Der Komet ISON hat schon kurz nach seiner Entdeckung große Erwartungen geweckt. Er wird Ende Dezember nahe an der Erde vorbeifliegen und dabei könnte er mit freiem Auge am Himmel zu sehen sein. Zuvor muss er sich auf seiner Bahn allerdings der Sonne nähern und das könnte gefährlich für ihn sein. Ich habe letzte Woche einen ausführlichen Artikel über ISON geschrieben. Aber nun steht die größte Annäherung an die Sonne kurz bevor. Morgen ist es so weit und wir warten alle gespannt ab, ob der Komet das überleben wird. In den letzten Tagen sah es schlecht aus für ISON und viele Medien hatten den Kometen schon abgeschrieben. Aber noch lebt der Komet!
ISON wurde in den letzten Tagen immer heller; viel heller als man es erwartet hatte. Und dann wurde er wieder ein wenig dunkler. Das sah genau so aus, wie man es von einem zerbrechenden Kometen erwarten würde. Der Komet nähert sich der Sonne, die hohen Temperaturen lassen das Eis verdampfen das den Kometen zusammenhalt und die starken Gezeitenkräfte reißen ihn auseinander. Der Komet verwandelt sich in eine Trümmerwolke und die reflektiert erst mal wieder mehr Licht, bevor der Kometenkern sich dann ganz auflöst. Aber: Wir haben noch nie einen Kometen so lange, so ausführlich und so intensiv bei seiner Annäherung an die Sonne beobachtet. Komet ISON ist außerdem das erste Mal zu Besuch im inneren Sonnensystem. Wir haben als weder Ahnung, was ein für ISON typisches Verhalten ist, noch wissen wir allgemein, wie sich ein “typischer” Komet bei der Annäherung an die Sonne verhält. Ich war also trotz der “Katastrophenmeldungen” in den Medien etwas skeptisch und wollte ISON noch nicht abschreiben. Und nun scheinen auch die Beobachter zu bestätigen, dass es ISON den Umständen entsprechend gut geht.
Astronomen von der NASA ISON Observing Campaign sind derzeit gerade an der Kitt-Peak-Sternwarte und verfolgen den Weg des Kometen um die Sonne herum. Und wenn auch sie noch gestern ein wenig pessimistisch waren, sieht die Lage heute ganz anders aus:
“We are now significantly less fearful that it has fully disrupted, and we think there is still a significant chance that an appreciable chunk of nucleus still exists!”
Man geht also davon aus, dass ISON noch intakt ist beziehungsweise nur kleine Stücke von ihm abgebrochen sind. Der Helligkeitsanstieg und -abfall in den letzten Tagen war offensichtlich nur ein “normaler” Outburst, wie er bei Kometen in der Nähe der Sonne immer wieder vorkommen kann. Aber was wirklich mit ISON passiert ist, werden wir erst nach der größten Annäherung an die Sonne erfahren. Wir werden bis morgen warten müssen und selbst dann wird das Schicksal von ISON nicht sofort klar sein.
Von der Erde aus kann man den Kometen ISON derzeit nicht sehen (Nein, auch nicht von Niedersachsen aus), er ist der Sonne schon zu nahe. Aber die Sonnenteleskope im Weltraum haben ISON nun im Blick und werden in den nächsten Tagen spannende Bilder liefern. Gerade erst ist der Komet im Blickfeld von SOHO aufgetaucht (die Sonne ist in diesem Bild künstlich verdunkelt und befindet sich dort, wo der weiße Kreis ist).
Die immer aktuellen Bilder dieses Teleskops findet ihr hier. Wir werden weiter abwarten müssen…
P.S. Hier gibt es auch noch seine sehr unterhaltsame Seite mit Antworten auf alle Fragen die ISON betreffen – zum Beispiel: “Can I use this information to get out of awkward conversations at Thanksgiving dinner?”
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