Ich habe die letzten drei Tage am Gipfel von Norddeutschlands höchstem Berg verbracht: dem Brocken. Auf 1142 Meter über dem Meeresspiegel herrscht zwar noch kein Sauerstoffmangel und dank des dort vorhandenen Hotels muss ich auch nicht neben einer Gletscherspalte biwakieren oder so. Aber trotzdem war der Aufenthalt ein Erlebnis und der Brocken hat wettermäßig alle Register gezogen und das ganze Repertoire ausgepackt.
Als ich am Donnerstag dort angekommen bin, war das Wetter sonnig, der Brocken lag unter einem strahlend blauen Himmel und man hatte das Gefühl, man könnte bis fast zur Küste sehen.
Und der Sonnenuntergang war ebenfalls phänomenal.
Die folgende Nacht war auch noch klar und wenn auch die Gebäude am Brockengipfel mit ihrer Beleuchtung die Sterne ein wenig überstrahlt haben war der Blick auf den Nachthimmel dennoch wunderbar und besser als alles, was man in den dichter besiedelten Gegenden Deutschlands zu sehen bekommt. Sogar die Milchstraße war erkennbar.
Am Freitag war der Brockengipfel dann komplett in Nebel gehüllt. Das ist viel typischer als das sonnige Wetter am Tag davor. Knapp 300 Tage pro Jahr gibts Nebel am Brocken und knapp 100 Tagen pro Jahr bleibt der Nebel den ganzen Tag über.
Richtig fetzig wurde es dann aber am Samstag. Am Freitag hat sich der Nebel untertags wieder verzogen; am Samstag blieb er und der Wind frischte auf. Gegend Abend war es schon ein regelrechter Sturm und er wurde immer stärker. Laut den Messungen der Wetterstation sind in der Nacht Windstärken von 90 km/h erreicht worden – immerhin Windstärke 10 auf der Beaufort-Skala. Das ist zwar recht heftig aber man kann sich dabei noch einigermaßen gut draußen aufhalten. Und so ein nächtlicher Spaziergang am Brockengipfel; bei Dunkelheit, mitten im Sturm und ganz alleine ist schon ein ziemlich beeindruckendes Erlebnis. Man kann dann die ganze Mystik die sich um den Brocken (aka “Blocksberg”) rankt gut verstehen.
Ich hätte ja gern ein Foto gemacht das euch dieses Gefühl vermitteln kann aber Sturm und Dunkelheit fotografieren sich ein wenig schwer. Ich habe dann aber zumindest ein kurzes Video mit meinem Handy gemacht das einen kleinen Eindruck vom Rauschen des Windes geben kann. Sehen tut man zwar nicht viel; immerhin war es stockfinster. Aber der Wind rauscht und irgendwo in der Mitte des Videos sage ich sogar ein paar Sätze.
Am Sonntag war der Sturm dann noch stärker. Ich hatte vor meiner Abreise noch ein wenig Zeit und als ich auf die Brockenbahn gewartet habe, die mich zurück ins Tal bringen sollte, habe ich die Gelegenheit genutzt und mir die Tagesbesucher angesehen, die mit dem Sturm kämpften. Die Mountainbiker mit ihren superleichten Fahrrädern hatten Probleme, den Wind daran zu hindern ihre Räder vom Berg zu pusten. Menschen konnten sich nur mühsam den kurzen Weg vom Bahnhof zum Brockenhotel entlang kämpfen. Und dumme Leute wollten unbedingt auf den Felsen am Gifpel herum klettern und wurden natürlich prompt runtergepustet und haben sich dabei glücklicherweise immer nur leicht verletzt. Die Sturmböen waren deutlich stärker und erreichten Spitzenwerte von 104 km/h – Windstärke 11 auf der Beaufortskala und dort als “orkanartiger Sturm” klassifiziert.
Ich habe wieder ein kurzes Video gedreht – diesmal allerdings wirklich kurz. Denn einerseits wollte ich die Leute nicht dabei Filmen, wie sie sich bei ihren Klettertouren die Knöchel verstauchen oder über den Berg geweht werden. Und andererseits war der Wind so enorm stark, dass ich das Handy unmöglich ruhig halten konnte und am Ende sowieso kein brauchbares Material rausgekommen wäre. Seht selbst:
Ich bin jedenfalls froh, dass ich wieder zurück und zuhause bin. Heute wurden am Brocken schon Windgeschwindigkeiten von 120 km/h gemessen und da will ich dann doch lieber woanders sein. In Jena ist es zwar auch recht windig aber zumindest laut aktuellen Prognosen soll es hier nicht allzu dramatisch werden.
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