01:40 bis 04:05 – “The Ice Warriors”
Heute, wo wir daran gewöhnt sind, dass es alle paar Jahre einen neuen Doktor gibt, wirkt diese Szene lange nicht mehr so dramatisch wie sie es damals gewesen ist. Das ein neuer Schauspieler die Rolle von William Hartnell (der aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste) übernahm wäre ja noch akzeptabel gewesen. Aber das Patrick Troughton dann nicht einfach den gleichen Doktor gespielt hat, sondern eine völlig andere Person mit völlig anderem Charakter war außergewöhnlich. Der zweite Doktor war vollkommen anders als der erste. Dort wo Hartnell ernst und seriös war, war Troughton albern und abenteuerlustig. Dort wo Hartnell in steifer Kleidung auftrat, kam Troughton wie ein abgerissener Landstreicher daher.
Die Bedeutung von Patrick Troughton für die Geschichte von Doctor Who lässt sich kaum überschätzen. Bis zu seinem Auftritt war die Serie eine zwar etwas seltsame aber im großen und ganzen doch halbwegs normale Science-Fiction-Serie für Kinder. Eine Serie, die wie alle Serien vermutlich nach ein paar Jahren enden würde. Mit dem Trick der Regeneration hat die BBC aber die Möglichkeit geschaffen, Doctor Who im Prinzip bis in alle Ewigkeit weiterzuführen. Wenn nicht einfach nur ein neuer Schauspieler die alte Rolle weiterspielt sondern einen völlig neuen Doktor schaffen kann, dann ist die Serie in der Lage, sich ständig zu ändern; ständig neu zu bleiben und sich an alles anzupassen, was die Zukunft bringen mag. Aber dazu musste Troughton es schaffen, den Zusehern zu vermitteln, dass er zwar ein neuer Doktor war, aber eben immer noch der Doktor (“The definite article!” – aber das kommt erst später…) – der Doktor, der auch schon davor von Hartnell gespielt worden ist. Das hätte gewaltig schief gehen und Doctor Who noch vor Beginn der 1970er sein Ende finden können. Aber Patrick Troughton hat es geschafft, den Doktor weiterleben zu lassen und den Grundstein für das geschaffen, was in den nächsten Jahrzehnten kommen sollte.
Es gibt viele gute Folgen mit dem zweiten Doktor. Als zweiten Programmpunkt des heutigen Tages habe ich mich für “The Ice Warriors” entschieden. Die demonstriert gut, wie die Serie damals funktioniert hat. Heute sind wir relativ abgeschlossene Folgen (wenn auch mit einer größeren Rahmenhandlung) gewohnt, die in etwa 45 Minuten dauern und einmal in der Woche ausgestrahlt werden. Damals bestand eine komplette Geschichte aus typischerweise 4 bis 8 Folgen (manchmal waren es auch 10 oder mehr) zu je 20 bis 25 Minuten, die einmal pro Woche im Fernsehen gezeigt wurden. Schaut man sich nun die sechs Folgen von “The Ice Warriors” am Stück an, dann erscheint die Handlung manchmal etwas träge und in die Länge gezogen. Aber wenn man nur 20 Minuten sehen kann und dann eine ganze Woche auf die nächste Folge warten muss, dann wird es nicht langweilig.
“The Ice Warriors” ist auch aus einem anderen Grund exemplarisch für Troughtons Doktor. Zwei der sechs Folgen existieren nicht mehr. Denn die BBC hat leider viele der alten Bänder mit den Doctor-Who-Folgen aus den 1960er Jahren gelöscht oder vernichtet. Insgesamt fehlen 97 Folgen und damit sind 26 Geschichten komplett oder teilweise verschwunden. Als Doctor Who in den 1970er und 1980er Jahren ein immer größere Erfolg wurde, war man damit natürlich nicht glücklich. Man begann, überall auf der Welt in den Archiven anderer Fernsehsender zu suchen; in Hongkong, im Sudan, in Australien und in all den anderen Ländern, in denen Doctor Who im Fernsehen gezeigt wurde. Fans probierten, die fehlenden Folgen aus privat gemachten Audiomitschnitten und vom Fernsehen abgefilmten Szenen zu rekonstruieren. Es sind immer wieder mal Folgen an den unwahrscheinlichsten Orten aufgetaucht. Erst vor kurzem fand man in einer Fernsehstation in Nigeria einige verschollene Folgen und konnte so die Geschichten “Enemy of the World” und “The Web of Fear” mit Patrick Troughton komplett wiederherstellen und auf DVD veröffentlichen. “The Ice Warriors” ist leider immer noch unvollständig, aber zumindest existiert die Tonspur noch komplett. Aus den Drehbüchern und den von Fans gefilmten Szenen hat man mit dem Originalton eine animierten Version mit gezeichneten Charakteren geschaffen die nun auf der DVD die fehlenden Folgen ersetzt:
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