Kann man physikalische Phänomene in 10 Sekunden erklären? In den meisten Fällen sicherlich nicht; zumindest dann wenn man unter “erklären” eine ausführliche und detailierte Erläuterung aller Aspekte eines Phänomens versteht. Aber manchmal will man eben tatsächlich nur eine kurze und knappe Antwort auf eine kurze und knappe Frage und hat keine Lust oder Zeit einen langen Vortrag zu hören oder ein langes Buch zu lesen. Manchmal kann eine lange und ausführliche Erklärung dem Verständnis sogar hinderlich sein – über diese “Tyrannei der Präzision” habe ich früher schon geschrieben.

Dann wäre es gut, wenn man in der Lage ist, die Antwort auf die wirklich wesentlichen Punkte zu reduzieren. Das ist nicht leicht und je kürzer die Antwort ist, desto größer ist nicht nur die Gefahr, dass man etwas wesentliches auslässt sondern auch die Gefahr durch die Verkürzung einen Fehler zu machen. Videoblogger Henry Reich von MinutePhysics hat es trotzdem probiert und veröffentlicht seit einiger Zeit Videos, die in nur 10 Sekunden ein wissenschaftliches Konzept erklären. Und das gar nicht mal so schlecht…

Das war 3,37 Sekunden zu lang... (Bild: TheJosh, Public Domain)

Das war 3,37 Sekunden zu lang… (Bild: TheJosh, Public Domain)

Die Gezeiten sind ein gutes Beispiel. Es hat lange gedauert, bevor die Wissenschaftler selbst in der Lage waren, Ebbe und Flut zufriedenstellend zu erklären. Sie sind ein komplexes Phänomen über das viele falsch vereinfachte Erklärungen im Umlauf sind und ein Phänomen, über das man lange Artikel und Bücher schreiben kann. Mein Artikel in dem ich die Gezeiten erkläre ist auch nicht unbedingt kurz. Aber natürlich werde ich immer wieder mal von Leuten zu den Gezeiten befragt und da ist dann meistens keine Zeit für umfassende Erklärungen. Und dann greife ich meistens auf die gleiche kurze und knappe Erklärung zurück, die auch MinutePhysics verwendet:

“10-Sekunden-Physik” ist ein interessantes und vielversprechendes Konzept. Ich überlege ja selbst schon seit längerem, etwas Ähnliches zu machen; aber in anderer Form (bis mein Videoprojekt endlich publizierbar ist wird es noch ein bisschen dauern). “Astronomie in 140 Zeichen” via Twitter oder so (aber vermutlich gibt es das schon). Oder ganz ohne Worte; nur durch Bilder – obwohl mir da noch nicht ganz klar ist, ob und wie das funktioniert. Das soll natürlich nicht heißen, dass ich denke, Wissenschaft müsste immer so kurz und knapp wie möglich vermittelt werden. Wenn das so wäre, dann würde ich ja keine Bücher schreiben… Aber es gibt eben viele Wege, Wissenschaft zu vermitteln und man sollte alle Möglichkeiten ausprobieren. Und Dinge kurz und prägnat vermittel zu können ist eine Eigenschaften, die zu haben sicherlich nicht Schaden kann – es lohnt sich also, sie zu trainieren!

Kommentare (33)

  1. #1 Faustus
    17. November 2013

    Komplexe Konzepte auf 140 Zeichen runterzubrechen ist sicher nicht ganz einfach – es ist aber eine gute Idee einen Denkanstoß zu geben und noch nicht alles zu erklären, sodass zwangsläufig Fragen gestellt werden.
    Und selbst wenn das schon jemand macht, ist es noch nicht berühmt genug (v.a. nicht im deutschsprachigen Raum). Weiter so! ^^

  2. #2 Stefan W.
    https://demystifikation.wordpress.com/2013/11/16/katzengerechtes-fernsehen/
    17. November 2013

    Schön, wie nicht das Wasser über die Erde schwappt, sondern sich die Erde unter dem Wasser durchdreht.

