Heute beginnt die 20. Fußball-Weltmeisterschaft. Ich bin jetzt nicht so der große Fußball-Fan bzw. -Experte. Vom Klubfußball habe ich auch wenig Ahnung, aber die Großereignisse sind immer recht nett zum Ansehen und reißen einen dann meistens doch irgendwie mit. Aber da ich eben keine Ahnung von Fußball habe, werde ich mich mit sportlichen Prognosen zurück halten (eine interessante wissenschaftliche Analyse gibt es übrigens hier). Und stattdessen lieber über die Astronomie reden, die man während der Weltmeisterschaft sehen kann. Dazu muss man nur den ganzen Kram ignorieren, der auf dem Fußballplatz stattfindet und sich auf die Landesflaggen der teilnehmenden Länder konzentrieren. Und wenn ihr ebenfalls keine Ahnung von Fußball habt, aber trotzdem die WM nutzen wollt, um ein wenig mit eurem Wissen anzugeben, dann seid ihr hier richtig!
Brasilien
Die Flagge des Veranstalterlandes Brasilien ist auch gleichzeitig diejenige mit den meisten und konkretesten astronomischen Informationen. Auf einem grünen und gelben (das gelb ist übrigens die Farbe der Habsburger, da der brasilianische Kaiser Pedro 1817 Maria Leopoldine von Österreich geheiratet hat) Feld sieht man einen blauen Sternenhimmel. Abgebildet sind 27 Sterne die – so wie bei der amerikanischen Flagge – für die 26 Bundestaaten und den Bundesdistrikt von Brasilien stehen. Im Gegensatz zur Flagge der USA sind die Sterne aber nicht nur symbolisch, sondern als reale Sterne abgebildet. Prominent in der Mitte ist das Sternbild Kreuz des Südens zu sehen und rund herum Sterne aus 8 anderen Sternbildern. Der eine einsame Stern der über dem weißen Spruchband steht, stellt Spica im Sternbild Jungfrau dar und symbolisiert den Bundesstaat Pará, der sich zum Teil auch in der nördlichen Hemisphäre der Erde erstreckt.
Wer sich mit den Sternbildern des südlichen Sternhimmels auskennt, der wird vielleicht bemerken, dass der Himmel auf der brasilianischen Flagge nicht ganz so aussieht, wie man das erwarten würde. Die Sterne sind spiegelverkehrt abgebildet und das durchaus mit Absicht. Die Anordnung der Sterne ist so gewählt, dass sie den Himmel darstellen, der am 15. November 1889 um 8:30 morgens über Rio de Janeiro zu sehen war; dem Zeitpunkt, an dem die Republik ausgerufen wurde. Allerdings, und das ist offiziell in der brasilianischen Gesetzgebung festgeschrieben, den Himmel, so wie ihn ein unendlich weit von der Erde entfernter Beobachter sehen würde, der genau auf Rio blickt. Man sieht also nicht das, was man sehen würde, wenn man vom Boden in Brasilien zum Himmel blickt, sondern das, was man sehen könnte, wenn man sich außerhalb einer fiktiven “Sternensphäre” befinden würde, die die Erde umgibt.
Portugal
Aber auch die ehemalige Kolonialmacht in Brasilien spielt ganz vorne beim Titel um die astronomischte Flagge mit. Immerhin ist Portugal das einzige Land, das ein konkretes astronomisches Instrument auf seiner Fahne abbildet. Auf einem rot-grünen Hintergrund kann man eine gelbe Armillarsphäre sehen. Diese Geräte gab es schon bei den alten Griechen und in Babylonien und sie waren vor der Erfindung des Teleskops weit verbreitet. Die Sphäre besteht aus verschiedenen verstellbaren Ringen und als Benutzer stellt man sich vor, das man sich im Zentrum der Sphäre befindet. Ein Ring, der den Horizont darstellt, wird auf den realen Horizont ausgerichtet. Die anderen Ringe der Sphäre zeigen dann zum Beispiel die Ekliptik an, also die scheinbare Bahn der Sonne über den Himmel oder Wendekreise bzw. andere Breitenkreise. An den verschiedenen Skalen auf den Ringen kann man Auf- und Untergangszeiten der Sonne ablesen und jede Menge andere astronomische Informationen. Eine Armillarsphäre ist im Wesentlichen ein Modell des von der Erde aus sichtbaren Himmels und wurde unter anderem zur Navigation auf See verwendet. Und das ist auch der Grund, warum die ehemalige Seefahrer- und Entdeckernation Portugal dieses Instrument für seine Flagge ausgewählt hat.
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