Heute Nacht, am 27. Oktober 2013 um 3 Uhr endet die Mitteleuropäische Sommerzeit. Die Uhren werden auf 2 Uhr zurück gestellt und bis zur nächsten Zeitumstellung herrscht in ganz Deutschland wieder die normale Mitteleuropäische Zeit (MEZ). In ganz Deutschland? Nun, wenn man es genau nimmt, dann stimmt das nicht. Denn exakt gilt die MEZ nur in einem sehr eng begrenzten Teil von Deutschland.
Nur auf dieser schwarzen Linie gilt in Deutschland die mitteleuropäische Zeit exakt. Sie ist 17,2 Kilometer lang und führt von der Neiße in der Nähe von Rothenburg Richtung Süden, am östlichsten Punkt Deutschlands in Deschka vorbei und endet in Görlitz, wo sie wieder die Grenze nach Polen überschreitet – nur bei der Stadtbrücke macht sie nochmal kurz einen 300 Meter langen Ausflug auf deutsches Staatsgebiet. Diese Linie ist der 15 Längengrad und er ist für unsere Zeitrechnung von großer Bedeutung!
Zeit ist ja eine sehr subjektive Angelegenheit. Und damit meine ich jetzt nicht die diversen relativistischen Effekte die dafür sorgen dass die Zeit für jeden Menschen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit vergeht. Davon merken wir ja auch im Alltag nichts. Aber auch die ganz normale Zeitmessung ist nicht für alle Menschen gleich. Das ist keine große Überraschung, denn wir leben auf einer rotierenden Kugel von der immer nur eine Hälfte von der Sonne beleuchtet wird. Wenn bei uns in Deutschland Tag ist, ist auf der anderen Seite der Erde Nacht und da unsere Zeitmessung dem natürlichen Tag-und-Nacht-Rhythmus folgt kann nicht überall auf der Erde die gleiche Zeit gemessen werden.
Wenn es bei uns Mittag ist ist es anderswo Mitternacht und umgekehrt. Und genau genommen hat jeder Punkt auf der Erde seine eigene Zeit – zumindest dann wenn man die Sonne als Taktgeber für die Zeitrechnung heran zieht. Früher war die Bestimmung der Uhrzeit eine lokale Angelegenheit. Wenn an einem bestimmten Ort die Sonne im Laufe des Tages ihren höchsten Punkt am Himmel erreicht hatte, dann war dort Mittag. In der Nachbarstadt dauerte es dann eben ein wenig länger bis die Sonne ebenfalls ihren höchsten Punkt erreicht hatte (oder es passierte schon früher) und der Mittag fand zu einem anderen Zeitpunkt statt. Das war aber kein Problem denn die Zeit irgendwo anders auf der Welt interessierte die Leute nicht. Und wenn doch jemand größere Reisen von A nach B unternahm, dann dauerte das so lange dass die unterschiedliche Zeitmessung ebenfalls keine Rolle spielte.
Irgendwann war das dann aber nicht mehr praktikabel. Spätestens als im 19. Jahrhundert die Eisenbahnen schnelles Reisen zwischen den Städten ermöglichten, brauchte man vernünftige Fahrpläne. Und wenn jede Stadt ihre eigene Zeit hat, dann wird das sehr schnell sehr kompliziert und verwirrend. Im Jahr 1884 einigte man sich daher auf die Einführung von 24 Zeitzonen die die ganze Welt umspannten. Die Städte hatten nun keine private Zeit mehr sondern jede Stadt benutzte die Zeit der Zeitzone in der sie sich befand. Die Zeit, auf die sich alle anderen Zeitzonen beziehen ist die Weltzeit die im Observatorium von Greenwich bei London gemessen wird. Dort befindet sich auf der Nullpunkt der Längenmessung. Wenn es in London 12 Uhr Mittags ist, dann ist es gleichzeitig auch überall sonst in der Zeitzone der Westeuropäischen Zeit (WEZ) 12 Uhr Mittags. Eine Zeitzone weiter östlich liegt die Zeitzone der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) und hier ist es dann schon 13 Uhr; zwei Zeitzonen von London entfernt schon 14 Uhr, und so weiter (Richtung Westen geht es genau umgekehrt).
Wenn es 24 Zeitzonen gibt die sich einmal um die Erde ziehen, dann muss jede Zeitzone logischer einen Längengradbereich von 15 Grad umfassen (Ein voller Kreis hat 360 Grad und dividiert durch 24 ergibt das 15). Wenn sich die Westeuropäische Zeit also auf den Nullmeridian von Greenwich bezieht, dann bezieht sich die Mitteleuropäische Zeit auf den 15. Längengrad. Wenn die Sonne vom 15. Längengrad aus gesehen exakt im Süden steht, dann ist dort Mittag. Und im Rest der Mitteleuropäischen Zeitzone ebenfalls; egal wo die Sonne dort gerade tatsächlich steht.
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