Von Wahrscheinlichkeiten scheint der Lehrer in Rons Schule jedenfalls keine Ahnung zu haben, denn er ist der Spielsucht komplett verfallen. Sieht eigentlich alles nach einem klaren Fall aus – aber der Lehrer ist unschuldig. Genauso wie Julia. Denn in Wahrheit war es der Typ, der Ron das Gewehr verkauft hat. Die beiden stritten sich über den Preis, ein Schuss hat sich gelöst und das wars. Das finden aber nicht die Kommissare raus, sondern Manu, Rons bester Freund. Er konfrontiert den Waffenhändler und bedroht ihn mit einer Pistole, was diesen dazu bringt, völlig unmotiviert vom Balkon zu springen (ich glaube, er überlebt knapp). Manu macht sich unterdessen auf in die Schule um dort seinen eigenen Amoklauf zu veranstalten. Kein Wunder, immerhin hat er nicht nur Killerspiele gespielt sondern außerdem noch einen Stiefvater (einen bösen noch dazu) und jeder weiß doch, dass Kinder nur in echten Vater-Mutter-Kind-Familien psychologisch einwandfrei aufwachsen können. “Patchworkkinder sind häufiger psychisch auffällig!” ist wieder ein typischer Fall für den vernachlässigten Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität und auch die Tatortschreiber erliegen dem Drang, eine Ursache dort zu konstruieren, wo eigentlich keine Kausalität existiert. Ein Amokläufer kann doch unmöglich aus einer normalen Familie kommen…
Womit wir am Ende (der Amoklauf wird natürlich rechtzeitig gestoppt) wieder bei der Frage nach Korrelation und Kausalität wären. Dass “Killerspiele” Jugendliche genauso wenig zu Killern machen wie sie durch Mariokart zu Formel-1-Fahrern werden, ist mittlerweile eigentlich bekannt. Nur bei den Medien (und den Drehbuchschreibern) scheint sich das noch nicht herumgesprochen zu haben. Nur weil Jugendliche, die Amok laufen auch bestimmte Computerspiele gespielt haben, folgt daraus nicht, dass die Spiele die Ursache für den Amoklauf sind. Die Jugendlichen haben sicherlich auch alle gefrühstückt, bevor sie zur Schule gegangen sind. Trotzdem kommt niemand auf die Idee zu behaupten, dass Nutella oder Cornflakes zu Gewaltverbrechen animieren… Und wer weiß, wie viele Verbrecher vor ihrer Tat den Tatort gesehen haben!
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