Die wollen auch die Kommissare vermeiden und ermitteln weiter. Es wird alles ein wenig verwirrend. Da ist Julia, die Klassenkollegin von Ron. Er hat sie anscheinend mit dem Handy gefilmt und damit gedroht, Nacktaufnahmen von ihr ins Internet zu stellen. Da ist der Lehrer, der auch von Ron gefilmt worden ist und von dem behauptet wird, er hätte Ron geschlagen. Da ist Manu, der beste Freund von Ron der nichts sagt. Und dann ist da irgendein komischer Typ, der Waffen verkauft und von dem angeblich das Gewehr stammen soll, dass beim Mord benutzt worden ist. Und es gibt noch das Computerspiel, dass Ron programmiert hat. Ein typisches Ballerspiel, bei dem man durch die Gegend rennt und irgendwelche Aliens abschießt (die erstaunlich stark an die “Bugs” aus Starship Troopers erinnern). Kommissar Kopper ist ganz fasziniert von dem Spiel und erreicht das letzte Level. Und da – welch Schock!! – findet das Spiel auf einmal in Rons Schule statt. Der Grundriss des Schulgebäudes wurde exakt am Computer nachgebaut und Lena Odenthal kombiniert blitzschnell: “Das Ziel ist es, den Gegner zu zerstören”, stellt sie schockiert fest und schlussfolgert daraus, dass Ron einen Amoklauf geplant hat und auch im echten Leben alle seine Mitschüler umbringen wollte, weil man im Computerspiel die Insektenaliens umbringen muss.
Was auch sonst… Jeder weiß doch: Killerspiele machen aggressiv! Oder hat da vielleicht nur wieder jemand den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität vergessen? Egal – beim Tatort gehts jetzt jedenfalls rund, die Medien springen auf den toten Amokläufer an wie sie es immer tun und alles wird noch chaotischer. Spuren von Julias Pullover finden sich unter den Fingernägeln des toten Ron und das Handyvideo, das er von seinem Lehrer gemacht hat, zeigt dessen Spielsucht. Anscheinend hat er sein ganzes Geld verzockt, jede Menge Schulden und Ron geschlagen, als er das Video entdeckt hat. Ein perfektes Tatmotiv also und ein noch schöneres Beispiel für einen Prozess, bei dem es keinen Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung gibt. Beim Glücksspiel kommt es aufs Glück an. Der Zufall bestimmt das Ergebnis. Natürlich können wir Menschen nicht anders und konstruieren auch hier aus Korrelationen Zusammenhänge, die nicht existieren. Wenn wir zum Beispiel am Glücksspielautomat sitzen, uns gerade eine neue Kippe anzünden und genau in dem Moment ein Spiel und jede Menge Geld gewinnen, dann stellen wir aus dieser Korrelation einen ursächlichen Zusammenhang her und behaupten “Weil ich mir die Zigarette angezündet habe, habe ich gewonnen.” Von da an werden wir jetzt jedesmal eine Zigarette anzünden, wenn wir ein Spiel starten und unser Geld noch viel schneller verlieren als vorher (Das gleiche Phänomen findet man auch im Sport, wo Sportler bestimmte Rituale ständig wiederholen, weil sie einmal “Glück gebracht” haben).
Dabei ist Glücksspiel eine rein mathematische Angelegenheit. Schon vor jedem Spiel kann man exakt die Chancen ausrechnen, mit denen man erfolgreich sein wird, oder nicht. Beim klassischen Lotto zum Beispiel besteht eine Chance von 1 zu 139.838.160, dass man 6 richtige mit Superzahl getippt hat. Das sind nur 0,00000072% – also nicht wirklich viel. Die Chance, in Deutschland vom Blitz getroffen zu werden ist deutlich höher und liegt bei ungefähr 1:6.000.000. Und selbst wenn man nur auf 2 richtige mit Superzahl spekuliert, besteht nur eine Chance von knapp 1,3 Prozent, dass man erfolgreich ist. Trotzdem finden sich jede Woche Millionen Menschen, die sich von diesen geringen Chancen nicht abschrecken lassen und das Glücksspiel wagen. Hätten wir alle die Sache mit den Wahrscheinlichkeiten, der Korrelation und der Kausalität sehr viel stärker verinnerlicht und hätten wir alle ein bisschen mehr Ahnung von Mathematik, dann würde die Casinos und Lotteriegesellschaften längst nicht so viel Geld verdienen können, wie sie es tun…
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