“Despite denial that the Sun is either liquid or solid, astronomers refer to solar seismic events as “similar to earthquakes”. Such analogies are in keeping with the known truth that seismology is a science of condensed matter. The same can be said for the Sun.”
Weil Asteroseismologen also ihre Arbeit mit der der Seismologen auf der Erde vergleichen (die ja ebenfalls Erdbebenwellen nutzen um mehr über das Innere des Planeten zu erfahren) und die Erde nicht gasförmig ist, ist das also ein Zeichen dafür, dass das auch bei der Sonne der Fall ist. Dass Asteroseismologie allerdings ein bisschen anders funktioniert und das “Gas” der Sonne nicht einfach nur ein simples Gas ist, sondern ein Plasma bei hohen Drücken und Temperaturen, bei denen jede Menge elektrische und magnetische Effekte berücksichtigt werden müssen, wird ignoriert. Robitaille hat aber auch mit anderen Begriffen der Astronomen seine Probleme. Ein weiteres “Argument” lautet:
“The surface of the Sun is characterized by extensive activity. The solar surface is often viewed as ‘boiling’, or as a ‘boiling gas’. But, gases and a gaseous Sun are unable to ‘boil’. Gases are the result of such actions. Only liquids can boil, while solids sublime.”
Astronomen beschreiben die Sonnenoberfläche also oft als “brodelnd” – aber nur Flüssigkeiten können brodeln, also muss die Sonne aus flüssigen Wasserstoff bestehen. Aber natürlich ist auch das nur eine Analogie die Astronomen verwenden, um zum Beispiel die komplexe Dynamik der konvektiven Plasmaströme an der Sonneneoberfläche zu beschreiben und kein versteckter Hinweis, dass es sich um eine Flüssigkeit handelt.
Diese ganze Art der “Argumentation” erinnert mich stark an das, was man auch von den diversen Leuten lesen kann, die meinen, sie hätten Einstein widerlegt, die Fälschung der Mondlandung nachgewiesen, und so weiter. Die “Argumentation” beschäftigt sich mit äußerst oberflächlichen Dingen, scheinbare “Widersprüche” werden da begeistert aufgedeckt und man bemerkt nicht, dass der Widerspruch keiner ist, sondern nur aus einer mangelnden Kenntnis der Fakten entstanden ist. Robitaille mag ein sehr erfolgreicher Mediziner sein. Aber das macht ihn eben nicht automatisch zu einem Experten für solare Astrophysik. Das ist absolut kein trivialer Fachbereich und man braucht schon ein tiefgehendes Verständnis für Hydrodynamik, Elektrodynamik, Strahlungsphysik, und so weiter um zu verstehen, wie sich die Sonnenmaterie verhält.
Auch die beeindruckende Zahl an Zitaten ist mehr unnützes Beiwerk als echte Quellenarbeit. Wenn man einen Artikel so schreibt
“The idea that the Sun could synthesize helium was first proposed by men such as Gamow [377, 378], Bethe [379–381], von Weizäcker [382] and Hoyle [383, 384].”
und jede Aussage mit einem Schwung von Belegen begleitet, ist es kein Wunder, wenn man am Ende hunderte Zitate gesammelt hat. Was genau diese historischen Quellen nutzen sollen, ist unklar. Aber Robitaille scheint generell eher von der historischen Astronomie begeistert zu sein. Eines seiner Argumente stützt sich zum Beispiel auf eine alte Aussagen von Hans Bethe:
“Early on, Hans Bethe had argued that “no element heavier than 4He can be built up in ordinary stars” [381]. With those words, the Sun was crippled and stripped of its ability to make any element beyond helium.”
Es geht um die Frage, wie die Sterne schwere Elemente erzeugen können. Das wusste man in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch nicht und für Robitaille folgt daraus, dass die Sonne nicht so beschaffen sein kann, wie es behauptet wird:
“Concerning nucleosynthesis, proponents of the gaseous models require the improbable. Hobbled by theory, they must claim that first generation stars created the heavy elements. Moreover, they advance that, while mankind has successfully synthesized many elements, the Sun is unable to build anything beyond helium. First generation stars which no longer exist had done all the work. These conclusions, once again, call for the suspension of disbelief. It is much more reasonable to assume that the Sun has the ability to synthesize all the naturally occurring elements, based on their presence in the solar atmosphere.”
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