Dieser Gastartikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb. Alle eingereichten Beiträge werden im Lauf des Septembers hier im Blog vorgestellt. Danach werden sie von einer Jury bewertet. Aber auch alle Leserinnen und Leser können mitmachen. Wie ihr eure Wertung abgeben könnt, erfahrt ihr hier.
Dieser Beitrag wurde von Halec eingereicht.
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Von November 2010 bis Mai 2011 haben das städtische Theater Freiburg und das Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Uni Freiburg ein Projekt über die “Technisierung der menschlichen Fortpflanzung” durchgeführt. Als Teilnehmer habe ich vieles gelernt, Wissenschaftler von internationalem Rang kennengelernt und in der Gruppe unvergessliche Tage verbracht. Die Ergebnisse und Performances sind in Rahmen eines dreitägigen Kongresses vorgestellt worden. Die Säle sind bis zum letzten Platz voll gewesen und ich durfte, mit einem Megaphon, ins Publikum schreien “Wir können uns nicht Fortpflanzen, wir werden, von den Zellen, fortgepflanzt”. Wer mehr darüber lesen und sehen will, möchte sich bitte bei mir melden.
In Anlehnung dazu möchte ich provokant das Thema Fortpflanzung zur Diskussion stellen und fange an mit der Frage, ob Menschen und allgemein Tiere, SICH SELBST fortpflanzen oder FORTGEPFLANZT werden. Dabei soll nur die physische Entstehung des Nachwuchses betrachtet werden. Vorher noch ein Zitat von Ludwig Wittgenstein:
“Die für uns wichtigsten Aspekte der Dinge sind durch ihre Einfachheit und Alltäglichkeit verborgen” (PU 129),
der mir Mut gemacht hat ein so heikles Thema anzugehen.
Und nun zur Sache:
– wir sehen, dass Frauen schwanger bleiben und Kinder gebären, Katzen Kätzchen wefen, aus Eiern Küken, Schildkröten oder Fische schlüpfen usw.
– der Nachwuchs sieht wie die “Eltern” aus,
– wir hören, dass Bösewichter aufgrund ihres Genom verhaftet werden und
– wir lernen, dass Lebewesen ein Genom haben und die Fähigkeit sich fortzupflanzen besitzen.
Daraus kann nur eines folgen: Lebewesen, in unserem Fall Tiere, pflanzen SICH fort. Also 1:0 für “Sich Fortpflanzen”, wenn es da nicht um SEHEN, HÖREN und LESEN gehen würde. Ich erlaube mir, das in Frage zu stellen, und werde versuchen Gegenargumente vorzutragen.
Deswegen gehe ich in die nächste Runde mit dieser Frage:
Wie funktioniert Fortpflanzung?
Die Fortpflanzung besteht aus geistig-sozialen Handlungen sowie biochemisch-physiologischen Abläufen. Mit anderen Worten: der Nachwuchs entsteht, bei Säugetieren, aus der Paarung, bei der Gameten auf dem Weg geschickt werden, um sich zu begegnen. Begegnen sie sich, dann verschmelzen / fusionieren sie und danach entsteht eine ganz besondere Zelle, die Zygote. Diese fängt an, sich zu teilen und zu differenzieren so lange, bis der Nachwuchs entstanden ist. Das Ganze besteht aus der Paarung, also einem geistig-sozialen Akt und mehreren chemischen und physikalischen Veränderungen, die letztendlich ein Individuum der gleichen Spezies entstehehen lassen. Diese Vorgänge laufen automatisch ab. Die Wirtin oder das Medium, in dem sie ablaufen, hat keinen Einfluss darauf. Sie kann nicht bestimmen, wo, was und wann etwas an dem Nachwuchs entstehen soll. Sie, die Mutter, die ich gerne aber nicht abwertend Wirtin nenne, überträgt dem Nachwuchs keine eigene Merkmalen.
Siehe eine Indische Leihmutter, die ein weißes Kind mit blonden Haaren und blauen Augen zur Welt bringt, wenn ihr eine solche befruchtete Eizelle eingepflanzt wurde. Ein anderes Beispiel wäre ein Brutschrank in dem Küken, Schlangen, Schmetterlinge und vieles mehr entstehen. Aber es gibt auch Fälle, bei denen eine schwangere Frau tödlich verunglückt und das Kind sich bis zur völligen Reife entwickeln kann, wenn die Frau medizinisch richtig behandelt und versorgt wird.