    Bestärkt micht in meiner Kritik an Lechs Kosmos, der die ganzen Möglichkeiten des Mediums verspielt, in dem fast nur erzählt wird, während Tasse, Tisch und Stuhl nur der Ablenkung und Dekoration dienen, und Texte aus dem Off selten mehr sind als launige Kommentare. Nichts gegen solche, aber welches Fach eignete sich mehr für Animationen als Physik?

  3. #3 dude
    17. November 2013

    Und warum gibt es an manchen Stellen der Erde einmal pro Tag Tide und an anderen zweimal?

  4. #4 PDP10
    17. November 2013

    “Ebbe und Flut erklärt in 10 Sekunden”

    Wow! Funktioniert.

    Auch wenn man sich echt konzentrieren muss 🙂

    @dude:

    Wo denn zB?

  5. #5 Florian Freistetter
    17. November 2013

    @dude: Es gibt immer zweimal Ebbe und Flut pro Tag…

  6. #6 Hammster
    17. November 2013

    Das Video erinnert etwas an den medizinischen Disclaimer: “…zu Risiken und Nebenwirkungen…” Wer schneller spricht ist schneller fertig. Die Idee ist irgendwie interessant, ein physikalisches Phänomen in 10 sec. erklären zu wollen – aber das ist doch etwas wenig Erklärung…

    @dude: es gibt alle möglichen Sonderfälle, so auch bei den Gezeiten. Schuld für ungewöhnliche Gezeiteneffekte sind i.d.R. die Landmassen, die die Gezeitenwelle abbremsen oder umlenken oder Interferenzen erzeugen.
    @FF …aber nur in der Theorie:)

  7. #7 Florian Freistetter
    17. November 2013

    @Hammster: “aber das ist doch etwas wenig Erklärung…”

    Wie gesagt. Ausführlicher geht es immer. Ich kann über die Gezeiten auch ein 5000seitiges Buch schreiben. Material gibts genug. Aber wenn man nur wissen will, wo die Flutberge herkommen, dann reicht auch das, was im Video gesagt/gezeigt wird (was man natürlich auch ein bisschen langsamer erklären kann).

  8. #8 Hammster
    17. November 2013

    @dude: hier ist ein interessanter Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Amphidromie

  9. #9 C.E.
    18. November 2013

    Aber, ähm, die mondabgewandte Flutwelle zu begründen dadurch, daß die Erde mehr angezogen wird als das leicht weiter weg befindliche Wasser?
    Aber wahrscheinlich können “größere Fliehkraft” und “geringere Anziehungskraft des Mondes” auf der mondabgewandten Seite der Erde synonym verwendet werden…

  10. #10 Dietmar
    18. November 2013

    @C.E.:

    Aber, ähm, die mondabgewandte Flutwelle zu begründen dadurch, daß die Erde mehr angezogen wird als das leicht weiter weg befindliche Wasser?

    Das ist der gleiche Effekt, der dafür sorgte, dass wir auf der erdzugewandten Mondseite die durch flüssiges Gestein verursachten Mare haben, auf der abgewandten aber nur die “pulvrige” von Einschlägen übersäte Oberfläche. Je näher etwas am anderen Objekt dran ist, desto stärker wird es angezogen. Das Wasser auf der anderen Seite “weiß” nicht, dass es zur Erde gehört und verhält sich eben so, wie sich ein Objekt verhält, das weiter vom Mond entfernt ist.

  11. #11 C.E.
    18. November 2013

    Mein Denkfehler war (unter anderem), daß ich “die Erde” als Erdhülle dachte, das “Wasser” nur wenige km (vom Mond aus) weiter weg reichend. Und auf 4 km so einen Effekt? Aber ich muß die Erde ja in ihrem Schwerpunkt denken, und der ist nochmal 3000 km näher am Mond dran…

  12. #12 Alderamin
    18. November 2013

    @C.E.

