Langsam wird es spannend. Wir haben uns viel vom Kometen ISON versprochen. Aber je näher er der Sonne kam, desto schlechter sah es für ihn aus. Vor ein paar Tagen dachte man sogar schon, der Komet wäre zerbrochen. Aber soweit wir wissen, geht es im noch gut! Ob das auch weiterhin so bleibt, werden die nächsten Stunden zeigen.
Um 19:25 Mitteleuropäischer Zeit wird der Komet seinen sonnennächsten Punkt, das sogenannte Perihel erreichen. Dann wird es so richtig ungemütlich für den Kometen. Er ist dann nur noch 1,8 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Schon jetzt ist die Oberfläche des Kometen Temperaturen von mehr als 2000 Grad ausgesetzt und diese Temperaturen werden noch steigen. Jede Menge Eis in seinem Inneren schmilzt und wenn es dann ins All entweicht, reisst es Unmengen an Staub und große Stücke des Kometenkerns mit sich. All der Staub der den Kometen umgibt macht ihn ständig heller und wenn er nicht momentan direkt neben der Sonne und damit für uns nicht sichtbar wäre, dann wäre er eines der hellsten Objekte am Himmel und wahrscheinlich auch am Tag zu sehen.
Wie hell ISON jetzt schon ist, sieht man in diesem aktuellen Bild des Sonnenteleskops SOHO:
Der vertikale Strich der durch den Kopf des Kometen verläuft ist nicht real sondern nur ein Zeichen der enormen Helligkeit. Die Pixel des CCD-Detektors des Teleskops sind völlig überbelichtet, “laufen über” und aktivieren auch die Pixel in der Nachbarschaft. Ganz aktuell sieht die Situation so aus:
Man erkennt deutlich, wie weit der Komet in den wenigen Stunden gewandert ist: Ein Zeichen für die enorme Geschwindigkeit die er in der Nähe der Sonne drauf hat (knapp 360 Kilometer pro Sekunde).
Ob ISON seine Annäherung an die Sonne überlebt, wird sich heute und morgen zeigen. Wenn der Komet demnächst von aus gesehen hinter der Sonne verschwindet, kann es durchaus sein, dass er sich komplett auflöst und nicht mehr auftaucht. Er kann aber genau so gut relativ intakt wieder auftauchen und seinen Weg zurück in die äußersten Regionen des Sonnensystems fortsetzen. Dann wird er am 27. Dezember seinen erdnächsten Punkt erreichen und wir können ihn mit freiem Auge am Himmel sehen. Vielleicht schafft es aber auch nur eine Trümmerwolke zurück. Selbst dann könnte uns noch ein beeindruckendes Schauspiel bevorstehen – es kommt ganz darauf an, wie schnell sich die Trümmer dann verteilen und dunkler werden.
Wer dem Schicksal von ISON live zusehen möchte, kann heute Abend den Google-Hangout der NASA besuchen, der unter dem schönen Titel “Fire vs ISON” die “epic battle” übertragen wird.
Immer aktuelle Bilder kann man beim Helioviewer der NASA sehen und sich daraus auch selbst seine eigenen Filme basteln.
Und wer der ganzen Geschichte bei Twitter folgen will, bekommt bei @sungrazercomets die neuesten Updates.
Ich bin gespannt. Und hoffe natürlich, dass uns ISON noch ein bisschen erhalten bleibt (und das nicht nur deswegen, weil am Montag ein langer Zeitungsartikel von mir zu dem Thema erscheinen wird und es doof wäre, wenn der Komet über den ich da schreibe dann nicht mehr existiert).
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