Kein Stern lebt ewig. Irgendwann ist kein Brennstoff mehr vorhanden und das Licht geht aus. Besonders große Sterne gehen aber nicht ruhig aus dem Leben sondern vergehen in einer riesigen Supernova-Explosion. Diese stellaren Katastrophen sind wichtig, weil sie die im Inneren der Sterne erzeugten schweren Elemente im ganzen All verteilen und damit erst die Entstehung von Planeten (oder uns Menschen) möglich machen. Supernova-Explosionen spielen auch eine wichtige Rolle, wenn man die Entwicklung von Galaxien verstehen will oder genau wissen möchte, was im Inneren eines Sterns passiert. Es gibt viele Gründe, warum es sich lohnt, Supernovae zu erforschen. Leider können wir sie nur sehr selten beobachten. Zumindest in unserer eigenen Milchstraße – in anderen Galaxien sehen wir jede Menge Supernova-Explosionen. Von denen haben wir zwar auch jede Menge Dinge gelernt (zum Beispiel dass sich das All immer schneller ausdehnt), aber im Detail können wir sie nicht beobachten; dafür sind sie zu weit weg. Wir bräuchten eine Supernova in unserer eigenen Galaxis – aber da hat sich in den letzten Jahrhunderten nichts getan. Aber nun wurde ein Stern entdeckt, der eventuell bald explodieren könnte.
Der Stern trägt den Namen SBW1 und sieht so aus:
Es geht um den hellen Stern in der Mitte des Bildes der von einem rötlichen Ring umgeben ist. Und genau dieser Ring ist ein mehr als deutliches Zeichen dafür, dass der Stern kurz vor dem Ende steht. SBW1 ist ein blauer Riesenstern mit ursprünglich der 20fachen Masse der Sonne. Am Ende seines kurzen Lebens wurde der Stern zuerst einmal viel heißer. Er hat schon fast den gesamten Wasserstoff in seinem Inneren verbrannt. Der Kern ist voll mit bei der Kernfusion entstandenem Helium und wenn das beginnt zu fusionieren, brennt es heißer als der Wasserstoff. Die starke Strahlung die nach außen dringt, bläht den Stern auf und kann Teile seiner Atmosphäre sogar komplett mit ins All hinaus reißen. Um den sterbenden Stern bilden sich Wolken und Ringe aus Gas; ein sogenannter “planetarischer Nebel” entsteht (der hat nix mit Planeten zu tun; die Dinger sahen in den frühen Teleskopen nur wie Planeten aus).
Der Ring um SBW1 ist ein klares Zeichen dafür, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Er hat sich schon aufgebläht; er hat schon Teile seiner Atmosphäre ins All geschleudert und es wird nicht mehr lange dauern, bevor er zur Supernova wird. Wir können sogar abschätzen, wie lange es dauern wird: Vermutlich weniger als 20.000 Jahre! Denn SBW1 scheint ein Zwilling der letzten großen Supernova zu sein, die wir beobachten konnten. Im Jahr 1987 explodierte der Stern Sanduleak in der großen Magellanschen Wolke, einer kleinen Satellitengalaxie in unmittelbarer Nachbarschaft der Milchstraße. So sieht Sanduleak aus:
Auch hier gibt es einen Ring um den Stern und auch der war schon vor der Supernova-Explosion da. Das weiß man, weil man beobachten kann, wie schnell sich das Material im Ring bewegt und berechnen kann, dass es ungefähr 20.000 Jahre vor der Supernova-Explosion im Jahr 1987 vom Stern ins All geschleudert worden ist.
Sanduleak hatte ungefähr die gleiche Masse wie SBW1 und man kann daher davon ausgehen, dass sie sich auch ähnlich verhalten. Wenn SBW1 nun also schon seinen Ring hat, dann wird es nur noch ein paar tausend bis zehntausend Jahre dauern, bevor er komplett explodiert. Oder vielleicht auch nicht… Denn Nathan Smith von der Steward-Sternwarte in Arizona und seine Kollegen haben sich den sterbenden Stern ganz genau angesehen (“The Ring Nebula Around the Blue Supergiant SBW1: Pre-Explosion Snapshot of a SN 1987A Twin”) und die Hypothese aufgestellt, dass SBW1 vor seinem Ende noch einen anderen Stern verschluckt hat. Ursprünglich soll es sich bei SBW1 um ein Doppelsternsystem gehandelt haben: Ein schwerer und ein leichter Stern umkreisten einander. Der schwerere Stern verbrannte sein Material schneller und näherte sich zuerst dem Ende seines Lebens. Er blähte sich auf und verschluckte dabei den kleinern Stern. Der bewegte sich nun innerhalb der äußeren Atmosphärenschichten von SBW1 und wirbelte dort alles durcheinander. Und dabei soll das Material ausgeworfen werden, dass nun den Ring bildet.
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