    Die Gravitation des Mondes zieht auf der mondzugewandten Seite der Erde stärker an dieser als auf der mondabgewandten Seite. Nur der Massenmittelpunkt der Erde kann sich so um den gemeinsamen Schwerpunkt von Erde und Mond bewegen, dass er keine Nettokraft spürt. Auf der modnzugewandten Seite der Erde ist die Anziehungskraft des Mondes höher als im Massenmittelpunkt der Erde, deswegen ist die Differenz aus beiden Kräften positiv, es wirkt eine Kraft auf den Mond zu. Auf der mondabgewandten Seite der Erde ist die Kraft des Mondes geringer als im Massenmittelpunkt der Erde, deswegen ist die Differenz hier negativ, es wirkt eine Kraft vom Mond weg. Die Differenzkraft zieht die Erde und auch das darauf befindliche Wasser eiförmig in die Länge. Die beiden “Spitzen” des “Eis” sind die Flutberge.

    Fliehkraft und Rotation spielen dabei übrigens keine Rolle. Wenn man Erde und Mond aufeinander zufallen lassen würde, dann träte keine Fliehkraft auf, sondern nur die Trägheit der Erde, die beschleunigt auf den Mond zufallen würde. Auch hier wäre die Kraft auf die mondzugewandte Seite stärker als auf den frei fallenden Massenmittelpunkt, die Kraft die mondabgewandte Seite geringer, und die Differenz zöge die Erde in die Länge.

    Übrigens sind das dieselben Kräfte, die einen in Spaghetti verwandelten, wenn man in ein Schwarzes Loch fiele: fiele man mit den Füßen voran, dann zöge an den Füßen viel mehr Kraft als am Kopf. Die Differenz, hatte ich neulich in einem anderen Thread ausgerechnet, läge für ein stellares Schwarzes Loch in der Größenordung von ein paar Milliarden G.

  13. #13 Stefan K.
    18. November 2013

    Ist das mehr oder weniger als die Zugfestigkeit menschlichen Gewebes? (Sorry, das musste sein ;P

  14. #14 dude
    18. November 2013

    #5 FF:
    Stimmt nicht. Es gibt auch Orte, an denen nur einmal täglich Ebbe und Flut ist. z.B. im Golf von Mexico. Hat irgendwas mit der Inklination zu tun, glaube ich, habs aber nicht ganz verstanden. Es gibt auch Orte, an denen sich die “diurnale” und “semidiurnale” Tide mischt und man dann verschiedene Tidenhübe am gleichen Tag an der gleichen Stelle hat.
    #8: Was ein amphidromischer Punkt ist, wusste ich, trotzdem Danke.

  15. #15 Florian Freistetter
    18. November 2013

    @dude: “Stimmt nicht. Es gibt auch Orte, an denen nur einmal täglich Ebbe und Flut ist”

    Natürlich gibt es durch die Geografie bedingte Unterschiede. Aber rein von der Physik her gibt es zwei Flutberge und damit zweimal Ebbe und Flut.

  16. #16 dude
    18. November 2013

    #6, #15:
    Das ist eine wenig befriedigende Erklärung. Irgendwas wegen der Geografie also. Sonderfälle halt. Aha.

  17. #17 Dietmar
    18. November 2013

    @dude:

    Das ist eine wenig befriedigende Erklärung. Irgendwas wegen der Geografie also. Sonderfälle halt. Aha.

    Was dafür sorgt, kann man herausfinden. Mach das doch einfach mal, anstatt den Anspruch zu erheben, dass man Dir alles so erklärt, dass Du auch bereit bist, es zu verstehen, und wenn Du Dich weigerst, das als Beleg dafür zu nehmen, dass etwas nicht stimme.

  18. #18 dude
    18. November 2013

    Dietmar, ich habe bereits versucht, es herauszufinden und es zu verstehen, habe es aber nicht geschafft. Ich weiss nicht, wie du darauf kommst, dass ich hier irgendeinen “Anspruch erhebe”. Und ich weiss auch nicht, was der Spruch mit dem weigern soll?

