Genmanipulierte Nahrungsmittel sind böse. Bööööööse! Böse, schlecht, ungesund und wer trotzdem so dumm ist, sie zu essen, der kriegt grauenhaft Krankenheiten. Es gibt wohl kaum eine wissenschaftliche Disziplin, die so sehr im öffentlichen Abseits steht wie die Gentechnik. Woran das genau liegt, fällt mir schwer zu verstehen. Wahrscheinlich treffen da einfach zu viele Vorurteile über Wissenschaft auf zu viel fehlendes wissenschaftliches Verständnis. Irgendwelche Wissenschaftler machen da im Labor irgendwas mit Lebewesen – und nicht nur das: Sie verändern diese Lebewesen auch noch. Und das scheinen wir instinktiv gruselig und vor allem unnatürlich zu finden. “Natürlichkeit” ist uns wichtig. Vor die Wahl gestellt, ob man ein paar pharmazeutisch wirksame Moleküle in Form von normalen Medikamenten oder “natürlichen” Pflanzentees zu sich nimmt, werden sich die meisten wohl für die “Natur” entscheiden. Obwohl man dort nicht weiß, wie stark die Konzentration des Wirkstoffs gerade ist, da das von Pflanze zu Pflanze variieren kann und man auch nicht weiß, wie viele Verunreinigungen enthalten sind, die eine schädliche Wirkung haben können. Bei einem Medikament geht es dagegen gerade darum, die Wirkstoffe zu isolieren, von den Verunreinigungen zu entfernen und die Menge des wirkenden Stoffes zu kontrollieren. Trotzdem bevorzugen wir die Natur und darum mögen wir auch keine “manipulierten” Nahrungsmittel. Und ignorieren dabei, dass so gut wie alle unsere Nahrungsmittel auf genetischer Ebene von Menschen manipuliert worden sind und das schon seit Jahrtausenden. Seit wir angefangen haben, keine reinen Jäger und Sammler mehr zu sein, haben wir die Tiere und Pflanzen die wir essen, verändert. Wenn das aber nicht mehr durch Zucht und Zufall passiert, sondern gezielt von Wissenschaftlern durchgeführt wird, ist die Sache auf einmal irgendwie “böse”…
Ich habe darüber früher schon ausführlich geschrieben und in diesem Video fasst das der großartige Neil DeGrasse Tyson nochmal zusammen:
Und bevor die Gentechnikgegner sich jetzt in Stellung bringen: Nein, niemand hat behauptet, dass genmanipulierte Nahrungsmittel a priori ungefährlich sind. Aber es wäre nett, wenn man die Debatte über dieses Thema irgendwann mal von dieser emotionalen “Gentechnik hat böse zu sein!”-Ebene herunter holen könnte. Und ja, ich weiß: Monsanto ist böse (bööööööse!). Aber daraus folgt nicht, dass Gentechnik schlecht ist. Und noch weniger folgt daraus, dass man Gentechnik nicht erforschen sollte bzw. universitäre Forschung dazu boykottieren sollte (was ja immer wieder mal gefordert wird). WENN verhindert werden soll, dass private Firmen mit der Genmanipulation Schaden anrichten, ist es um so wichtiger, dass die entsprechende Forschung unter staatlicher Kontrolle an öffentlichen Universitäten stattfindet und nicht in irgendwelchen Firmenlabors…
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