Es kann aber auch sein, dass die “Objekte der inneren Oortschen Wolke” wie Sedna und VP113 genannt werden, entstanden, als die junge Sonne nach ihrer Geburt ihren Geschwistersternen noch viel näher war. Sterne entstehen ja so gut wie immer haufenweise aus riesigen Gaswolken und entfernen sich erst später voneinander. Die nahen Geschwistersterne könnten gravitative Störungen ausgeübt haben, die zu Kollisionen und der Bildung von großen Asteroiden wie Sedna & Co geführt haben.
Die Entdeckung von 2012 VP113 zeigt zwar, dass Sedna kein einsamer Freak ist sondern vermutlich Teil einer größeren Population von Himmelskörpern. Das bestätigen auch Computersimulationen, die Trujillo und Sheppard durchgeführt haben. Aber natürlich reichen zwei Objekte nicht aus, um allgemeine Aussagen zu machen. Trotzdem gibt es einige interessante Hinweise. Trujillo und Sheppard haben sich die Bahnen aller bisher bekannten Asteroiden angesehen, die der Sonne nie näher als 30 AE kommen. Dabei zeigt sich ein faszinierendes Bild:
Man sieht hier die Asteroiden. Auf der x-Achse ist ihr durchschnittlicher Abstand von der Sonne in Astronomischen Einheiten aufgetragen. Die y-Achse zeigt das sogenannte Argument des Perihels (das ist einer der sechs Parameter, die die Bahn eines Himmelskörpers beschreiben). Die vergleichsweise nahen Objekte des Kuipergürtels zeigen beliebige Werte des Argument des Perihels. Die ferneren Objekte aber, deren minimaler Abstand zur Sonne 150 AE nicht unterschreitet, verhalten sich anders. Hier schwankt der Wert des Arguments des Perihels um 0 Grad herum und das ist außergewöhnlich. Es muss einen Mechanismus geben, der das verursacht hat. Trujillo und Sheppard spekulieren, dass gravitative Störungen eines noch unbekannten größeren Himmelskörpers dafür verantwortlich sind. Bestimmte Arten von Resonanzen können so etwas verursachen. Die beiden Astronomen haben Computersimulationen mit einem vergleichsweise kleinen Planeten durchgeführt, dessen Masse je nach Modell zwischen dem zweifachen und dem 15fachen der Erdmasse betrug und 250 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt ist. So ein Planet ist klein genug, um bei bisherigen Beobachtungen nicht weiter aufgefallen zu sein. Aber groß genug, um das Argument des Perihels der Asteroiden entsprechend zu beeinflussen.
Man muss es ganz deutlich sagen: Die Beobachtungen von Trujillo und Sheppard sind KEIN BELEG für die Existenz so eines Planeten. Spekulationen dieser Art sind auch nicht neu (siehe zum Beispiel hier). Es ist durchaus möglich, dass es dort draußen noch weitere Planeten gibt (und sicherheitshalber sage ich dazu: Nein, diese Planeten können der Erde weder nahe kommen noch irgendwie gefährlich werden und haben auch nichts mit irgendwelchen Geschichten über Nibiru oder Planet X zu tun). Aber es braucht mehr als nur die Beobachtung von ein paar Asteroiden mit interessanten Bahnen um sie zu finden. Da muss man schon mehr Daten sammeln! Aber die Entdeckung von 2012 VP113 ist ein wichiger Schritt zu einem besseren Verständnis der äußersten Regionen unseres Sonnensystems. Die Zukunft sieht vielversprechend aus. Je besser die Instrumente werden, desto mehr Asteroiden werden wir finden (das Weltraumteleskop GAIA wird demnächst sicher den einen oder anderen entdecken). Und desto besser werden wir dann auch die bisher noch unbekannten Regionen des Sonnensystems verstehen!
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