    Ich habe meine Frage (#3) gestellt, weil ich das schon mehrmals versucht habe zu checken, aber nie eine gute Erklärung/hilfreichen link etc finden konnte. Ich habe gehofft, dass jemand einen guten link zur Hand hat oder irgend ein hier mitlesender Ozeanograph das griffig erklären kann.

    Und dann bekommt man stattdessen gesagt, dass es immer zweimal Ebbe und Flut gibt. Was natürlich falsch ist.

  19. #19 Florian Freistetter
    18. November 2013

    @dude: “Das ist eine wenig befriedigende Erklärung. Irgendwas wegen der Geografie also. Sonderfälle halt. Aha.”

    Was genau war denn die Frage? Hattest du ne Frage gestellt?
    Ich wollte halt nur darauf hinweisen, dass die Gezeiten ein globales Phänomen sind und der Mond sich nicht bestimmte Punkte auf der Erde aussucht und sagt: So, hier mach ich mal ein bisschen Ebbe und Flut – aber da hinten nicht! Die Gezeitenkräfte betreffen die gesamte Erde. Wie stark sie an einem bestimmten Punkt ausfallen hängt dabei aber natürlich stark von der Geografie ab: Wie gut kann Wasser abfließen? Wie vertragen sich die Gezeitenströme mit den anderen Strömungen? Und so weiter. Da kann man pauschal kaum etwas dazu sagen.

  20. #20 Florian Freistetter
    18. November 2013

    @dude: Ah, sorry – die Frage in 3 war von dir. Hab ich übersehen. Aber wie gesagt: Es gibt zwei Flutberge unter denen sich die Erde dreht. Es gibt daher auch zweimal Ebbe und zweimal Flut innerhalb von 24 Stunden. Das heißt aber nicht, dass jetzt an jedem Strand dieser Welt zweimal pro Tag das Wasser steigt und wieder sinkt. Das hängt von sehr vielen anderen Faktoren ab, die man aber pauschal nicht angeben kann.

  21. #21 Florian Freistetter
    18. November 2013

    @Dude: Hier gibt es eine Liste mit allen Gezeitenkomponenten für den Golf von Mexiko: https://www.usm.edu/gcrl/MStide/tidedis.php

  22. #22 Varis
    18. November 2013

    @Dude

    Ich finde die Erklärung zB in der englischen Wikipedia eigentlich ganz gut:

    The shape of the shoreline and the ocean floor changes the way that tides propagate, so there is no simple, general rule that predicts the time of high water from the Moon’s position in the sky. Coastal characteristics such as underwater bathymetry and coastline shape mean that individual location characteristics affect tide forecasting; actual high water time and height may differ from model predictions due to the coastal morphology’s effects on tidal flow. However, for a given location the relationship between lunar altitude and the time of high or low tide (the lunitidal interval) is relatively constant and predictable, as is the time of high or low tide relative to other points on the same coast. For example, the high tide at Norfolk, Virginia, predictably occurs approximately two and a half hours before the Moon passes directly overhead.

    Land masses and ocean basins act as barriers against water moving freely around the globe, and their varied shapes and sizes affect the size of tidal frequencies. As a result, tidal patterns vary.

    Natürlich ist es keine sehr ausführliche Erklärung, aber ich denke um so etwas genauer zu verstehen oder Beispiele analysieren zu können muss man sich genauer mit Bathymetrie auseinandersetzen.

  23. #23 Alderamin
    18. November 2013

    @Dude

    Ich glaube, ich hab’s verstanden. Wenn der Mond sehr weit nördlich oder südlich des Äquators steht, dann steht die Drehachse der Erde nicht senkrecht zur Richtung Erde-Mond, welche die Hauptachse zwischen den Flutbergen bildet. Angenommen, der Mond steht weit nördlich. Für Orte in hoher nördlicher Breite gilt dann dass nur der Flutberg unter dem Mond über sie rollt, während der gegenüberliegende Flutberg gerade über die Südhalbkugel rollt. Steht der Mond dann weit südlich, dann rollt nur der Flutberg gegenüber dem Mond über die nördlichen Breiten.

