Gleich hinter dem Hauptgürtel zum Beispiel wohnen die Jupitertrojaner. Diese Gruppe von Asteroiden die an Anzahl denen im Hauptgürtel nicht nachstehen, teilen sich ihre Bahn mit dem größten der Planeten und das klappt nur, weil sie sich auf ganz speziellen Positionen befinden. Und zwar auf den sogenannten Lagrangepunkten, an denen sich die wirkenden Kräfte von Sonne und Jupiter gegenseitig aufheben und kleine Objekte wie die Asteroiden in Ruhe existieren können. Ich habe die Geschichte der Trojaner hier bzw. hier schon mal ausführlich erklärt. Aber auch andere Planeten haben Trojaner. Der Mars zum Beispiel, aber auch Neptun und sogar unsere Erde hat ihren eigenen Trojaner-Asteroiden.

Kaum zu sehen, aber cool: Der Erdtrojaner 2010 TK7. (Bild: NASA/JPL/UCLA)

Kaum zu sehen, aber cool: Der Erdtrojaner 2010 TK7. (Bild: NASA/JPL/UCLA)

Hinter der Bahn des Neptuns befindet sich aber ein richtig großer Asteroidengürtel. Das erste Objekt dort wurde 1992 entdeckt. Oder 1930 – aber damals wusste man noch nicht, dass man einen großen Asteroiden gesehen hatte und machte den gleichen Fehler wie 1801 bei Ceres und klassifizierte das Objekt als Planet. Es hat dann bis 2006 gedauert, bevor man das korrigiert und Pluto wieder als Asteroid/Zwergplanet bezeichnet hat. Heute wissen wir, dass Pluto gemeinsam mit Milliarden anderer Objekte den Kuipergürtel hinter der Bahn des Neptun bildet. Dort draußen bewegen sich die Asteroiden so langsam um die Sonne, dass es während der Zeit der Planetenentstehung einfach viel zu wenig Kollisionen zwischen ihnen gab und sich aus ihnen nie große Planeten bilden konnten. Und so wie aus dem Hauptgürtel immer wieder mal Asteroiden in Richtung der inneren Planeten gebracht werden und die Gruppe der erdnahen Asteroiden auffüllt, ist der Kuipergürtel die Quelle der Zentauren, die sich überall zwischen den Bahnen von Neptun und Jupiter aufhalten und ebenso auf instabilen Bahnen unterwegs sind wie die erdnahen Asteroiden.

Von der Oortschen Wolke gibts keine Bilder. Aber von anderen Wolken (Bild: NASA Goddard MODIS Rapid Response Team)

Von der Oortschen Wolke gibts keine Bilder. Aber von anderen Wolken (Bild: NASA Goddard MODIS Rapid Response Team)

Noch weiter draußen, an der Grenze des Sonnensystems befindet sich das größte Reservoir an kosmischen Kleinkörpern: Die Oortsche Wolke, Heimat der Kometen und Billionen anderer gefrorener Felsbrocken. Oortsche Wolke, Kuipergürtel, Zentauren, Trojaner, Hauptgürtel, erdnahe Asteroiden: Asteroiden sind überall im Sonnensystem. Nur ganz innen hat man bis jetzt noch keine gefunden. Die unmittelbare Umgebung der Sonne, also der Bereich innerhalb der Merkurbahn ist asteroidenfrei. Dabei gibt es eigentlich keinen Grund, warum das so sein sollte. Rein dynamisch kann es dort stabile Umlaufbahnen geben und theoretisch könnte dort während der Planetenentstehung auch noch ausreichend Material vorhanden gewesen sein, um zumindest eine kleine Gruppe von Asteroiden zu bilden.

Und eine Zeit lang dachte man sogar schon, man hätte sie entdeckt. Am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts suchten Astronomen auf aller Welt nach Vulkan, einem Planeten der sich innerhalb der Merkurbahn befinden sollte. Vulkan sollte für die Abweichung des Merkurs von seiner vorherberechneten Position verantwortlich sein. Mit dieser Methode hatte man ein paar Jahre zuvor ja schon Neptun entdeckt: Die Bewegung des Uranus wich von der berechneten Bahn ab und eine Analyse dieser Abweichungen deutete auf einen noch unbekannten Planeten hin, der für die Störungen verantwortlich war. Der Planet wurde gesucht, gefunden und Neptun genannt. Und weil das so gut geklappt hatte, wollte man auch das Problem mit Merkur so lösen.

Die Sache war allerdings kompliziert. Ein Planet in unmittelbarer Nähe der Sonne kann in der Nacht nicht beobachtet werden. Er befindet sich ja immer in der Nähe der Sonne und wenn die Sonne untergeht, verschwindet auch der Planet hinterm Horizont. Und am Tag ist die Sonne einfach zu hell, um ihn finden zu können. Man kann also entweder während der kurzen Zeit einer Sonnenfinsternis nach ihm suchen. Das hat man probiert und dabei nie etwas gesehen. Oder man hofft darauf, dass der Planet vor der Sonnenscheibe vorüberzieht. Auch solche Beobachtungen hat man gemacht und hier gab es tatsächlich einige Meldungen von Beobachtern, die ein kleines Objekt gesehen haben wollten, das sich vor der Sonne bewegt hatten. Dieser hypothetische Planet wurde “Vulkan” genannt und ich habe seine Geschichte hier bzw. hier erzählt (und wer noch mehr wissen will, dem empfehle ich das Buch “In Search Of Planet Vulcan: The Ghost In Newton’s Clockwork Universe”*).

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Kommentare (5)

  1. #1 Maximilian
    2. Juni 2014

    Hallo Florian,
    ich war schon neugierig, wie Du heute die Kurve bekommst zu den Asteroiden – Flughafen Vilshofen, nicht schlecht!

    Schau Dir doch morgen mal die Architektur des Kraftwerks Jochenstein an, ob dir daran was auffällt …

  2. #2 Florian Freistetter
    2. Juni 2014

    @Maximilian: “ich war schon neugierig, wie Du heute die Kurve bekommst zu den Asteroiden”

    Ach, die Kurve krieg ich immer 😉 Mit ein bisschen Hintergrundwissen findet man immer was. Ich hab zu dem Thema “Astronomie dort finden wo man sie nicht vermutet” ja sogar ein Buch geschrieben… Für morgen hab ich auch schon ne Idee. Aber Jochstein werd ich mir anschauen!

  3. #4 Mary von Stockhausen
    37127 Löwenhagen
    26. Juli 2023

    Lieber Herr Freistetter!
    Mit Interesse habe ich Ihren kurzweiligen Text zu den Vulkanoiden geselsen. Darauf gestoßen bin ich, da ich derzeit an einem Manuskript arbeite, worin es darum geht, dass die Götter eine neuerliche Sintflut beschließen. Ein Asteroideneinschlag ist das Mittel der Wahl. Da ich in der Materie nicht im Mindesten bewandert bin, wäre es schön einmal mit jemanden zu sprechen, der sich in der Merkurbahn und der Orschen Wolke auskennt.
    Wäre ein Gespräch dieser Art für Sie denkbar, oder gar interessant?
    Es wäre schön, von ihnen zu hören!
    Mit den besten Grüßen Mary von Stockhausen

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    unp405
    27. August 2023

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