auto sehe, dass etwa 500m entfernt ist, auch wenn sonst kein Hintergrund da ist, weil es z.B. an der Küste steht, kommt es mir nicht besonders klein vor. Das liegt imho an der Erfahrung des Gehirns: “das Bild des Autos auf der Netzthaut ist klein, das Objekt ist aber auch weit weg, ich weiß wie groß so ein Objekt wirklich ist, die Größenwahrnehmung korrigiert.

    Stehe ich jedoch z.B. auf dem Berliner Fernsehturm, kommen mir Autos/Menschen/S-Bahnen extrem klein, Spielzeugartig vor (selbst wenn Hintergrund da ist). In der vertikalen funktioniert diese Korrektur offenbar nicht. Auf der “Ebene” der Erde ist man gewohnt weit entfernte Objekte zu betrachten und deren Größe im richtigen Kontext wahrzunehmen, auf der vertikalen Richtung dazu nicht. Diese Wahrnehmungskorrektur wird auch auf den Mond angewendet wennn er tief steht (als wäre er in irdisches Objekt), dadurch erscheint er uns größer.

    Hypothese: Möglicherweise gibt es sogar einen Grenzwinkel zum Horizant, ab dem diese Korrektur funtioniert. Man könnte ja mal ein Experiment machen. Man fährt auf verschiedene höhen des Fernsehturms und beurteilt von da aus ob man Objekte als “klein” oder als “normal” wahrnimmt.

  10. #10 Alderamin
    13. September 2013

    @sax

    Klingt gut.

    Ich hab’ noch eine Idee: Ihr kennt doch die Telekom-Reklame, wo mit Hilfe von Unschärfe der Effekt von Kleinheit erzeugt werden kann. Kleine Objekte sind nahe und in der Nähe ändert sich der Schärfepunkt sehr stark, das ist eine Erfrahrung des Gehirns.

    Schaut man nun über eine Fläche mit Objekten zum Mond hin, so hat man viele Referenzpunkte in verschiedenen Entfernungen, anhand derer das Hirn festmachen kann, dass sich die Schärfe zum Mond hin nicht mehr sehr stark ändert. Also ist das Objekt offenbar weit weg. Steht es hoch am Himmel, dann fehlen die Referenzpunkte. Es ist so, als wenn man in den Telekom-Werbebildern den unscharfen Bereich durch Leere ersetzt, das zerstört den Effekt.

    Wenn man von einem Turm herunterschaut, wie Du es beschreibst, hat man da auch nichts dazwischen als Referenz. Ist also eine ähnliche Situation.

    Das könnte man experimentell verifizieren. Ich hab’ z.B. einen Sucher am Fernrohr, da wird über eine schräge Glasscheibe ein Fadenkreuz ins Blickfeld projiziert. Über eine Linse vor dem Fadenkreuz wird die Schärfe des Fadenkreuzes ins Unendliche verlegt, damit es trotz seiner Nähe mit den Sternen hinter der Scheibe gleichzeitig scharf gesehen werden kann. In der gleichen Weise könnte man Referenzpunkte ins Bild des Mondes hoch am Himmel einblenden (Stereo, für beide Augen). Wenn die Idee korrekt ist, sollte das den Mond größer erscheinen lassen.

  11. #11 Hammster
    15. September 2013

    Yep – schöner Beitrag und schönes Video! Ich kenne die Mondillusion – dachte aber auch immer stumpf, dass das mit der Atmosphäre zu tun hat. Offensichtlich nicht.
    Aber.
    Wir sassen eben noch zum Abendessen draussen (20:30h), ist ja fast Vollmond und ich erzählte von diesem Artikel – da der Mond gerade über die Baumwipfel kam – und riesig erschien.
    Allerdings machte eine Standortänderung an einen komplett bezugspunktlosen Platz den Mond nicht kleiner … und das, obwohl er mittlerweile (20:50h) schon fast die 45Grad erreicht hat (ich weiss, man schätzt falsch…)
    UND – durch die Beine, also kopfüber, wurde er nicht(!) kleiner.

    Kann es sein, dass der Mond gerade sehr dicht an der Erde ist? Ich mein´, 50000km hin oder her sind nicht ganz zu unterschätzen… wann ist der Mond am weitesten weg und wann am nähesten dran an der Erde?

    Ich habe übrigens Fotos gemacht und werde später noch welche machen zum Vergleich… optische Illusion und Brainwash hin oder her 🙂

  12. #12 Florian Freistetter
    15. September 2013

    @Hammster: “Kann es sein, dass der Mond gerade sehr dicht an der Erde ist? Ich mein´, 50000km hin oder her sind nicht ganz zu unterschätzen… wann ist der Mond am weitesten weg und wann am nähesten dran an der Erde?”

    Kann sein; ich weiß es aber nicht genau. Aber auf die Mondillusion hat das keinen Einfluss… ich glaube eher, dass die Geschichte mit den Beinen nicht stimmt.

  13. #13 Hammster
    16. September 2013

    HA!
    Und der Mond wird in der Nacht doch kleiner!

