Keller und seine Kollegen vermuten, dass es nur eine einzige, vergleichsweise schwache Supernova war, die vor langer Zeit explodierte und ein paar schwere Elemente in die großen Wasserstoff-Helium-Wolken ihrer Umgebung schleuderte, aus denen dann neue Sterne entstanden. Das ist ein wenig überraschend, denn man ging bisher davon aus, dass die allerersten Sterne enorm große Sterne waren. Die Ursterne der Population III waren riesige Objekte, mehr als hundert Mal massereicher als die Sonne und dementsprechend kurzlebig waren sie auch. Und dementsprechen heftig sollten eigentlich auch die Supernova-Explosionen sein, mit denen sie ihr Leben beenden. So eine heftige und energiereiche Supernova würde aber mehr Eisen und auch diverse andere Elemente erzeugen und ins All schleudern und von denen sieht man in den Beobachtungen nichts.
Zu den vorhandenen Daten passt am besten ein Vorläuferstern von etwa der 60fachen Sonnemasse, der explodierte und dabei ein schwarzes Loch zurück ließ. Das ist an sich noch nichts außergewöhnliches, denn das tun alle schweren Sterne am Ende ihres Lebens. In diesem Fall gehen Keller und seine Kollegen aber davon aus, dass der innere Kern des großen Sterns schon ein klein wenig früher zu einem schwarzen Loch kollabierte und dabei jede Menge Eisen und andere schwere Elemente einfing. Das, was dann am Ende ins All hinaus geschleudert wurde war vergleichsweise wenig und nur das, was sich in den äußeren Bereichen des Riesensterns befand und nicht vom Kollaps betroffen war.
Das alles muss vor ungefähr 13,6 Milliarden Jahren passiert sein, als das Universum erst 200 Millionen Jahre alt war. SMSS J0313 ist damit einer der ältesten bisher bekannte Sterne. Wie alt er genau ist, lässt sich schwer bestimmen, weil sich dort kein Eisen mehr messen lässt. Es ist wahrscheinlich, dass es dort draußen noch ältere Sterne gibt – aber die sind schwer zu finden. So richtig gut lassen sich nur die Sterne in der Umgebung untersuchen. SMSS J0313 befindet sich “nur” 6000 Lichtjahre von der Sonne entfernt und gehört damit quasi noch zu unserer Nachbarschaft in der Milchstraße. Aber vielleicht gibt es anderswo bzw. in anderen Galaxien noch ältere Sterne…
Am besten wäre es natürlich, wir könnten ersten Sterne der Population III direkt beobachten. Aber das ist fast unmöglich, denn diese Sterne haben ihr Leben alle schon vor sehr langer Zeit beendet. Wir müssten 13,8 Milliarden Jahre zurück blieben bzw. entsprechend weit in die Ferne. Und das ist nicht möglich; zumindest dann nicht, wenn man an der Beobachtung einzelner Sterne interessiert ist. Es bleibt uns also weiterhin nichts anderes übrig, als die Kinder der ersten Sterne zu beobachten und aus ihren Eigenschaften auf die Eigenschaften der Vorgängergeneration zu schließen. Die Entdeckung von SMSS J0313 ist da ein wichtiger Schritt. Als dieser Stern entstand, gab es – zumindest in seiner Umgebung – noch keine anderen Sternen der Population II. Da waren nur die großen, alten Riesensterne der Population III und SMSS J0313 gehörte zu den ersten neuen Sterne, die unser Universum zu dem gemacht haben, was es heute ist. Wir werden noch viel von ihm lernen können…
Und hier gibts noch ein Video mit Erklärungen von Anna Frebel, die auch an der Entdeckung beteiligt war und zu dem Thema auch ein Buch geschrieben hat:
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