    Das ist jedenfalls das Grundprinzip. Das sorgt zumindest dafür, dass die beiden Tiden oft nicht gleich hoch ausfallen.

  24. #24 dude
    18. November 2013

    Vielen Dank für die links, Florian und Alderamin. Sie helfen ein bisschen, aber so endgültig will der Groschen immer noch nicht fallen. Ich werde nochmal drüber nachgrübeln und versuchen das zu verstehen. Die meisten Erklärungen, die ich finden kann, sind entweder zu simpel und erklären nur die Hälfte oder es wird ganz schnell ganz schön physikalisch/ozeanografisch mit (für meinen Geschmack) zu vielen Formeln.

    @varis: Ich bin mir nach wie vor nicht sicher, ob wirklich dioe Bathymetrie dafür verantwortlich ist. Für unterschiedlichen Tidenhub, ja, sicher, aber für die verschiedenen Perioden scheint mir doch die geografische Breite und die Ekliptik das ausschlaggebende zu sein, oder?

    @FF

    Es gibt zwei Flutberge unter denen sich die Erde dreht. Es gibt daher auch zweimal Ebbe und zweimal Flut innerhalb von 24 Stunden. Das heißt aber nicht, dass jetzt an jedem Strand dieser Welt zweimal pro Tag das Wasser steigt und wieder sinkt.

    Ich will keine Haare spalten und ich weiss auch was du meinst, nämlich das die Gezeitenkräfte natürlich überall auf der Erde wirken. Trotzdem ist das, was du schreibst mMn falsch und widersprüchlich. Zumindest, wenn man die korrekte Definition von Ebbe und Flut zugrunde legt. Ebbe (Flut) sind nämlich als ab- (auf-)laufendes Wasser bzw sinkender (steigender) lokaler Meeresspiegel definiert und somit kann man nicht 2 mal am Tag Ebbe aber nur einmal Niedrigwasser haben.

  25. #25 mr_mad_man
    19. November 2013

    Sorry, aber dieses 10 Sekunden-Format gefällt mir überhaupt nicht. Habe nicht einmal das Gefühl, dass es darum geht eine kurze knappe -und vor allem verständliche- Erklärung abzugeben, sondern nur darum genau diese blöden 10 Sekunden einzuhalten. Dieses hektische Schnellsprechen finde ich jedenfalls völlig ungeeignet. Das ganze hat mehr was von intellektuellem Schnellsprechwettbewerb als von Wissensvermittlung. Bei Ebbe und Flut habe ich ja ein gewisses Vorwissen, Aber spätestens bei Themen, bei denen es kein Vorwissen gibt, glaube ich, dass dieses Format nicht funktionieren kann. Finde ich insgesamt nicht nachahmenswert. Natürlich ist es schön, etws kurz und knapp erklären zu können, aber es braucht nun mal so viel Zeit wie es braucht. Eine künstliche Begrenzung auf 10 Sekunden, scheint mir mehr Selbstzweck als alles andere zu sein.

  26. #26 Dietmar
    19. November 2013

    @dude: Das hier

    Das ist eine wenig befriedigende Erklärung. Irgendwas wegen der Geografie also. Sonderfälle halt. Aha.

    las sich für mich etwas trotzig oder trollig. Wenn das ein Missverständnis war, ist es ja gut.

  27. #27 Stefan W.
    https://demystifikation.wordpress.com/2013/11/16/katzengerechtes-fernsehen/
    19. November 2013

    @mr_mad_man: Mir scheint das v.a. eine Werbebotschaft zu sein. Das Versprechen, etwas ganz rasch zu erklären heißt, dass wenn ich es finde, weiß ich nach 10s ob ich es verstanden habe, oder wie komplett ich noch draußen bin.