Aus einen Embryologie-Kurs ist zu erkennen, dass die Schwangerschaft erst ca. 5 bis 6 Tagen nach der Befruchtung der Eizelle zu erkennen ist. In dieser Zeit haben sich die embryonalen Stammzellen bereits gebildet und die Wirtin hat garnichts davon mitbekommen. Aber genau aus diesen entsteht der Nachwuchs. An diesen Bespielen kanne erkannt werden, dass die Elterngeneration keinen physischen Beitrag zur Entstehung des Nachwuchses leistet.
Daraus kann folgen, dass Tiere (und auch Menschen) fortgepflanzt werde. Also Gleichstand.
Zusammenfassung.
Wir haben einen entscheidenden Beitrag geleistet in dem wir den zwei gegengeschlechtlichen Keimzellen ermöglicht
haben, sich zu begegnen. Das ist bei der Paarung geschehen und die Paarung ist ein geistg-sozialer Akt. An dieser Stelle soll der unwiderstehliche Drang nach Paarung, dem alle Lebewesen ausgesetzt sind, erwähnt werden.
Die Entstehung des Nachwuchses wird von dem Bauplan=genetischem Code gesteuert und durchgeführt. Das läuft nicht am Stück, sondern da wird auf- und abgebaut, aber am Ende passt alles. Die Wirtin kann den Bauplan nicht erkennen / lesen und schon gar nicht steuern. Damit kann erkannt werden, dass wir fortgepflanzt werden.
Wieso ist das Wichtig und kann ein geschichtlicher Zusammenhang erkannt werden? Hier ein möglicher Versuch aus der Sicht der Verursacher, also aus der Sicht der Zellen.
Eigenschaften der Keimdrüsen und Keimzellen.
KEIMDRÜSEN, Hoden und Eierstöcke sind Geschlechtsorgane, in denen Sexualhormone und Keimzellen gebildet werden.
Die Entwicklung der Eierstöcke ist bereits im 5. Entwicklungsmonat abgeschlossen. Männer können von der
Pubertät bis ins hohe Alter befruchtungsfähige Samenzellen erzeugen.
Sie sind für den Erhalt und das Funktionieren des Körpers nicht essenziell. Sie können entfernt werden (Kastration) und der Körper bleibt erhalten und funktioniert weiter. Deren Produkte, die Keimzellen, sind für den Körper selbst ebenfalls nicht wichtig, aber von essentieller Bedeutung für die Fortpflanzung. Die Hormone steuern biochemisch-physiologische Abläufe. Im Körper bewirken sie die Entstehung der Sexualorgane und weiterer Anreize, welche die Paarung und somit auch die Fortpflanzung begünstigen können.
Schauen wir nun die Keimzellen etwas genauer an.
Die SPERMIEN.
– Sie entstehen aus embryonalen (diploiden) Keimzellen, durch ein hochkompliziertes Verfahren, der Meiose,
– Unterliegen einer sehr strengen Qualitätskontrolle, bei der ca. 85% davon resorbiert werden,
– das deutet auf eine besondere Bedeutung dieser Zelle hin,
– Dabei entstehen, in zwei Schritten, vier Zellen mit einem haploiden Chromosomensatz. Das sind die Samenzellen oder Spermien,
– Sie werden nach Bedarf in den Keimdrüsen erzeugt.
– sie besitzen nicht die Fähigkeit, sich unmittelbar fortzupflanzen,
– Tiefgefroren sind sie unsterblich. Mit anderen Worten: sie können (theoretisch) unendlich lange aufbewahrt werden, ohne ihre Eigenschaften zu verlieren,
– Im Körper / Hoden haben sie nur eine begrenzte Lebenserwartung. Nach Ablauf einer bestimmten Zeit werden sie resorbiert (getötet und wiederverwertet) oder durch Pollution aus dem Körper geschleudert,
– Sie Können, als einzige Zellart, mit gegengeschlechtlichen, hier weiblichen Eizellen, fusionieren / verschmelzen,
– Daraus entsteht die Zygote. Mehr darüber weiter unten,
– Sie, die Spermien, sind wahrscheinlich die am meisten erzeugte Zellart. Bei jeder Paarung werden beim Menschen, ca. 500 Mio davon auf die Reise geschickt!
