Man kann natürlich unterschiedlicher Meinung über die Qualität der Grafiken sein. Es stimmt; den Asteroideneinschlag hätte man vielleicht ein bisschen dramatischer animieren können. Aber im großen und ganzen fand ich die Bilder gut. Und manche davon sogar sehr beeindruckend: den Flug über und in den großen roten Fleck des Jupiter zum Beispiel! Das war echt faszinierend!
Und genau darum geht es doch bei “Cosmos”. Es geht um die Faszination. Es ist kein Wissenschaftsmagazin, in dem Experten die neuesten Erkenntnisse der Forschung erklären und dabei oft so unverständlich und langweilig sind, wie es Experten leider oft der Fall ist. “Cosmos” soll zeigen wie faszinierend das Universum ist und insofern kann ich die Kritik an “zu viel Hollywood” in der Serie nicht nachvollziehen. Wenn Hollywood eines kann, dann sind das faszinierende Bilder. Natürlich kann man Wissenschaft auf verschiedene Art und Weise präsentieren und was man selbst bevorzugt, ist Geschmackssache. Für manche sind zum Beispiel Harald Lesch und sein leeres Klassenzimmer das nonplusultra der Wissensvermittlung. Für andere aber nicht.
Und es kommt auf die Zielgruppe an. “Cosmos” ist nicht die Art von Sendung, bei der man die neuesten Details aus der astronomischen Forschung erfährt. Die Astronomie-Experten werden darin also kaum etwas Neues über Astronomie lernen. Aber die Menschen, die bisher noch gar nicht mit Wissenschaft in Kontakt gekommen sind, die werden in “Cosmos” jede Menge faszinierende Bilder sehen und jede Menge interessante Dinge erfahren. Und da “Cosmos” nicht irgendwo im staatlichen Bildungsfernsehen läuft sondern auf dem privaten Sender FOX (und das zur besten Sendezeit), stehen die Chancen gut, dass die Sendung von Menschen gesehen wird, die mit Wissenschaft bisher nichts zu tun hatten.
Man muss sich daher nicht wirklich darüber beschweren, dass bestimmte Dinge nicht detailliert genug erklärt worden sind. Wer keine Ahnung hat, wie der Mond entstanden ist, wird fasziniert sein von der Tatsache, dass es eine Kollision zwischen der Erde und einem anderen großen Himmelskörper war, der ihn erzeugt hat. Um diese Faszination zu erzeugen ist es nicht nötig, auch noch detailliert darüber zu sprechen, ob es nun eine frontale Kollision war oder eine streifende Kollision; was die isotopischen Untersuchungen von Mondgestein damit zu tun haben oder die Dynamik der Lagrangepunkte. Das kann sogar eher kontraproduktiv sein, wie ich hier schon mal erklärt habe.
“Cosmos” mit Neil Tyson ist keine Kopie von “Cosmos” mit Carl Sagan. Aber warum sollte es auch so sein? Tyson ist nicht Sagan und 2014 ist nicht 1980. Aber das, was “Cosmos” macht, ist in der neuen Version immer noch das gleiche wie früher. “Cosmos” zeigt den Menschen, wie großartig die Welt ist, in der wir leben. Und darauf kommt es an. Da kann man noch so sehr über “Hollywood-Effekte” reden; sich über mangelnde Details beschweren oder darüber das Tyson Tyson ist und nicht Sagan. Die Welt ist heute eine andere als sie es zu Sagans Zeiten war und natürlich ist auch das Fernsehen anders.
Ich habe kein Problem mit dem Stil des neuen “Cosmos”. Ich fand und finde immer noch die klassische Serie wunderbar mit ihrer Poesie und Ästhetik. Und ich finde die neue Serie ebenfalls wunderbar mit ihrer anderen Ästhetik. Ein klein wenig fehlt mir nur die poetische Sprache von Sagan. Aber wie ich schon oben gesagt habe: Man kann Tyson nicht vorwerfen, dass er nicht Carl Sagan ist. Und gegen Ende der ersten Folge hat dann auch Tyson ein paar Sätze gesagt, die durchaus von Sagan stammen hätten können. Zum Beispiel:
” Science is a co-operative enterprise, spanning the generations. It’s the passing of a torch from teacher to student to teacher. A community of minds reaching back from antiquity and forward to the stars.”
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