Im Fernsehen hat jetzt (23.06.2014) gerade das Fußballweltmeisterschaftsspiel zwischen den Niederlanden und Chile angefangen. Den Fußballfans unter den Leserinnen und Lesern werden vermutlich spontan jede Menge Fußballfakten zu diesen beiden Ländern einfallen. Ich schaue zwar gerne mal ein Match; aber wäre schon schwer gefordert, wenn man mich auffordern würde, den Namen von einem der beteiligten Spieler zu nennen… Aber als Astronom fallen mir bei Chile und den Niederlanden sofort zwei Dinge ein: ALMA und LOFAR!

Sowohl ALMA als auch LOFAR sind Radioteleskope. Beziehungsweise große Komplexe die aus vielen einzelnen Radioteleskopen bestehen, mit denen man wunderbare Sachen machen kann. Zucker im Weltall finden zum Beispiel. Oder bei der Entstehung von Planeten zusehen. Und die Schatten schwarzer Löcher betrachten.

ALMA befindet sich in der chilenischen Hochebene; LOFAR verteilt in den Niederlanden und anderen Ländern in Europa (auch Deutschland). Beides sind tolle Instrumente die wichtige Arbeit für die Forschung leisten und der einzige Sieger bei diesem Match ist die Wissenschaft 😉

Wenn ihr in der Halbzeit des Spiels Chile gegen die Niederlande ein wenig über die beiden Projekte erfahren wollt, könnt ihr euch diese Videos ansehen (sie sollten fast genau zwischen die beiden Spielhälften passen):

Kommentare (8)

  1. #1 Christian Berger
    23. Juni 2014

    Das ist jetzt aber schon fast gemein die beiden Teleskope zu vergleichen. LOFAR hat meiner Meinung nach das schönere Konzept, während ALMA halt durch die deutlich höheren Frequenzen schönere Bilder machen kann.

    Was ich faszinierend finde ist, dass wir wahrscheinlich irgendwann mal solche Cluster auch für optische Teleskope bauen können.

  2. #2 Christian Vogel
    23. Juni 2014

    Was mir in dem LOFAR Video aufgefallen ist (~3:00): Anscheinend bevorzugen die Designer dieser Antennanarrays irreguläre Patterns. Selbst in einer flachen Einöde oder dieser kreisförmigen Plattform in einem holländischen Sumpf(?) wo offensichtlich keine natürlichen Beschränkungen ein reguläres Gitter verhindern würden.

    Suchen die Astronomen also eine Herausforderung beim korrelieren ihrer Radiosignale von seltsamen Empfangspositionen, oder gibt es einen total eingängigen Grund warum gerade solche “unregelmässigen” (oder einer Regel die ich gerade nicht durchschaue entsprechenden…) Anordnungen einen Vorteil bieten?

  3. #3 Florian Freistetter
    23. Juni 2014

    @Christian: Die Anordnung der Antennen ist vom Computer genau berechnet, damit man möglichst viele bzw. möglichst viele günstige Basislängen hat. Es geht ja bei den Radioteleskopen v.a. darum, sie auf unterschiedliche Art zusammenzuschalten. Und da will man viele Möglichkeiten haben.

  4. #4 Christian Vogel
    23. Juni 2014

    @Florian Hab’ mal ein wenig geschmökert… Trivial ist das ja alles nicht ;-.)…

    Die Mini-Arrays (unterste Stufe) sind in sich symmetrisch, um die Elektronik einfach zu halten. Die nächste Stufe ist dann die Anordnung dieser Mini-Arrays in einer Station: möglichst ungeordnet, damit sich die Nebenkeulen nirgends überlagern (wenn ich das richtig verstanden habe).

    Hübsches Poster: https://nenufar.obs-nancay.fr/IMG/pdf/ursi_2011_jg.pdf
    Papier: ftp://ftp.iwf.oeaw.ac.at/pub/Scherf/PRE-CD%20V2/pre7/girard.pdf

    Die nächste(n) Stufe(n) (Anordnung der Arrays innerhalb der Stations bzw. die Stations auf dem Globus) trifft dann (wenn ich es nicht komplett durcheinander gebracht habe) das Argument mit den unterschiedlichen Baselines.

    Schön finde ich vor allem auch dieser Veröffentlichung die einen Überblick von Technik bis zur wissenschaftlichen Motivation des Projekts gibt: https://arxiv.org/abs/1305.3550

  5. #5 PDP10
    23. Juni 2014

    @Florian:

    ” (sie sollten fast genau zwischen die beiden Spielhälften passen)”

    So ‘ne Halbzeitpause hat aber nur 15 und nicht 30 Minuten 😉

    Werde mir die beiden Videos aber nachher (nach Brasilien vs. Kamerung) trotzdem auf jeden Fall noch ansehen 🙂

  6. #6 McPomm
    24. Juni 2014

    Die Radioastronomie muss sich mehr oder weniger auf bestimmte extra dafür reservierte bzw. “geschützte” Frequenzbereiche beschränken, weil ja auch viele andere zivile und militärische Nutzungen bestehen, die ein Signal aus dem Weltraum stark überlagern (naja, das Rauschen im UKW-/MW-/LW-Empfänger könnte Weltraumstrahlung sein).

    Um welche Frequenzen geht es in der Radioastronomie:
    https://www.mpifr-bonn.mpg.de/601858/frequenzen

    LOFAR und ALMA beackern vielleicht auch unterschiedliche Frequenzbereiche?

  7. #7 Alderamin
    24. Juni 2014

    @McPomm

    LOFAR und ALMA beackern vielleicht auch unterschiedliche Frequenzbereiche?

    Das verraten schon die Namen der Teleskope:

    LOFAR = Low Frequency Array, es geht hier um UKW bis 240 MHz
    ALMA = Atacama Large Millimeter Array, es geht um Millimeterwellen von 30 bis 950 GHz.

    Die beiden sind insofern nicht wirklich vergleichbar. Gut, dass es beide gibt 🙂

  8. #8 obadoba
    Allgäu
    25. Juni 2014

    Dem ALMA bin ich sogar mal persönlich ‘begegnet’. Natürlich in der Atacama-Wüste, als wir auf der Suche nach einem doch noch besteigbaren Berg waren (die Piste zum geplanten Berg war mit unserem Pseudo-Geländewagen einfach nicht fahrbar, die Atacama ist nicht wirklich der Ort, wo man sein Fahrzeug im Sand versenken sollte).

    Nach endlosen üblen ‘Wellbech’-Pisten, die unseren Wagen ordentlich stressten, war da plötzlich eine richtig schöne glatte breite Sandpiste. Alle paar Kilometer mit nigelnagelneuer Notrufsäule! Hat ein Weilchen gedauert, bis uns klar war, was das war: Die Zufahrt zum ALMA, das wir dann auch von Weitem gesehen haben. Also glaube ich 😉

    Einen besteigbaren Berg haben wir dann auch noch gefunden …