Gestern hat der Komet ISON den sonnennächsten Punkt seiner Bahn erreicht. Und es war ein höchst spektakuläres Ereignis! Schon als sich ISON der Sonne näherte, sah es so aus, als würde er den Besuch nicht überleben. Der klar definierte Kern des Kometen verschwand auf den Bildern und wurde zu einer immer diffuseren Wolke: Ein Zeichen dafür, dass der Komet auseinander gebrochen ist. Dann verschwand der Komet hinter der Sonne und von den Kameras der Teleskope und alle Beobachter gingen im Wesentlichen davon aus, dass der Komet nun tot und verschwunden sei. Das ist nicht ungewöhnlich und immer wieder verdampfen Kometen einfach, die der Sonne zu nahe gekommen sind. Dann aber kam doch noch etwas hinter der Sonne hervor!
So sieht der Periheldurchgang des Kometen ISON in den Kameras des Sonnenobservatoriums SOHO aus:
ISON ist also doch nicht ganz verschwunden. Aber was ist es, dass da hinter der Sonne wieder aufgetaucht ist? Zuerst dachte man, es wäre nur ein Teil des Schweifs des Kometen; also im wesentlichen eine Staubwolke, die ihre Reise ohne Kometenkern fortsetzt bis sie sich endgültig auflöst. Aber je länger man beobachtete, desto mehr schien dieses Etwas einem echten Kometen ähnlich zu sehen. Und dann haben die Kometenexperten der NASA heute am frühen Morgen dieses Tweet veröffentlicht:
Alright we're calling it, and you heard it here first: We believe some small part of #ISON's nucleus has SURVIVED perihelion.
— Sungrazer Comets (@SungrazerComets) 29. November 2013
“Wir denken, dass ein kleiner Teil von ISONs Kern den Periheldurchgang überlebt hat.”
Ganz offensichtlich hat der Komet gelitten und ist auseinandergebrochen. Aber nicht alle Bruchstücke sind in der großen Hitze komplett verdampft. Ein Stück hat überlebt und setzt nun seinen Weg durchs Sonnensystem fort. Es ist allerdings noch viel zu früh um zu sagen, wie hell dieser “Restkomet” in den nächsten Tagen werden wird und ob wir ihn dann Ende Dezember mit freiem Auge am Himmel sehen können. Das wollen zwar derzeit alle wissen – aber man kann es wirklich noch nicht sagen. So sehen das auch die Kometenbeobachter der NASA:
“So while our theory certainly has holes, right now it does appear that a least some small fraction of ISON has remained in one piece and is actively releasing material. We have no idea how big this nucleus is, if there is indeed one. If there is a nucleus, it is still too soon to tell how long it will survive. If it does survive for more than a few days, it is too soon to tell if the comet will be visible in the night sky. If it is visible in the night sky, it is too soon to say how bright it will be… “
Wir müssen also weiter abwarten. Es sieht derzeit eher danach aus, als gäbe es keinen “Jahrhundertkometen” mehr der hell und prächtig in der weihnachtlichen Abenddämmerung zu sehen ist. Aber vielleicht gibt es einen Kometen, den man im Teleskop oder Fernglas sehen kann. Und wer weiß, vielleicht überrascht uns ISON ja noch ein weiteres Mal. Aktuell sieht die Lage so aus:
Das ist auf jeden Fall etwas. Und es ist vergleichsweise hell. Aber ist es ein echter Komet? Dazu werden wir abwarten müssen, was in den nächsten Tagen und Stunden passiert. Noch hat ISON auf jeden Fall nicht aufgegeben!
Und wenn er es wieder zurück in die ferne Oortsche Wolke schafft aus der er gekommen ist, hat er sicher eine tolle Geschichte zu erzählen:
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