Nicht viel – aber “Asteroid” ist auch ein Fremdwort und vermutlich hätten Hermann Dunger und seine Sprachpuristen ein viel besseres und “echt deutsches” Wort gewusst, das man stattdessen benutzen sollte. Wenn man es genau betrachtet, dann ist “Asteroid” aber tatsächlich ein seltsames Wort, denn es kommt aus dem Griechischen, wo asteroeidēs so viel bedeutet wie “sternförmig”. Und wenn ein Asteroid eines ganz sicher nicht ist, dann ist es sternförmig. Ein Stern ist eine gewaltige Kugel aus Gas, ein Asteroid ein winziger unregelmäßig geformter Brocken aus Fels. Wieso kommt man auf die Idee, diesen Felsbrocken gerade “Asteroid” zu nennen?
Als man im Jahr 1801 den allerersten Asteroiden entdeckte, wusste man noch nicht wirklich, worum es sich handelt. Eigentlich war man ja schon länger gezielt auf der Suche nach einem weiteren Planeten des Sonnensystems. Der sollte sich genau dort befinden, wo dann schließlich am 1. Januar 1801 der sizilianische Astronom Guiseppe Piazzi tatsächlich einen bisher unbekannten Himmelskörper entdeckte und ihn “Ceres” nannte.
Anfangs war man fest davon überzeugt, mit Ceres den (damals) achten Planeten des Sonnensystems entdeckt zu haben und bezeichnete ihn auch ganz selbstverständlich als Planet. Aber dann fand man in genau der gleichen Gegend plötzlich immer mehr “Planeten”. Dort wo eigentlich nur ein Planet sein sollte, war plötzlich alles voll mit “Planeten”. Und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nannte man die neu entdeckten Himmelskörper um Ceres herum auch immer noch Planeten. Das Sonnensystem hatte damals also mehr als ein Dutzend Planeten. Aber irgendwann merkte man dann, dass hier irgendwas nicht stimmen konnte. Eine genauere Beobachtung von Ceres & Co zeigte, dass sie ziemlich klein sein musste. Im Teleskop kann man die anderen Planeten des Sonnensystems normalerweise als kleine Scheibchen sehen. Die neuen Planeten aber waren auch in den optischen Geräten und bei maximaler Vergrößerung nur Punkte.
Sie musste also sehr klein sein; viel kleiner als die anderen Planeten und deswegen schlug der britische Astronom Wilhelm Herschel vor, sie nicht mehr “Planeten” zu nennen, sondern eben “Asteroiden”: Weil sie im Teleskop “sternförmig” sind, also so aussehen wie die Sterne, die ebenfalls immer nur als Lichtpunkte zu sehen sind. Nicht alle waren davon begeistert. Besonders diejenigen, die in der Umgebung von Ceres neue Himmelskörper fanden, wollten lieber “Planeten” entdecken und keine kleinen “Asteroiden”. Und vielleicht war das ja auch der Grund, warum gerade Herschel die Namensänderung vorschlug. Im Jahr 1786 hatte er als erster Mensch tatsächlich einen echten, neuen Planeten entdeckt: den Uranus. Und vielleicht wollte er einfach seinen Ruhm als Planetenentdecker nicht mit der inflationär wachsenden Zahl der Leute teilen, die die kleinen Himmelskörper fanden (Ich sag gleich dazu, dass es dafür meines Wissens nach keinerlei historische Anhaltspunkte gibt – aber zumindest mir käme das nicht unplausibel vor).
Richtig durchgesetzt hat sich die Bezeichnung “Asteroid” aber erst im Jahr 1851, als der große Alexander von Humboldt diese Bezeichnung in seinen Büchern verwendete und den Rest der Wissenschaftler aufforderte es ebenso zu tun. Aber selbst heute wird für die Asteroiden immer noch oft das Wort “Kleinplaneten” verwendet (Ob das den Sprachschützern um Dunger besser gefallen hätte? So wie “Asteroid” kommt auch “Planet” aus dem Griechischen und “Klein” stammt – zumindest laut Duden – von einem althochdeutschen Wort ab, das “mit fett verschmiert” bedeutet, also auch nicht unbedingt hilfreich ist, wenn man die Sprache sauber halten will). Im Englischen wird ebenso oft das Wort “minor planet” verwendet und die weltweit durchgeführten Asteroidenbeobachtungen werden im Minor Planet Center der Internationalen Astronomischen Union gesammelt. Eine offizielle Definition dessen, was ein “Asteroid” ist, gibt es bis heute nicht.
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