    Also schön, sicher haben bessere Leute mit besseren Linsen bessere Fotos gemacht – aber meine Fotos von 20:30 und 23:30 enthüllen – es fehlen ein paar Millimeter!
    Ich kann die beiden Fotos ja leider nicht posten…
    Ich habe sie mit Photoshop zusammengelegt – die Brennweite war definitiv die gleiche und eine Blend-Distortion schliesse ich aus, weil der Mond in beiden Fotos mittig war. Ich könnte mir einzig die Beleuchtungssituation als Erklärung erschliessen … wenns noch heller ist, sieht man ringsum mehr vom Mond… gewagte These, aber die beste Erklärung.. von mir… für die fehlende Mondkontur auf meinem 23:30h Foto…

    Davon ab – bei der Sonne, ok, die steht im Winter tief … aber der Mond? Was macht der denn so im Sommer/Winter…. mir fiel nur gerade auf, dass der Mond extrem flach von Ost nach West unterwegs ist … deutlich flacher, als die Sonne..
    Kennt sich da einer aus?

  14. #14 Alderamin
    16. September 2013

    @Hammster

    Der Mond zieht ungefähr die gleiche Bahn wie die Sonne am Himmel, wenn er sich im entsprechenden Sternbild befindet. Im Moment läuft er der Sonne ja etwas voraus. Da die Sonne in den kommenden Monaten tiefer stehen wird, tut der Mond es jetzt schon.

    Bei Vollmond steht er der Sonne gegenüber und hat dann die Bahn der Sonne ein halbes Jahr zuvor bzw. danach. D.h., im Winter steht die Sonne tief und der Vollmond hoch. Im Sommer steht die Sonne hoch und der Vollmond tief. Jetzt, um die Tag-Nacht-Gleiche herum, stehen beide in mittlerer Höhe. Die Sonne auf dem Weg nach Süden, der Mond auf dem Weg nach Norden.

    Was Deine Aufnahmen betriftt: Auch bei gleicher Brennweite kommt es auf den exakt eingestellten Schärfepunkt an (ist ja letztlich das, was die Brennweite effektiv ausmacht, der Abstand von Objektiv zum Sensor). Wenn man nicht hundert prozentig den gleichen Fokuspunkt wählt, weicht die Bildgröße ab.

    Wenn Du ein Objektiv mit Autofokus verwendet hast, dann kann es sein, dass die Kamera bei den beiden Aufnahmen auf verschiedene Stellen des Mondes fokussiert hat und nicht exakt der gleiche Fokuspunkt herauskam. Beim manuellen Einstellen ist natürlich ebenfalls eine Abweichung möglich. Ganz ohne Neufokussieren zwischen den Aufnahmen geht es zumindest am Teleskop auch wieder nicht, weil die Tubuslänge mit der Temperatur etwas variiert. Am besten wäre, eine Menge Bilder zu machen und dabei jedesmal neu zu fokussieren und dann die schärfsten Aufnahmen zum Vergleich herauszusuchen.
    Auch kommt es, wie Du schon richtig festgestellt hast, genau darauf an, wo sich der Mond im Bild befindet, da die Abbildung nach außen hin mehr und mehr verzerrt wird. Viele Teleskope haben eine gekrümmte Fokusebene. Der Mond muss also bei beiden Vergleichsbildern exakt zentriert sein.

    Schließlich die Luftunruhe. Hundertprozentig scharf wird der Mond schon deswegen nicht, weil die Luft immer ein wenig flimmert und die einzelnen Punkte auf dem Mond hin- und hertanzen lässt. Während Deiner Belichtung integriert der Sensor diese Bewegung zu einer Bildunschärfe. Da beim Aufgang das Licht durch mehr Luft zu Dir gelangt, ist auch die Luftunruhe im allgemeinen höher, was zu mehr Unschärfe und somit einem größeren Mond führt.

    Um den Effekt von Unschärfe zu vermindern, such’ Dir zwei auffällige Krater in großem Abstand auf dem Mond und vermesse deren Abstand, Mitte zu Mitte.

    Wenn Du zwei Krater wählst, die bei Mondaufgang auf einer horizontalen Linie liegen und zwei, die auf einer vertikalen Linie liegen, dann sollten die ersten beiden ihren Abstand behalten haben, die zweiten sollten im späteren Bild etwas mehr Abstand bekommen haben, weil die Atmosphäre den Mond beim Aufgang etwas in der Höhe staucht (er ist also kleiner beim Aufgang).

    In der Horizontalen müsste der Abstand gleich bleiben oder allenfalls ein wenig (ca. 1,3 %) zugenommen haben, weil der Beobachter dem hoch am Himmel stehenden Mond um diesen Betrag (bezogen auf 50° Breite; ist nicht exakt gerechnet, nur grob abgeschätzt) näher ist als dem aufgehenden Mond. Die Erde hat den Ort des Beobachters dann mehr auf den Mond zugedreht.

  15. #15 eos
    Wien
    22. September 2013

    Habe das schon immer als extrem interessantes Phänomen betrachtet… Aber ich dachte es ist klar, dass es eine optische Täuschung ist. Wusste nicht, dass das eigentlich noch nicht 100% wissenschaftlich erklärt wurde…
    Aber zumindest ist klar, dass es nicht am Mond liegt, sondern an unserem Gehirn, oder?

  16. #16 Alderamin
    23. September 2013

    @eos

    Es ist klar, dass es eine optische Täuschung ist, aber nicht, welche. Man möchte den Effekt auf ein einfaches Grundschema zurückführen, dass man sozusagen auf einem Blatt Papier nachvollziehen kann. Und natürlich liegt es somit am Gehirn, man kann den Durchmesser des Mondes ja an Fotos oder per Driftmethode nachmessen. Eine kleine Variation gibt es durch atmosphärische Refraktion und der größeren Entfernung des Beobachters vom Mond beim Aufgang im im Gegensatz zur Kulmination am gleichen Tag, aber diese bewirkt genau das Gegenteil, der hoch stehende Mond wird ein klein ganz wenig größer, nicht kleiner.