Wenn man sich, so wie ich in den letzten Tagen, intensiv mit Klimaforschung und Klimawandel beschäftigt, stößt man zwangsläufig auch irgendwann auf die große Verschwörung. Den Klimawandel gibt es nämlich gar nicht! Nichts ändert sich; alles ist so wie immer und wenn etwas anderes behauptet wird, dann ist das nur Panikmache und Hysterie von Seiten “der Mächtigen” bzw. von “Ihnen”. Oder wenn sich das Klima schon ändert, dann doch auf gar keinen Fall, weil der Mensch dafür verantwortlich ist! Es war nur die Sonne oder nur die Plattentektonik oder sonst irgendwas. Aber auf keinen Fall wir Menschen! Das wollen uns nur “die Mächtigen” einreden, um… ja – warum eigentlich? Um uns dazu zu zwingen, den Müll zu trennen? Auf alternative Energien umzusteigen? Und sind das dann die gleichen Mächtigen dieser Welt, die auch ständig verhindern, dass mutige Erfinder Erfolg mit ihren wasserbetriebenen Autos und Freie-Energie-Maschinen haben, weil die eine Gefahr für die Öl-Lobby darstellen? Und die Klimaforscher, die in großer Einheit die Realität des Klimawandels feststellen: Sind die auch alle nur gekauft? Oder dumm? Oder Betrüger, die den Klimawandel erfunden haben, um Fördergelder zu bekommen?
Irgendwie alles ziemlich unklar das Ganze… So wie bei allen Verschwörungstheorien, die sich die Realität stückchenweise nach Bedarf zusammensetzen und modifizieren. Dass gerade der Klimawandel so ein beliebtes Thema der Verschwörungstheoretiker ist, ist aber verständlich. Immerhin ist das ein wissenschaftliches Thema, dass nicht nur direkte Auswirkungen auf unseren Alltag hat (das ist früher oder später bei jeder Forschung der Fall), sondern ein Thema, das direkte Auswirkungen auf Politik und Industrie hat. Politische Entscheidungen werden aufgrund wissenschaftlicher Ergebnisse getroffen und das erzeugt bei vielen Menschen vermutlich ein vages Unbehagen. “Die Politiker” machen ja sowieso immer nur, was sie wollen und wenn dann auch noch Wissenschaft ist im Spiel ist, über deren Methoden und Ergebnisse in der breiten Masse der Bevölkerung große Unkenntnis vorherrscht, ist das ein idealer Nährboden für Verschwörungen.
Aber natürlich ist die Klimaforschung in dieser Hinsicht nicht anders als andere Wissenschaften. Auch wenn ihre Ergebnisse größeren Einfluss auf die Politik haben als die Astronomie oder die Quantenmechanik, ist es doch immer die gleiche Wissenschaft. Die Methoden, die es ermöglicht haben, Raumsonden zu anderen Planeten zu steuern, Fernsehsatelliten auf ihre Umlaufbahnen zu bringen oder Computer zu bauen sind es auch, die uns das Klima und seine Veränderungen verstehen lassen. Wer für die Beschreibung des Klimas eine “andere” wissenschaftliche Methode reklamiert, ist im Prinzip nicht glaubwürdiger als all die Leute, die sich ihre eigene Privatphysik zurecht geschustert haben, um damit die Relativitätstheorie widerlegen oder ein Perpetuum Mobile bauen zu wollen.
Passend zu diesem Themenkomplex hat Misha Anouk von indub.io in einem Video noch einmal kurz zusammengefasst, was eine Verschwörungstheorie ist:
P.S. “Das Waldsterben hat aber auch nicht stattgefunden” ist übrigens weder korrekt, noch ein Argument gegen den Klimawandel. Ich dachte, ich sag das sicherheitshalber nochmal, bevor das Thema in der Diskussion wieder auftaucht…
Alle Artikel aus meiner Serie zum Klimawandel gibt es hier.
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