    Es soll wohl die Angst nehmen, sich überhaupt mit einer Frage einzulassen die vielleicht schwierig ist.

    Und für die, die sich ungern langweilen, weil alles vom Urknall weg erklärt wird und die einschlafen bevor der Punkt kommt, und dann das ausgerechnet verpassen, weswegen sie es sich angeschaut haben.

  28. #28 astroklaus
    19. November 2013

    Zur eingangs gestellten Frage nach anderen Formaten: auf der Seite des MPA (Max-Planck-Institut f. Astrophysik) in Garching gibt es einen schönen Comic zum Mikrowellenhintergrund “by Ensslin & Ensslin” (der eine ist der Zeichner, sein Bruder Mitarbeiter des MPA und hauptsächlich mit den Daten des Satelliten Planck beschäftigt).
    https://www.mpa-garching.mpg.de/mpa/institute/news_archives/news_cosmic_01/news_cosmic_01-de.html

  29. #29 teilzeitastronaut
    19. November 2013

    Und warum gibt es an manchen Stellen der Erde einmal pro Tag Tide und an anderen zweimal?

    Weil die Erde eine “Badewanne” voll mit Wasser ist. Die Gezeitenkraft rüttelt an dieser Badewann” und versetzt das Wasser in Schwingung (Gezeiten). Durch die unterschiedliche Form und Tiefe der Ozeane ergeben sich verschieden Schwingungsmuster (Eigenfrequenzen).

  30. #30 dude
    19. November 2013

    Mmmhh.

  31. #31 Kallewirsch
    19. November 2013

    @Dude

    Vielen Dank für die links, Florian und Alderamin. Sie helfen ein bisschen, aber so endgültig will der Groschen immer noch nicht fallen.

    Ich denke, das Hauptproblem ist, dass wir die Dinge fälschlicherweise immer als 2D Problem ansehen. Hier reicht das aber nicht. Der Mond bewegt sich nun mal nicht in der Äquatorebene der Erde.

    genausowenig, wie es da ein ‘Hochwasser’ Band vom Nordpol zum Südpol gibt, welches unter dem Mond verläuft (angenähert) und das überall gleich hoch ist.
    Der Mond erzeugt ja eher mehr so eine ‘Beule’ in der Wasserfläche, die von einem Zentrum aus in alle Richtungen zum normalen Niveau wieder abfällt. (ok, das ist jetzt wieder vereinfacht. Zur Ehrenrettung stell dir die Erde einfach als ebener Planet vor, mit einer überall gleich dicken Wasserschicht, damit wir Strömungen und Küstenlinien erst mal vernachlässigen können).

    So, jetzt ist sind da so zwei Beule in der Wasserfläche und die Erde dreht sich unter diesen Beule durch. Nehmen wir mal an, der Mond wäre genau auf dem Äquator. Dann sind auch die höchsten Punkte der Beulen auf dem Äquator. Ein Bewohner dieses Planeten. der ebenfalls auf dem Äquator lebt, sieht also pro Tag 2 mal Hochwasser und 2 mal Niedrigwasser.

    Lebt er zb 30° Nördlich des Äquators, dann würde er immer noch 2 mal pro Tag Hochwasser sehen und 2 mal Niedrigwasser. Lediglich die Höhendifferenz wäre eine andere, weil ja die Beule nicht nur in Ost-West Richtung jeweils bis auf 0 Niveau abfällt, sondern auch in Nord–Süd Richtung.

    Tja. Jetzt läuft aber der Mond nicht in der Äquatoreben und auch nicht parallel dazu, sondern verdreht dazu. Das extrapolieren wir gleich mal bis ins Absurde und positionieren den Mond genau über dem Nordpol. Und ich darf mir die Annahme gestatten, dass sich die Erde schneller dreht, als der Mond auf seiner Bahn wandert. Zum Zwecke dieser Betrachtung darf ich also annehmen, dass der Mond fix über dem Norpol steht.

