Wenn bei uns mal das Wetter ein paar Tage lang schlecht ist, dann fangen wir gleich alle an zu meckern. Aber wir sollten froh sein, dass wir nicht am Jupiter leben! Dort ist viel beschisseneres Wetter und es dauert Jahrhunderte! Da gibt es zum Beispiel den großen roten Fleck. Man kann ihn kaum übersehen, wenn man den Planeten durch ein Teleskop betrachtet und die ersten Berichte über seine Existenz stammen schon aus dem 17. Jahrhundert. In den Jahrhunderten danach haben Astronomen immer wieder den beeindruckenden Fleck beobachtet und beschrieben und mittlerweile haben ihn Raumsonden auch aus (vergleichsweise) der Nähe gesehen.
“Groß” ist übrigens nicht übertrieben, wie dieses Vergleichsbild des Flecks mit der Erde zeigt:
Das detaillierte Bild von Jupiters Atmosphäre stammt von der Raumsonde Cassini die dort im Jahr 2000 auf ihrem Weg zum Saturn vorbei flog und zeigt gut, dass es sich beim roten Fleck um Teil der atmosphärischen Bänder und Wirbel des Jupiters handelt. Der große rote Fleck ist nichts anderes als ein gigantischer Wirbelsturm; ein riesiges Hochdruckgebiet in der Atmosphäre des Planeten das erstaunlich stabil ist und sich seit Jahrhunderten kaum verändert.
Zumindest dann, wenn man nicht ganz so genau hinsieht. Detaillierte Messungen zeigen, dass sich da sehr wohl was tut – was ja auch zu erwarten ist. Denn wenn ein so gewaltiges Sturmsystem eines mit Sicherheit nicht ist, dann statisch. Der Fleck bewegt sich ein bisschen im Verhältnis zu den anderen Wolkenstrukturen auf Jupiter; auch seine Farbe ändert sich ein wenig und wird mehr oder weniger rot. Warum der rote Fleck rot ist, ist übrigens auch noch nicht ganz klar. Vermutlich wird sie von rotem Schwefel oder anderen komplexen organischen Molekülen erzeugt.
Begrenzt wird der Fleck durch zwei Jetstreams, also superschnelle Winde die oben und unten am Fleck entlang wehen. An der Grenze herrschen Windgeschwindigkeiten von über 400 km/h; im Zentrum des Flecks ist es aber ruhiger und auch kälter als außen, wie Infrarotaufnahmen zeigen:
Das Infrarotbild aus dem Jahr 2008 (aufgenommen an der Europäischen Südsternwarte in Chile) zeigt das kalte Zentrum des roten Flecks als dunkle Fläche und zeigt auch, dass dies nicht nur beim roten Fleck so ist sondern auch bei “Oval BA”, dem kleineren Wirbelsturm links darunter.
Besonders stark hat sich aber die Größe des Flecks in den letzten Jahrzehnten geändert. Im 19. Jahrhundert hatte er noch einen Durchmesser von etwa 40.000 Kilometer (fast dreimal so groß wie die Erde!). Jetzt misst er nur noch 16.500 Kilometer und ist damit so klein wie nie zuvor (zumindest was unsere Messungen angeht). Die Schrumpfung ist auch in Bildern des Hubble-Teleskops der letzten Jahre zu sehen:
Warum der Fleck schrumpft, weiß man nicht so genau. Man vermutet, dass es an kleineren Stürmen liegt, die sich am Rand des großen roten Flecks entwickelt haben und deren Wechselwirkung mit dem großen Sturm ihn schrumpfen lässt. Aber es kann auch irgendeiner anderer, unbekannter Prozess in der Atmosphäre des Jupiters dazu führen, dass Energie abgezogen wird und der rote Fleck schrumpft.
Auch Planeten, die wir so gut zu kennen meinen wie den Jupiter haben immer noch jede Menge Überraschungen für uns parat. Man muss sich ja nur ansehen, was wir in den letzten 10 Jahren alles über Saturn gelernt haben, seit dort die Raumsonde Cassini direkt vor Ort Messungen und Beobachtungen anstellt. 2016 wird dann endlich auch Jupiter seine eigene Sonde bekommen: dann wird dort hoffentlich Juno eintreffen und uns verraten, was dort alles passiert. Ich bin schon gespannt, was man finden wird…
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