– Sie können mehrere Tage in einem fremden Körper überleben,
– Sie sind mit einer chemischen Substanz ausgestattet, die, bei der Berührung mit der Eischale, eine akrosomale Reaktion auslöst, und diese für kurze Zeit auflöst, sodass das Spermiunm eindringen kann. Dass muss nochmals betont werden. Spermien werden mit einer “Waffe” ausgerüstet, die sie in einem frenden Körper benötigen und, falls nötig, auch benützen,
– Um zum Begegnungsort zu gelangen müssen sie, bezogen auf ihre Größe, eine riesige Strecke überwinden / laufen / Schwimmen etc. Die ist ca. 15 cm lang,
– Weil sie im Körper nichts zu tun haben, genießen sie einen besonderen Status. Sie weden ernährt und regelmäßig auf Reise in fremden Welten geschickt. Anfangs habe ich das wie in Märchen empfunden: Der Prinz geht mit seiner Gefolgschaft in fremden Welten hinaus, um die Prinzessin seines Lebens zu begegnen. Falls er sie findet, verschmelzen / fusionieren sie (Syngamie. Das ist der Urknall aus dem Lebewesen entstehen) und daraus entsteht die Zygote und aus ihrer Teilung und Differenzierung wird eine neue Welt entstehen, in der ca. 1,5×10*13 Zellen leben werden. Eine Welt, die ihnen Sicherheit, Nahrung, Wasser, Sauerstoff und vieles mehr zur Verfügung stellt. Hier werden sie Leben, neue Keimzellen erzeugen und auf die Reise schicken usw., bis sich ihre Welt auflösen / sterben wird. Und weil wir bei der Eschatologie gelandet sind, sollen auch gleich, aus der selben Sicht, die südamerikanischen (Inkas) Mythen erwähnt werden, in denen ganze Welten, von Monstern gefressen werden, um kurz danach neue zu entstehen. Sieht man diese von der Sicht der Zellen aus, dann bekommen sie eine ganz andere Bedeutung. Es wird ja nicht unsere Welt vernichtet, sondern die der Zellen!
Die EIZELLEN.
– können ebenfalls tiefgefroren werden und die charakterisctischen Eigenschaften behalten,
– müssen einen “Sprung” wagen, um in den Eileiter zu gelangen,
– warten und kullern langsam in Richtung Uterus, in der Hoffnung, ihrem Prinzen zu begegnen. Sie rollen dabei ungefähr 5cm, was auch für sie riesig lange sein muss.
Die ZYGOTE / befruchtete Eizelle.
– ist die einzige Zellart, die aus Fusion / Verschmelzung entsteht, und ist wahrscheinlich die am seltensten vorkommende Zellart,
– kann ebenfalls tiefgefroren unendlich lange aufbewahrt werden ohne ihre Eigenschaften zu verlieren,
– sie wandert vom Eileiter bis in die Gebährmutter,
– sie ist wie ein sprudelnder Brunnen, aus dem Zellen ununterbrochen und in schwindelerregenden Tempo entstehen,
– durch ihrer Teilung und Differenzierung entsteht der Nachwuchs,
– sie ist ein Fremder / Eindringling, der sich im Uterus einnistet, um ein Kind entstehen zu lassen.
Zusammenfassung und Deutung / Schlußfolgerung.
Wie wichtig die Keimzellen sind, konnte man, glaube ich, deutlich erkennen. Von dieser großer Bedeutung der Keimzellen aus bin ich eigentlich zu meinen Überlegungen gekommen, und gefragt, wofür sind sie bedeutend? Wieso sind sie so bedeutend? Im Körper haben sie keine Aufgabe zu erfüllen. Alle anderen Zellen des Körpers übernehmen und erfüllen mit höchster Genauigkeit mehrere Aufgaben. Zum Beispiel Hautzellen: physische Barriere, Schutz vor UV-Strahlen, erkennen Keime und mobilisieren die Abwehr, Sinnesfunktionen etc.