    Was bemerkt jetzt der Bewohner am Äquator.
    Nichts!

    Die Beulen in der Wasseroberfläche sind am Nordpol und am Südpol. Der Äquator dreht sich nicht mehr durch eine Beule durch. Für ihn existiert Ebbe und Flut überhaupt nicht mehr.

    Was ist, wenn der Mond nicht am Äquator und auch nicht am Nordpol, sondern irgendwo dazwischen ist? Sagen wir mal auf 45° nördlicher Breite.
    Nun, auch hier gibt es wieder 2 Beulen. Die eine umrundet die Erde auf 45° nördlicher Breite (ok, die Realität ist genau anders rum, die Beule ist feststehend und die Erde dreht sich drunter weg, aber das ergebnis ist dasselbe). Und die andere ist wieder genau auf der gegenüberliegenden Seite der Erde: nämlich bei -45° also südlicher Breite!

    Ein Bewohner auf 45° Nord (also Mitteleuropa) würde daher nur einmal am Tag durch die Beule durchlaufen. Denn die gegenüberliegende Beule dreht ja ihren Kreis nicht durch Mitteleuropa, sondern genau auf der ‘anderen Seite’, durch Australien.

    Und so kommt es, dass der Mitteleuropäer nur 1 Hochwasserberg wahrnimmt, auch wenn es in der Realität deren 2 sind.

    Jetzt ist natürlich die Wirklichkeit ein klein wenig komplizierter. Zum einen steht der Mond natürlich nicht dauernd auf 45° nördlicher Breite, sondern seine Breite ändert sich laufend. Mal ist er nördlich des Äquators, mal südlich. Angenommen der Mond wäre wieder nördlich des Äquators, dann kriegt der Mitteleuropäer ‘seinen’ Hochwasserberg voll mit, während er vom ‘südlichen’ Berg gerade noch die Ausläufer mitbekommt. Je nachdem ob und wie weit der Mond jetzt nördlich oder südlich des Äquators steht, verschiebt sich dieses Verhältnis. Orte hoch im Norden können dann auch in die Situation kommen, dass sie (bei weit nördlich stehendem Mond) zwar ihren eigenen nördlichen Berg mitkriegen, der gegenüberliegende ist aber soweit südlich, dass die Beule auf dieser nördlichen Breite schon längst in den normalen Wasserspielen ausgelaufen ist.

    Der Schlüssel ist das Loslassen von der gewohnten 2D-Betrachtung in den Skizzen zur Erklärung von Ebbe und Flut.

  32. #32 dude
    21. November 2013

    Uups, erst jetzt gesehen, Kallewirsch. Danke für den Erklärungsversuch.
    Ja, so weit in etwa war ich auch schon mit meinen Gedanken. So langsam habe ich es irgendwie “gefühlt” verstanden. Geht man jedoch ins Detail, wird es ganz schnell wieder kompliziert.
    Schaut man sich mal die Muster der Tiden weltweit an, dann scheint es keine Korrelation mit der geographischen Lage oder anderen Features zu geben. Es scheinen zu viele Faktoren eine Rolle zu spielen, so dass man das nicht wirklich auf einen oder zwei Faktoren herunterbrechen kann. Vielmehr ist es wirklich eine Vielzahl von Interferenzen, die dazu führen, dass sich die eine oder andere Tidenform “durchsetzt”.

    https://oceanservice.noaa.gov/education/tutorial_tides/media/supp_tide07b.html

  33. #33 Varis
    26. November 2013

    Das Thema dieses Videos (auch Minutephysics) ist eigentlich ein anderes, aber ich denke dass die darin angesprochenen Faktoren, hauptsächlich die Anziehungskraft der Landmassen auf das sie umgebende Wasser, auch eine Rolle spielen: