All das beeinflusst die Entwicklung des Pluto-Charon-Systems. Der Mond muss früher näher an Pluto entstanden sein und ist dann von dort nach außen gewandert (die Drehimpulserhaltung besagt ja, dass sich der Abstand zwischen zwei Körper vergrößern muss, wenn sich deren Rotation verringert). Mit welcher Geschwindigkeit das geschieht, hängt nun eben von der inneren Struktur des Pluto ab, denn die bestimmt wie stark sich die Gezeitenkräfte auf die Rotation auswirken können. Barr und Collins haben diesen Prozess nun in Computermodellen nachvollzogen und geprüft, unter welchen Voraussetzungen sich der heute beobachtete Gleichgewichtszustand einstellen kann.
Dabei zeigte sich, dass ein nicht-differenzierter Pluto eher unwahrscheinlich ist. Hier dauert die Synchronisation zu lange. Es ist aber durchaus wahrscheinlich, den aktuellen Zustand zu erreichen, wenn Pluto tatsächlich einen Felskern mit Eishülle hat. Der Ozean spielt hier keine Rolle; sowohl mit als auch ohne lässt sich der Gleichgewichtszustand erreichen. Wenn es den unterirdischen Ozean aber nicht nur kurz nach der Entstehung sondern auch danach gab, müsste diese Entwicklung für tektonische Strukturen gesorgt haben. Der Ozean hat Eis und Fels getrennt und die Eisschicht konnte von den Gezeitenkräften leichter bewegt und geformt werden. Man sollte dann heute noch auf Plutos Oberfläche große Spalten im Eis sehen, die ein bestimmtes Muster bilden und auch auf Charon sollten entsprechende Risse und Spalten im Eis zu sehen sein und sich übereinanderschiebende Eisplatten dort, wo Pluto genau über Charons Oberfläche steht.
Wie es auf den beiden Himmelskörpern tatsächlich aussieht, wissen wir noch nicht. Aber bald werden wir es wissen und dann werden wir auch die Entwicklung dieses faszinierenden Systems besser verstehen können!
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