Nochmal zurück zum Beispiel Bicep2. Mit dem Experiment blicken Kosmologen in die Weiten des Weltalls, es geht also nicht um unvorstellbar kleine, sondern um unfassbar große Entfernungen. Trotzdem kann man bis zu einem gewissen Punkt sichere Aussagen machen. Die Physikerin und Philosophin Sibylle Anderl hat das im Planckton-Blog der FAZ getan, wobei sie den Beitrag geschrieben hat, bevor die Debatte um die Ergebnisse von Bicep2 ins Rollen kam. Den Hintergrund zu den Messungen erklärt sie trotzdem sehr ausführlich, und zwar dass die Gravitationswellen in winzigen Sekundenbruchteilen kurz nach dem Urknall entstanden sind, als sich das Universum schlagartig ausdehnte. Diese sogenannte Inflationsphase birgt noch viele offene Fragen, doch wie es danach weiterging, nachdem das Universum weiter abgekühlt war, ist recht gut verstanden. Hier gibt es also eine zeitliche Grenze, die beschreibt, wo die Forschung neues Terrain erreicht und wo möglicherweise andere Gegebenheiten herrschen. Außerdem geht Anderl darauf ein, wieso Kosmologen exotische Konzepte wie die Inflation überhaupt einführen. Nicht etwa aus Beliebigkeit, sondern weil auf diese Weise Probleme lösbar werden, die bei früheren Modellen auftauchen, wenn es um die Inflationsphase geht.
Ich finde, aus solch einer Einordnung lässt sich viel mitnehmen. Denn so spannend sie sein mögen, die ungelösten Rätsel der Wissenschaft, die Vorstöße ins Ungewisse, wir brauchen immer eine Orientierung auf dem Weg dorthin. Ich habe mich jetzt mit Physik beschäftigt, wie in anderen Wissenschaften das Alt- vom Neuland getrennt werden kann, ist sicher genauso interessant. Als kleines Schmanckerl zum Schluss verweise ich deshalb auf ein Video aus der Reihe Significant Details von den SciLogs. Darin erzählt die Archäologin Eva Rosenstock, wie sie sich ständig die Gefahr vor Augen hält, von der eigenen Deutung zu überzeugt zu sein (Anfang des Videos bis Minute 1:17). Das ist schonmal ein guter Ansatz. Und da in diesem Blogbeitrag fast nur von Wissenschaftlerinnen und Autorinnen die Rede war, möchte ich betonen, dass ich Wissenschaftler und Autoren natürlich herzlichst miteinschließe 😉
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