Es ist der Tag der Deutschen Einheit und die Sonne scheint. Ein strahlend blauer Himmel spannt sich über dem Jenaer Uniturm, dem höchsten Hochhaus im Osten von Deutschland (dem Osten, nicht den “neuen Bundesländern” – Thüringen ist nicht viel neuer als Bayern oder Hamburg).
An so einem Tag sollte man nicht zuhause rumsitzen sondern nachsehen, was die Welt so zu bieten hat. Also bin ich zum Bahnhof geradelt und in den nächsten Zug gestiegen.
Der hat mich nach Mühlhausen gebracht:
Ich war bis jetzt noch nie dort und bin froh, dass ich das geändert habe. Mühlhausen hat eine äußerst schöne Altstadt; komplett mit großer Stadtmauer:
Jeder Menge alter Häuser:
Und die schöne Marienkirche:
Aber ich bin mit dem Fahrrad wieder aus Mühlhausen raus gefahren. Durch einen kleinen Park:
Vorbei an interessanten Gebäuden:
Über Feldwege:
Bis zu diesem Punkt:
Aber das ist nicht einfach nur irgendein Stein. Das ist der Mittelpunkt Deutschlands!
Welchen besseren Platz könnte es geben, um den Tag der Deutschen Einheit zu verbringen?
Natürlich ist die Sache mit dem Mittelpunkt von Deutschland nicht so einfach. Wäre das Staatsgebiet exakt kreisförmig oder quadratisch, wäre es simpel. Aber Deutschland hat eine ziemlich komplexe Form und ebenso komplex ist die Bestimmung des Mittelpunkts.
Die Koordinaten des Mittelpunkts in der kleinen Gemeinde Niederdorla der auf dem Bild oben zu sehen ist, sind die Mittelwerte der Koordinaten des nördlichsten und südlichsten, sowie des östlichsten und westlichsten Punktes des deutschen Staatsgebiets.
Man könnte natürlich auch eine Linie direkt vom nördlichstens Punkt zum südlichsten Punkt ziehen und eine vom westlichsten Punkt zum östlichsten Punkt und nachsehen, wo sich die Linien schneiden. Das tun sie in der Nähe von Kassel und auch das ist ein Mittelpunkt.
Oder man bestimmt den Schwerpunkt der Fläche. Dazu kann man die Form von Deutschland auf ein Stück Karton malen, auschneiden und dann probieren, diese Fläche auf einer Nadelspitze exakt auszubalancieren. Dieser Mittelpunkt liegt nicht weit vom Stein aus dem Foto oben entfernt; nur ein paar Kilometer weiter südlich inmitten von Feldern (und unmarkiert). Allerdings ist auch das nicht eindeutig; denn der Schwerpunkt variiert, je nachdem ob man nur die Landflächen inkludiert oder auch die 12-Seemeilen-Zone rund um die Küste; die Inseln und Enklaven und so weiter. Deswegen gibt es auch noch weitere Mittelpunkte in der Nähe von Eisenach, Dingelstädt-Silberhausen und Krebeck.
Und wahrscheinlich gibt es noch ein paar weitere Methoden, wie man den Mittelpunkt von irgendwas definieren kann… Aber das macht ja auch nichts. Je mehr Mittelpunkte, desto mehr interessante Ausflusgziele gibt es! Gut, der Stein an sich ist jetzt nicht so wahnsinnig interessant. Aber bei solchen Ausflügen findet man immer etwas, was man vorher noch nicht kannte. Zum Beispiel das Opfermoor:
Im Opfermoor Niederdorla kann man etwas über die Germanen lernen, die hier früher gelebt haben. Es gibt ein kleines Museum gleich hinter dem Mittelpunkt und ein großes Freigelände mit rekonstruierten Gebäuden und Anlagen aus der Germanenzeit. Ziemlich interessant – und ohne den Ausflug zum Mittelpunkt Deutschlands hätte ich das wahrscheinlich nicht entdeckt.
Und es gibt noch jede Menge weitere Mittelpunkte! Vielleicht könnte man auch den geografischen Mittelpunkt aller Mittelpunkte bestimmen… Schaut einfach mal nach und ihr werdet sicherlich etwas in eurer Nähe finden. Sagt Bescheid, was ihr dort entdeckt habt – ich freue mich immer über interessante Ausflugtipps.
Ich werde mir jetzt noch ein bisschen die Altstadt von Mühlhausen anschauen und wünsche euch allen noch einen schönen Feiertag (und den Leserinnen und Lesern außerhalb Deutschlands einen schönen Donnerstag)!
P.S. Und bevor jemand fragt: Ja, ich weiß, dass heute Abend ein Film über abstürzende Satelliten und schwarzen Löchern in Teilchenbeschleunigern im Fernsehen kommt. Und NEIN, nichts von dem was in diesem Schundfilm gezeigt wird, ist wahr. Es ist einfach nur gigantischer Fernsehschrott.
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