Der Mond bestimmt mit den Gezeiten aber nicht nur das Leben der Küsten- und Inselbewohner. Schon lange bevor es Menschen gab, hat er Ebbe und Flut durch die Ozeane dirigiert. Die Flut war dabei immer ein klein wenig schneller als der Mond – die Bewegung der Erde hat das Wasser mitgerissen, so dass sich der Flutberg nicht direkt unter dem Mond befindet, sondern ein klein wenig davor. Und auch wenn das bisschen Wasser im Vergleich mit der gesamten Erde nicht viel Einfluss zu haben scheint: Die Gravitationskraft des gesamten Flutberges reicht aus, um selbst wieder ein kleines bisschen am Mond zu zerren. Die Gezeiten ziehen den Mond hinter sich her und beschleunigen ihn und je schneller er wird, desto mehr kann er sich aus dem Griff der Erde winden: Er rückt langsam aber sicher von ihr weg, mit 3,8 Zentimetern pro Jahr. Umgekehrt funktioniert das Spiel aber auch. Aus Sicht des Mondes befindet sich der Wasserberg der Erde vor ihm und er zieht ihn mit seiner Anziehungskraft zurück; bremst also die Erde bei ihrer Rotation. Die Erde wird immer langsamer und der Mond entfernt sich immer weiter. Vor 400 Millionen Jahren war die Erde noch deutlich schneller und der Tag viel kürzer: Nur 22 Stunden dauerte es damals, bis unser Planet eine Drehung absolviert hatte.
Bis der Mond sich völlig von der Erde losgesagt hat, werden allerdings noch viele Milliarden Jahre vergehen. Die Erde wird sich weiterhin drehen und jedesmal ein klein wenig langsamer werden – was die Tiefdruckgebiete aber nicht davon abhalten wird, die Insel in der Nordsee auch in Zukunft heimzusuchen. Ebbe und Flut werden weiterhin das Leben auf Neuwerk bestimmen. Und irgendwann wird es auch hier eine klare Nacht geben, in der man weitab von den Lichtern der Städte die Sterne in all ihrer Pracht über dem dunklen Meer beobachten kann. Bis dahin gibt es aber auch noch genügend andere Astronomie auf Neuwerk. Man muss nur wissen, wo man sie findet…
Dieser Artikel war das Resultat einer Abstimmung der Leserinnen und Leser dieses Blogs, die mich nach Neuwerk geschickt haben, um über die dort “versteckte” Astronomie zu berichten. Sollte euch diese Reportage gefallen haben, kann man das Projekt in Zukunft gerne an einem anderen Ort wiederholen.
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