Die Keimdrüsen können sogar ganz fehlen und der Körper funktioniert weiter. Somit kann der Körper auch ohne Keimzellen funktionieren. Die Hormone, die sie ausschütten dienen alle direkt oder indirekt der Fortpflanzung.
Erste Folge: Keimdrüsen- und Zellen sind für die Funktion und das Überleben des Körpers nicht essenziell, der körper braucht sie nicht. Sie sind aber für die Fortpflanzung von größter Bedeutung, also essenziell. Mit den Keimzellen liefern sie die Grundbausteine für die Fortpflanzung und mit den Hormonen steuern sie das Aussehen des Körpers, die Geschlechtsorgane lassen Merkmalen entstehen, die zur Paarung Anreiz geben, wie Brüste bei Frauen und im Allgemeinen die geistig-sotialen Handlungen, die zur Paarung und somit zur Fortpflanzung führen werden.
Dass die Fortpflanzung automatisch abläuft, wenn zwei unterschiedliche Keimzellen einer Spezies fusionieren, ist bereits oben ausreichend augumentiert worden (mit Argumenten belegt worden).
Bleiben wir aber noch eine Weile beim Praktischen. Was bedeutet, FORTGEPFLANZT zu werden?
Das bedeutet, wortwötlich erzeugt zu werden, aus der Teilung und Differenzierung einer einzigen Zelle zu entstehen. Wieso? Betrachtet man die Zellen als die Träger des Erbgutes, dann könnte “das Erzeugen” von mehrzelligen Lebensformen ein Muss sein, um den Zellen einen sicheren Lebensraum auf Dauer zu gewähren. Die Körper leben ja nicht unendlich, sodass immer neue erzeugt werden müssen. Die Körper sind also Bewahrer der Zellen, welche ihrerseits Bewahrer des Erbgutes sind.*1
Geschichtlich kann das so gedeutet werden: die Urzellen haben einmal, vor vielen Jahren, Metazellern / merhzellige Lebensformen in unterschiedlichen Variationen geschaffen (Evoluionstheorie). Diese haben sich im Laufe der Zeit stabilisiert und die meisten von ihnen existieren auch heute noch. Jede davon hat ein eigenes Erbgut / Bauplan, nach dessen Vorgaben sie auch heute noch entstehen. Das nennen wir Fortpflanzung. Sie läuft automatisch ab, wie bereits beschrieben. Die heutige Entstehung der nachfolgenden Generation, Nachkommenschaft ist eine Kurzfassung des langen Entstehen der Spezies. Das, was einmal Millionen Jahre gedauert hat, läuft bei der Entstehung eines Kindes, zum Beispiel in wenigen Monaten und bei anderen Tierarten in einigen Tagen oder Stunden ab.
Daraus kann folgen, dass Evolution der Arten und die Differenzierung der Zellen ein und dasselbe sind, mit dem Unterschied, dass sie auf zwei verschiedenen Ebenen des Lebens stattfinden. Einmal auf der Ebene der Zellen und ein anderes Mal auf unserer Ebene des Lebens hier auf der Erde.
Sind wir wirklich nur Bewahrer der Zellen? Sind wir deswegen entstanden oder erzeugt worden?
Eine wichtige Bedingung für das Überleben der Arten ist das Eingliedern von Elementen gewesen, die für Fortpflanzung der Metazeller unentbehrlich sind. Das sind die Keimdrüsen bei Mensch und Tier gewesen. Wie die ersten Metazeller funktioniert haben und ob sie bereits in frühen Stadien der Evolution solche Elemente enthalten haben, weiß ich nicht, denn dieser Beitrag hier ist aus einen Entwurf zu einem Buch über Irrtümer in den Wissenschaften, der Philosophie und Religion zusammengestellt worden. Sicher aber ist, dass ohne solche Elemente die Lebensformen in dieser großen Vielfalt heute nicht existieren würden.
Ob die Fortpflanzung eine Täuschung, Realität oder Zufall ist, überlasse ich jedem selbst zu entscheiden.
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