Aktuell werden die interessanten Weltraummissionen von Ländern durchgeführt, bei denen man normalerweise nicht sofort an Raumfahrt denkt. Die Raumsonde Mangalyaan hat gerade die Erdumlaufbahn verlassen und sich auf den Weg zum Mars gemacht, wo sie im September 2014 ankommen wird. Es ist allerdings keine Mission von NASA oder ESA sondern von der indischen Weltraumagentur ISRO. Und am Sonntag startete Chang’e-3 ins All. Das ist eine Mission der chinesischen Weltraumagentur CNSA, die zum Mond führt. Wenn alles klappt, dann wird am 14. Dezember 2013 eine weiche Landung am Mond stattfinden und der Mondrover Yutu den Mond erforschen. Damit wäre China nach den USA und der UdSSR das dritte Land, dass eine kontrollierte Landung auf dem Mond durchgeführt hat.
Die Vorgängermissionen Chang’e 1 und Chang’e 2 verliefen erfolgreich. Chang’e 1 flog 2007 zum Mond, umkreiste und untersuchte ihn und schlug 2009 (gezielt) auf seiner Oberfläche auf. Chang’e 2 flog 2010 zum Mond und umkreiste ihn 6 Monaten lang um ihn ausführlich zu kartografieren und einen günstigen Landeplatz für Chang’e 3 zu suchen. Dann flog Chang’e 2 zum Lagrangepunkt L2 zwischen Erde und Sonne um dort den Sonnenwind zu untersuchen und weil sie immer noch nicht genug hatte flog sie danach auch noch zum erdnahen Asteroiden Toutatis. Jetzt ist sie auf dem Weg hinaus ins Sonnensystem und China kann demonstrieren dass sie auch in der Lage sind, eine Mission weit entfernt von der Erde zu steuern.
Chang’e 3 ist der dritte Flug zum Mond und diesmal soll gelandet werden. Der Start am Sonntag hat auf jeden Fall schon mal geklappt und die Sonde ist auf dem Weg:
Diese Animation zeigt, wie die Landung und der Start des Rovers ablaufen sollen:
In der nächsten Phase des chinesischen Mondprogramms will man nicht nur zum Mond fliegen, sondern auch Gestein von dort wieder zurück zur Erde bringen. Dabei soll untersucht werden, ob sich aus dem Mondgestein Helium-3 gewinnen lässt (das als zukünftiger Brennstoff wichtig sein könnte) und auch nach guten Standorten für eine bemannte Landung zu suchen. Denn auch wenn USA und Europa derzeit keine Ambitionen haben, Menschen über die Raumstation hinaus ins All zu bringen: China sieht das anders. Dort will man auch Astronauten auf den Mond fliegen und peilt das Jahr 2024 für die erste chinesische Mondlandung an. Die Technik dazu hätte die CNSA prinzipiell, denn die Shenzhou-Raumschiffe die bisher für bemannte Missionen eingesetzt wurden sind auch dafür ausgelegt, zum Mond zu fliegen. Ob China aber auch in der Praxis in der Lage ist, auf dem Mond zu landen, werden wir am 14. Dezember sehen.
Es wird spannend; auch für die Zukunft. In Indien und China scheint in Sachen Raumfahrt die Aufbruchstimmung zu herrschen, die Europa und den USA schon länger abhanden gekommen ist. Und zumindest China hat auf jeden Fall Technik und Mittel, auch große Missionen wie einen bemannten Flug zum Mond (oder gar einem anderen Himmelskörper?) zu stemmen. Man kann zwar unterschiedlicher Auffassung sein, ob man Geld in bemannten Raumfahrt investieren soll (Ja, soll man!) oder ob es schlimm ist wenn ein kommunistisches Land sich in der Raumfahrt engagiert (Nein, ist es nicht). Aber China scheint fest entschlossen, seine Raumfahrtfähigkeiten zu demonstrieren. Wer weiß, vielleicht lassen sich ja dadurch auch die USA und Europa wieder ein wenig inspirieren…
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