Hans Litten nach der Wiedervereinigung – Auferstanden aus Ruinen
Mit dem Fall der Mauer und der darauffolgenden Wiedervereinigung trafen zwei Arten, mit dem Thema „Hans Litten“ umzugehen, aufeinander: Einerseits die zaghafte Litten – Renaissance nach Jahrzehnten des Schweigens und andererseits der ideologisch aufgeladene Volksrichter – Littenkult.
Dies führte jedoch keineswegs sofort zur entpolitisierten, wissenschaftlichen Wiederentdeckung Littens, wie wir sie heute erleben. Denn anfangs sah man in Litten nur einen Teil der DDR-Propaganda, weshalb die Berliner CDU im Februar 1992 plante, die „Littenstraße“ im Zuge ideologischer Aufräumarbeiten in „An der Klosterkirche“ zwangsumzutaufen. Dies führte zu Protesten der wenigen überlebenden Bekannten von Hans Litten und zu einem Dementi des damaligen CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Landowsky.
Bald jedoch sollten sich die anfänglichen Probleme legen und Litten sollte in die Tradition demokratischer, ethischer Anwälte eingereiht werden, in die er gehörte. Mit der Benennung des Sitzes der Bundesrechtsanwaltskammer und der Rechtsanwaltskammer Berlin in der Littenstraße 9 als Hans-Litten-Haus sollte ihm eine späte, aber große Ehrung zuteilwerden. Genauso verhält es sich mit dem Hans-Litten-Preis der Vereinigung Demokratischer Juristinnen und Juristen (VDJ), der für jenes demokratische Engagement verliehen wird, für das auch Litten selbst stand – auch wenn er dafür letztendlich mit dem Leben zahlte.
Auch der Mangel an biografischen Werken beginnt sich langsam abzubauen, besonders im neuen Jahrtausend. Hier wäre zu aller erst das Werk „Denkmalsfigur: biographische Annäherung an Hans Litten, 1903 – 1938“ von Knut Bergbauer, Sabine Fröhlich und Stefanie Schüler-Springorum, erschienen im Wallstein Verlag, Göttingen, zu nennen. Die Autoren waren in der Lage, neue Erkenntnisse darzustellen und gleichzeitig den Facettenreichtum der Protagonisten zu erhalten.
Abschließend ist zu hoffen, dass man sich in Zukunft nicht mehr davor scheuen wird, das Thema Litten zu behandeln, und ihn nicht ideologisch überfrachtet, sondern als den einzigartigen Menschen wahrnimmt, der er war: ein jüdischer Anwalt, der sein Leben für seine Werte von Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Recht, Frieden und Mut gab.
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