Die angebliche Beobachtung von Vulkan konnte allerdings nie nachvollzogen werden. Und heute wissen wir, dass Vulkan weder existiert, noch als Erklärung benötigt wird. Denn die Abweichung in Merkurs Bahn kamen zustande, weil Newtons Theorie nicht in der Lage war, seine Bewegung korrekt zu erklären. Das schaffte erst die 1915 geschaffene Allgemeine Relativitätstheorie. Aber wenn da kein Planet ist, könnten doch zumindest noch ein paar Asteroiden sein, die sich ganz innen um die Sonne bewegen. Sie könnten für die Beobachtungen verantwortlich sein, die man bei der Suche nach Vulkan gemacht hat und sie könnten durchaus bis heute unseren Blicken entgangen sein.

Hier könnten die Vulkanoiden sein... (Bild: Public Domain)

Hier könnten die Vulkanoiden sein… (Bild: Public Domain)

Man nennt diese hypothetische Gruppe von Asteroiden die Vulkanoiden. Sie können nicht groß sein, höchsten 50 Kilometer groß, denn ansonsten hätten wir sie schon gesehen. Und wahnsinnig viele kann es auch nicht geben. Aber wenn es sie gibt, wären sie hochinteressant für die Forschung! Sie sind aus dem Material entstanden, dass sich am innersten Rand der ursprünglichen Gas- und Staubscheibe befand, aus der vor 4,5 Milliarden Jahren alles im Sonnensystem entstand. Aus ihrer Analyse könnten wir viel über die Zusammensetzung und Struktur dieser Scheibe lernen. Die Asteroiden wären vermutlich sehr stark metallhaltig, denn Eisen und Nickel schmelzen in der Nähe der Sonne nicht so einfach und sind strukturell auch stabiler als das brüchige Gestein anderer Asteroiden. Die Vulkanoiden könnten dabei helfen, Details der Planetenentstehung zu klären und Phänomene wie die Planetare Migration zu verstehen.

Es ist also kein Wunder, dass sich immer noch Astronomen anstrengen, um sie zu finden. Und dabei durchaus originelle Methoden verwenden: Dan Durda von der Uni Colorado in Boulder ist mehrmals mit einem F/A-18 Hornet Kampfjet auf bis zu 15.000 Meter Höhe aufgestiegen. Dort oben ist die Atmosphäre so dünn, dass die Umgebung der Sonne in der Dämmerung gut zu sehen ist und weniger Streulicht die Beobachtungen stört. Durda hat jede Menge Aufnahmen des Himmels gemacht, aber leider nichts gefunden. Auch weitere Flüge verliefen erfolglos; ebenso wie Beobachtungen der Raumsonde Messenger, die sich in der Nähe des Merkurs aufhält, aber auch Probleme hat, in die Nähe der Sonne zu schauen, ohne ihre Instrumente zu beschädigen.

Ein außergewöhnlicher Arbeitsplatz für Astronomen (Bild: USMC, public domain)

Ein außergewöhnlicher Arbeitsplatz für Astronomen (Bild: USMC, public domain)

Die Vulkanoiden sind immer noch unentdeckt. Und von Vilshofen wird vermutlich demnächst kein Kampfjet aufsteigen, um sie zu suchen. Aber geplante Sonnenforschungssonden wie Solar Orbiter oder Solar Probe + könnten sie vielleicht finden. Wenn es sie denn gibt…

Wie geht es weiter?

Ich verlasse morgen Deutschland und fahre weiter nach Osten über die Grenze nach Österreich. Vulkanoiden werde ich von meinem Fahrrad aus sicher nicht sehen. Aber der eine oder andere Asteroid wird mir sicherlich auch in Oberösterreich begegnen…

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Kommentare (5)

  1. #1 Maximilian
    2. Juni 2014

    Hallo Florian,
    ich war schon neugierig, wie Du heute die Kurve bekommst zu den Asteroiden – Flughafen Vilshofen, nicht schlecht!

    Schau Dir doch morgen mal die Architektur des Kraftwerks Jochenstein an, ob dir daran was auffällt …

  2. #2 Florian Freistetter
    2. Juni 2014

    @Maximilian: “ich war schon neugierig, wie Du heute die Kurve bekommst zu den Asteroiden”

    Ach, die Kurve krieg ich immer 😉 Mit ein bisschen Hintergrundwissen findet man immer was. Ich hab zu dem Thema “Astronomie dort finden wo man sie nicht vermutet” ja sogar ein Buch geschrieben… Für morgen hab ich auch schon ne Idee. Aber Jochstein werd ich mir anschauen!

  3. #4 Mary von Stockhausen
    37127 Löwenhagen
    26. Juli 2023

    Lieber Herr Freistetter!
    Mit Interesse habe ich Ihren kurzweiligen Text zu den Vulkanoiden geselsen. Darauf gestoßen bin ich, da ich derzeit an einem Manuskript arbeite, worin es darum geht, dass die Götter eine neuerliche Sintflut beschließen. Ein Asteroideneinschlag ist das Mittel der Wahl. Da ich in der Materie nicht im Mindesten bewandert bin, wäre es schön einmal mit jemanden zu sprechen, der sich in der Merkurbahn und der Orschen Wolke auskennt.
    Wäre ein Gespräch dieser Art für Sie denkbar, oder gar interessant?
    Es wäre schön, von ihnen zu hören!
    Mit den besten Grüßen Mary von Stockhausen

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    unp405
    27. August 2023

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